Scott Stapp - Proof of life
Wind Up / Universal
VÖ: 31.01.2014
Unsere Bewertung: 3/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Mäh, Ihr Schafe
Scott Stapp ist der Mann mit den zwei berühmtesten Kartoffeln der Musiklandschaft in den Backen. Keiner presst und knödelt beim Singen so passioniert wie er. Manchesmal kann große Gesangskunst auch nach Sitzsport auf dem Klo klingen, was der dreifache Grammy-nominierte Christenmensch mit seiner Hauptband Creed oft genug unter Beweis stellte (Stichwort: "With arms weeeeeeid opn" – Betonung auf dem ersten, im Deutschen Zwielaut, der letzte Vokal gehört verschluckt). Nun hat er seine erdäpfeligen Nachtschattengewächse wieder in Bewegung gesetzt und schickt der Welt nach seinem mit Platin veredelten Solo-Unfug "The great divide" aus dem Jahre 2005 originellerweise ein neues One-Man-Lebenszeichen: "Proof of life" halt.
"Dies ist das bedeutungsvollste Album in meiner Karriere", sagt Stapp über sein neuestes Verbrechen. Statt in glänzendem Muymacho-Lackleder präsentiert er sich diesmal in T-Shirt und Bootcut-Jeans. Bescheiden wird er, dazu elf neue Songs, welche die Reife und Erfahrung widerspiegeln sollen. Schon klar. Was das bedeutungsvollste Album seiner Karriere sein soll, ist vielmehr bedeutungsgeschwängerte Publicity für Stapps großes Idol Jesus. Dieser ging ja bekanntlich mit seiner Marketing-Strategie, nur um den See Genezareth für sich zu werben, ziemlich baden (äh, Pardon, über Wasser) neben den 50 weiteren Messiasen mit stärkerer und vor allem politischerer Massenwirkung, und überließ den eigentlichen Werbespaß seinen Jüngern und Aposteln. Wie diese geht Stapp missionieren und erklärt sein Vorbild den Zeitumständen entsprechend kurzerhand zu einem Rockstar. Für die jungen Anhänger der konservativen christlichen Rechten wird das wohl gerade recht kommen. Was hat "Proof of life" aber außerdem zu bieten?
Wieder einmal eine massenmediale Lebensbeichte. Das Leitmotiv seines Schaffens seit 2005. Der Scott hat es nicht leicht gehabt. Vor allem nicht, als er beispielsweise mit Kid Rock großkotzig und zugedröhnt wie ein Astronaut beim schnellen Gangbang gefilmt wurde und von sich behauptete, er sei Gott, während er ebenso zugedröhnte dumpfe Groupie-Bunnies zu mindestens gleich bedeutungsvollen Liebesdiensten überredete, wie "Proof of life" bedeutungsvoll ist. Derlei schwere Schläge zwingen jeden aufrechten Mann in die Knie. Ach ja, da waren dann noch der Schnaps und ein paar Drogen. Stapp aber rappelte sich wieder auf und beichtet und beichtet und beichtet sich auf jedem neuen Album die Seele aus dem Leib. Für die Sound-Soutane holte er sich auch gleich die Hirten des letzten Creed-Outputs "Full circle", Howard Benson und Chris Lord-Alge, in den Beichtstuhl. Warum sich Benson für diese repetierten Fazetien hergibt, ist fraglich. Es muss aber nicht immer alles verstanden werden.
Stapp kreist in seinem kleinen privaten Anti-Sodom-und-Gomorrha-Universum wie ein Trabant um die Sonne seines Erlösers: "Bring Jesus back again". Er wird seit "The great divide" nicht müde zu betonen, dass es vorbei ist mit Groupies, Nutten und Drogen, dass er beinahe einen "Slow suicide" begangen hätte, dass es Zeit für den "New day coming" ist. Sein Traum ist ein "Break out" und das Fazit lautet demgemäß "Dying to live". Jesus rettete sein Leben, neben den vielen Pastoren, die das steinreiche, auf Irrwege gelangte Schäfchen wieder in die kuschelige Heimeligkeit der kirchlichen Ideologien führten. Allerdings ist dieser Weg musikalisch kaum tragbar. Schon gar nicht für uns unorthodoxe europäische Journalisten, die nicht den rechten Kampf kämpfen. Im Grunde gilt auch nach neun Jahren Zeit im Land, was Kollege Cordsen in seiner Rezension zu dem Vorgänger von "Proof of life" so treffend schrieb: "Stilistisch ist Stapp kein großes Risiko eingegangen." Alles klingt genauso wie 2005. Auch thematisch und pathetisch. Dann doch lieber Sodom und Gomorrha, aber ohne Stapp. Möge der Herr mit ihm sein.
Highlights
- Slow suicide
Tracklist
- Slow suicide
- Who I am
- Proof of life
- New day coming
- Only one
- Break out
- Hit me more
- Jesus was a rockstar
- What would love do
- Crash
- Dying to live
Gesamtspielzeit: 42:00 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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mike |
2016-11-19 12:40:43 Uhr
Na ja die CD ist nicht schlecht. Aber er nuschelt sehr stark. Scott konnte ich akustisch immer besser verstehen.Into the wild ist aber ein grandioses Beispiel dafür, dass sich Scott Stapp und Eddie Vedder nicht so ahnlich sind, wie immer behauptet wird. Danke. Lange Rede, kurzer Sinn. Ich bin trotz meines jahrelangen Creed Fan Daseins nicht so intolerant, dass ich jeden, der was gegen Creed sagt mit Haut und Haar verschlinge. Das letzte Album von Scott Stapp mag ich auch nicht besonders. Es erinnert mich an eine Mischung zwischen der neueren Nickelback Musik und Bon Jovi, der mittlerweile die Melodien von Nickelback verwendet. Besonders die Refrains weisen sowohl inhaltlich als auch musikalisch einige Schwächen auf. Die Stimme klingt, im Gegensatz zu den the great divide elektronisch verzerrt, wie bei Nickelback. Jedenfalls hat das neuere Album weder was mit Creed noch mit Scott Stapp zu tun. Das kann man aber anders schreiben, als diejenigen, die ihre in Rezensionen eingepackten Gemeinheiten und persönlichen Angriffe für Poesie halten. Laut. De übt auch Kritik. Diese hat aber eine wesentlich weniger persönliche Note. Das könnte daran liegen, dass der Focus eher auf die Musik gelegt wird und nicht auf die Person. |
darth vedder |
2016-11-19 12:02:54 Uhr
und dabei ist vedders stimme auf dem soundtrack "into the wild" absolut unerträgliches geknödel. |
mike |
2016-11-19 10:28:28 Uhr
Die Tatsache ,dass Ähnlichkeiten bestehen wird als Schwäche deklarierte, obwohl er nichts dafür kann. Bei Eddie Vedder wird genau diese Stimme in den höchsten Tönen gelobt. |
mike |
2016-11-19 10:22:38 Uhr
Ich widerlege schon. Du sagst es fehle der Band an Kreativität. Dabei hört sich die Instrumentalen Arrangements gar nicht wie Pearl jam an. Das einzig Ähnliche ist die Stimme. Und für die kann keiner was. |
Tobson Postings: 1061 Registriert seit 11.06.2013 |
2016-11-19 09:25:58 Uhr
@ Genau genommen widerlegst du mit deinen Ausführungen in keinster Weise meinen Post, deswegen bin ich etwas verwirrt, was du eigentlich aussagen möchtest.Und nein, ich werde nicht zugeben, dass Stapp besser klingt als Vedder, weil es meiner Meinung nach nicht so ist. Stapp "knödelt" häufig zu sehr. |
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Referenzen
Creed; Alter Bridge; Submersed; The Mayfield Four; Default; One Less Reason; Edgewater; Velvet Revolver; Days Of The New; Nickelback; Puddle Of Mud; Staind; Fuel; Seether; Bob Seger; Ted Nugent; Seven Wiser; Stereoside; Course Of Nature; Cavo; Revis; Stone Sour; Seven Mary Three; Mitch Ryder; 12 Stones; Tom Cochrane; Bryan Adams; Chris Gaines; Jet Black Stare; Eve To Adam; Emphatic; Decyfer Down; Saving Abel; Smile Empty Soul; Faktion; Since October; Deepfield
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