Augustines - Augustines
Caroline / Universal
VÖ: 07.02.2014
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Sein statt Schein
Vorher ist nachher ist vorher: Als das New Yorker Trio We Are Augustines 2012 ihr Debütalbum "Rise ye sunken ships" veröffentlichte, lag neben mehreren familiären Katastrophen – sowohl die Mutter als auch der Bruder von Sänger Billy McCarthy brachten sich im Zuge ihrer Schizophrenie-Erkrankung um – auch die eine oder andere persönliche Veränderung bereits längst hinter der Band. Noch vor Fertigstellung des Albums änderte die Band ihren Namen von Augustines zu We Are Augustines, und mit der schweren emotionalen Geschichte, die sie in ihren Songs verarbeiteten, ging es plötzlich um die Welt. Was kann danach nur kommen? Die einzig logische Konsequenz: Mit der Veröffentlichung ihres zweiten, nunmehr selbstbetitelten Albums streichen We Are Augustines das "We Are" und präsentieren damit nicht nur auf dem Cover ihr wahres Gesicht. Eine starke Botschaft: Sie zeigt, dass sie mit dem einen Kapitel abgeschlossen haben und sich hinter nichts mehr verstecken müssen. Denn dass sie Augustines sind, ist spätestens jetzt klar.
Den Übergang meistern McCarthy und seine beiden Kollegen erstaunlich gut: Gehen sie auf der ersten Hälfte von "Augustines" zwar noch auf Nummer sicher und erfüllen damit genau die Erwartungen, die die Hörerschaft nach "Rise ye sunken ships" an sie gesetzt hat, weisen die darauffolgenden Stücke die Entwicklung auf, die sie in den letzten Jahren durchgemacht haben. Aber alles auf Anfang: Mit dem Opener "Intro (I touch imaginary hands)" traut sich die Band auf melodiöses, beinahe verspieltes Territorium, um kurz darauf in "Cruel city" einen Kompromiss aus den Songs vom Debüt sowie ein paar tropischen Rhythmen zu finden. Es soll nicht das einzige Experiment auf "Augustines" bleiben, das sie in der kommenden Dreiviertelstunde eingehen. Hier herrscht ein neues Selbstbewusstsein, das sie womöglich auch dank Co-Produzent Peter Katis gewonnen haben, der vor allem durch seine Zusammenarbeit mit The National auf "Alligator" und "Boxer" bekannt wurde.
Den Kollegen rund um Matt Berninger sind sie in Brooklyn vielleicht auch ein ums andere Mal über den Weg gelaufen, oder haben sich deren letzte Alben womöglich nur ganz besonders genau angehört, denn Ähnlichkeiten sind durchaus vorhanden. Das energetisch-poppige "Weary eyes" etwa zeugt von der selben Intensität und grundehrlichen Euphorie, während das etwas bombastischer aufgebaute "Now you are free" womöglich einer der Grundsteine für den zukünftigen neuen Sound legen könnte. Eingeschlagen wird der neue Weg vor allem durch "Walkabout", das passend zum Selbstfindungsthema zerbrechlich und ruhig beginnt, nur mit McCarthys zurückhaltender Stimme und der Pianountermalung. Langsam, aber stetig, baut sich jedoch die Gitarrenwand auf, das Schlagzeug setzt ein, der Gesang wird stärker und von irgendwoher kommen noch ein paar Streicher und Bläser – und spätestens mit ihnen auch die Gänsehaut.
Zur neuen favorisierten Stadionrock-Band verkümmern sie dabei aber natürlich nicht, auch wenn die Stücke größtenteils mutiger und größer arrangiert sind als früher. Songs wie das anspruchsvolle "The avenue" überzeugen vor allem dank der perfekten Harmonie zwischen McCarthys Gesang und der Instrumentierung, die wohl dem umfangreichen musikalischen Talent von Eric Sanderson zu verdanken ist. Nie stellt sich eine der beiden Parteien in den Vordergrund, und durch das gemeinsame Spiel funktionieren Augustines bei ihrem zweiten Streich noch besser als auf ihrem Debüt. Da wundert einen auch der hier durchweg vorhandene Optimismus nicht, der mit "Hold onto anything" auch ein starkes Album abschließt. Auch ohne Indikativ-Präsens sind Augustines genau da, wo sie hingehören – und genau die Band, die sie sein wollen.
Highlights
- Nothing to lose but your head
- Weary eyes
- Walkabout
- Now you are free
Tracklist
- Intro (I touch imaginary hands)
- Cruel city
- Nothing to lose but your head
- Weary eyes
- Don't you look back
- Walkabout
- Kid you're on your own
- This ain't me
- Now you are free
- The avenue
- Highway 1 interlude
- Hold onto anything
Gesamtspielzeit: 44:57 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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eric Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion Postings: 2856 Registriert seit 14.06.2013 |
2014-02-17 15:04:35 Uhr
Nee, an erster Stelle nicht wirklich. Aber ich verstehe, warum die dir die in den Sinn kommen. ;) |
musie Postings: 3975 Registriert seit 14.06.2013 |
2014-02-17 13:35:52 Uhr
bei den referenzen müsste meines erachtens (an erster stelle) The Gaslight Anthem stehen... |
sugar ray robinson Postings: 151 Registriert seit 14.06.2013 |
2014-02-10 15:52:47 Uhr
@LeatherfaceIch kann Dein Statement jetzt schon irgendwie nachvollziehen. Hab es aber auch nie kritisiert. Es erschien mir aber fremd, weil ich nach dem wirklich tollen ersten Album und der Live-Darbietung keinen Zusammenhang erkennen konte. Es zeigt aber, wie so ein Album, ohne dass man sich mit den Hintergründen beschäftigt hat, ankommen kann. Ich halte die Band schon für zu tiefst authentisch, nach der lange erfolglosen Zeit als Pela und wie sie einfach live rüberkommen. Ich glaube, dass sie diesmal übers Ziel hinausgeschossen sind, niemals in Stadien landen werden und zu neuen Nickelbacks verkommenen werden. Das nächste Album wird entscheidend. |
Armin Völler |
2014-02-10 14:58:12 Uhr
DIE SCHÄRFE BRINGT IHR DOCH REIN!!! MÜSSEN WIR UNS DENN ALLES GEFALLEN LASSEN???? |
seno Postings: 3650 Registriert seit 10.06.2013 |
2014-02-10 14:34:43 Uhr
"Ich verstehe die Schärfe nicht ..." |
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Referenzen
Pela; The National; Admiral Fallow; Dry The River; Lambchop; Wilco; American Music Club; Mark Eitzel; Frightened Rabbit; Mumford & Sons; Arcade Fire; Pavement; The Weakerthans; Broken Records; Okkervil River; Alcoholic Faith Mission; Neutral Milk Hotel; The Decemberists; Youth Group; Tindersticks; The Pogues; My Latest Novel; Seachange; Clap Your Hands Say Yeah; Red House Painters; Sun Kil Moon; The Go-Betweens; Woven Hand; Sixteen Horsepower; The Delgados; Hayden; +/-; Modest Mouse; The Replacements; The Cure
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