Red Hot Chili Peppers - By the way
Warner
VÖ: 08.07.2002
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Alarmstufe Rot
Was waren das Zeiten, als die Red Hot Chili Peppers noch als funky monks unterwegs waren, regelmäßig unschuldige Tennissocken über ihre Genitalien stülpten und nebenbei noch die Zeit fanden, mit ihrem chaotischen Sound aus Funk, Punk und Rap den Crossover aus der Wiege zu heben. Seit dem ist viel passiert. In einer unglaublichen Berg- und Talfahrt durch zwei Jahrzehnte, die sich wie die Geschichte des Rock'n'Roll selbst liest, haben die Red Hot Chili Peppers alles erlebt, was vier Musikanten zusammen widerfahren kann. Der frühe Drogentod von Saitenartist Hillel Slovak, Ein-, Aus- und doch Wiedereinstieg des für die Band unverzichtbaren John Frusciante, fantastische Alben, aber auch mißglückte Werke. Und letztlich das ganz große Happy End mit dem '99er Multimillionenseller "Californication", der die Red Hot Chili Peppers zur populärsten Band unter der Sonne machte. Steven Spielberg hätte die Geschichte dieser vier Kalifornier nicht besser inszenieren können.
Nun, nach dreijähriger Schaffenspause sind die Chili Peppers also zurück, und versuchen sich zum zweiten mal daran, was ihnen 1995 mit "One hot minute" nicht gelingen wollte: einem Meilenstein der Bandgeschichte, damals war es die revolutionäre Funk-Rock-Fusion "Blood sugar sex magik", einen würdigen Nachfolger zur Seite zu stellen. Trotz ähnlicher Aufgabe sind die Vorzeichen diesmal jedoch andere. Die Bandmitglieder gehen mit Ausnahme von Frusciante stramm auf die 40 zu, man ist gemeinhin clean und kann vor allem mit der ruhigen Gewißheit ans Werk gehen, niemandem mehr einen Beweis für irgendetwas schuldig zu sein.
Und so souverän klingt "By the way" dann auch. Im eröffnenden Titelstück geht es zwar nochmal zu wie damals vor dem großen Durchbruch - Flea läßt den Baß slappen, und Anthony Kiedis preßt abgehackte Wortfetzen aus sich heraus, als wäre er eine leere Zahnpastatube. Aber schon beim Refrain gehen die Peppers wieder ihrer auf "Californication" erstmals schamlos ausgelebten Melodieverliebtheit in die Fänge und glänzen mit wundervollem, mehrstimmigem Gesang. Überhaupt der Gesang: Nicht nur Kiedis präsentiert sich auf "By the way" in stimmlicher Bestform, auch John Frusciante kitzelt bisweilen erstaunliches aus seinem Organ heraus, so daß man die fast gänzlich ausgemusterten Raps zu keiner Zeit vermißt.
Ein schleppendes Schlagzeug führt anschließend durch den sympathischen Schunkler "Universally speaking", der mit Xylophon, Beach Boys-Chören und hübschen Streichern unverkennbar im Sixties-Pop verankert ist und damit auch die Marschroute für die kommende Stunde vorgibt. Die Chili Peppers treffen auf Sergeant Pepper. Und was der von seinen pilzköpfigen Freunden zu erzählen hatte, muß den Kaliforniern ganz besonders gut gefallen haben, denn anders läßt sich nicht begreifen, wie diesen ehemaligen Rotzlöffeln plötzlich unschuldig-schöne Stücke wie "Tear" mit einem Bläsersolo, daß einfach jedem das Herz öffnen muß, aus der Feder fließen. Paul und Ringo hätten sicherlich ihren Spaß mit diesem Song, John und George grüßen derweil verschmitzt zwinkernd vom Himmel herab.
Verweise auf die eigene Vergangenheit gibt es indes nur wenige zu hören. Diese haben es dafür jedoch ganz besonders in sich. So entpuppt sich "Can't stop" angetrieben von einem furiosen Frusciante-Intro und einem wie im Rausch sprechsingenden Kiedis nochmal als naßgeschwitzter Funk-Bastard, während der besoffene Flamenco-Feger "Cabrón" (zu deutsch wahlweise Ziegenbock, Scheißkerl oder auch Zuhälter) früheren Schweinereien die letzte Ehre erweist. Wenn sie wollen, können die Peppers als doch noch crazy. Gut so. Nur die Socken, die werden bestimmt nicht mehr zweckentfremdet.
Highlights
- By the way
- Can't stop
- Tear
- Minor thing
Tracklist
- By the way
- Universally speaking
- This is the place
- Dosed
- Don't forget me
- The zephyr song
- Can't stop
- I could die for you
- Midnight
- Throw away your television
- Cabrón
- Tear
- On Mercury
- Minor thing
- Warm tape
- Venice queen
Gesamtspielzeit: 69:04 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
retro |
2018-08-11 15:11:38 Uhr
bei instrumentalen versionen fehlt immer was. |
Affengitarre User und News-Scout Postings: 11173 Registriert seit 23.07.2014 |
2018-08-11 14:27:24 Uhr
Seh ich auch so. Gerade auf "BSSM" war die teilweise echt gut. Und Charisma hat die Stimme auch. Hab mal in die instrumentalen Versionen reingehört, da fehlt schon was. |
Nun |
2018-08-11 14:16:45 Uhr
Übertreiben muss mans auch nicht.....Er war nie ein begnadeter Sänger obwohl er zu BSSM Zeiten bei den ruhigen Songs schon Talent zeigte. Leider ging im in Laufe der Zeit immer mehr sein Stimmchen flöten durch sein Gesangstil. Dennoch bis zur Statium Platte ging seine Stimme auf Platte völlig klar. |
benito upside down |
2018-08-11 12:57:37 Uhr
"Venice Queen" ist ein Top 3 RHCP Song. Die obskureren Tracks des Albums, wie etwa "Warm Tape", "Tear", "Midnight" etc. sind ziemlich unterschätzt.Aber "Kiedis in Überform", sorry, er nervt wie auf jedem anderen Peppers Album auch. Zum Glück gibt es mittlerweile die Instrumentale Version (wobei ich mir die mit John's backing vocals wünschen würde). |
el duce |
2018-08-10 16:50:45 Uhr
"tear" ist nicht weniger faszinierend. Kiedis in Überform, wie auf der ganzen Platte. |
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Referenzen
Incubus; Hoobastank; 311; Soak; Supergroove; Living Colour; Fishbone; Jane's Addiction; Porno For Pyros; Smash Mouth; Sugar Ray; OPM; Sublime; The Mighty Mighty Bosstones; Foo Fighters; Dave Matthews Band; Lenny Kravitz; The Beach Boys; The Beatles
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