Eleni Mandell - Let's fly a kite
Make My Day / Indigo
VÖ: 24.01.2014
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Die Langweilisierung
"The president said he'd close the jail / Cause it's the right thing to do / But the president didn't close the jail like he promised to", singt Eleni Mandell in "Something to think about". Wird die Mandell auf "Let's fly a kite" politisch? Wohl kaum, nicht mehr als sonst. Allerdings regt sie zu kleinen Denkanstößen über die Lage der Welt an, die ihrem neuen Output gut zu Gesicht stehen.
Nach ihrem sogenannten "Crooner-Album" "I can see the future", das vermutlich der langweiligste Rohrkrepierer des Jahres 2012 war, legt die große Dame des Singer-Songwriter-Country mit Album Nummer neun erneut nach. Partiell schafft es die Mandell, sich von den Nachwehen der Ennuyanz zu befreien, jedoch nur partiell. "Let's fly a kite" ist meilenweit davon entfernt, ein Meisterwerk zu sein. Doch nur eine schmale Feldwegbreite hindert ihr neues Album daran, auch ein gutes zu sein. Nach der herben Enttäuschung, die "I can see the future" darstellte, ist das eine Steigerung und mithin eine gute Nachricht. Aber was bleibt, ist wie schon 2012 gesagt wurde: ein bisschen Langeweile.
Nicht ganz unschuldig an dem Umstand einer marginalen Besserung sind ihre musikalischen Mitstreiter. Für "Let's fly a kite" warb Mandell die vollzählige Nick Lowe Backing Band an, die Backing Voice leiht Angie Pollock, welche sich bei The Lightning Seeds sowie bei Goldfrapp die nötigen Meriten verdiente, und hinter den Produzentenknöpfchen sitzen Neil Brockbank und Robert Treffern (Nick Lowe). Also auf ein Neues. Auffallend ist die stilorientierte Öffnung von "Let's fly a kite". Neben den bereits durchexerzierten Country- und Americana-Einflüssen hat die Songschreiberin sich diesmal auf eine Liaison mit Gospel, Blues, Jazz und Mariachi eingelassen. Überraschend erscheint, dass trotz Einfluss-Vielfalt eine Stringenz und Kohärenz gewährleistet wird, welche "I can see the future" in seiner einseitigen Form nicht besaß.
Schwierig allerdings wird es, über die unzähligen unbeeindruckenden Lückenfüller hinwegzusehen. Schon mit "Love never acted" wird ein gähnendes Nichts präsentiert, das in seiner Behäbigkeit kaum irgendwo hängen bleibt, höchstens an einem rostigen Nagel in der Wand der Nicht-Erinnerung. Ebenso lassen sich daran das mit Mariachi-Trompeten versatzstückelte "The man who's always lost" oder das vollends in bekannten Mandell-Melodien unaufgeregt auf Rentnerfahrt befindliche "Anyone like you" festmachen. Das wäre auch anders gegangen.
Lieder wie das swingjazzige "Like dreamers do", das aufgehübschte "Little joy" oder das intimzerbrechliche "I like you" (nein, hier gibt es keine Verbindung zu Rosi Golan und Lena Meyer-Landrut) stechen in diesem einheitsbreiigen und lieblos aneinandergeklatschten Songreigen wie strahlende Diamanten heraus, können im großen Ganzen "Let's fly a kite" aber nicht vor dem hauseigenen Desinteresse retten. Wie Mandell ihre Lieder scheinbar bewusst als einen prozessualen Akt veröden lässt, so egal wird es dem Hörer, sich auf diesen Prozess einzulassen. Ein Neologismus trifft "Let's fly a kite" wohl am besten: Langweilisierung.
Highlights
- Little joy
- I like you
- Like dreamers do
Tracklist
- Put my baby to bed
- Wedding ring
- Little joy
- Love never acted
- The man who's always lost
- I like you
- Anyone like you
- Maybe yes
- Something to think about
- Midnight hauler
- Cool water
- Like dreamers do
Gesamtspielzeit: 37:49 min.
Referenzen
Nick Lowe; The Living Sisters; Eilen Jewell; Rosi Golan; The Watson Twins; Grace Griffith; Linda Thompson; Carole King; Aimee Mann; Victoria Williams; Jolie Holland; Kelly Hogan; Eliza Gilkyson; Tift Merritt; Laura Cantrell; Mary Gauthier; Kristin Hersh; Nina Simone; Patsy Cline; Joni Mitchell; Emmylou Harris; Mary Lorson; Tammy Wynette; Beth Orton; Dawn Landes; Chuck Prophet; The Be Good Tanyas
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