The Gaslight Anthem - The B-sides
SideOneDummy / Cargo
VÖ: 31.01.2014
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Stecker raus
Und dann war der Strom weg. Am 22.5.2010 war das, fünf schlaflose Nächte, nachdem ARD und ZDF wegen der Verletzung von Capitano Ballack so kurz vor der Fußball-WM ihr Programm geändert hatten. Der Tatort war hier kein grüner Rasen, die Tatwaffe keine Blutgrätsche des Berliners Kevin-Prinz Boateng. Im Gegenteil. Wir befanden uns in den Cutting Room Studios in New York City. Der legendär geschmackssichere Radiosender KEXP, Sitz in Seattle, hatte einen Mann mit seiner Band vorgeladen, um sein Programm legendär geschmackssicher gestalten zu können. Jetzt saß der Herr erst mal alleine da, alleine mit Gitarre, eingepackt in dicke Kopfhörer und ein dünnes blau-schwarzes Karohemd. Fans hätten ihn bereits an den Bügelfalten seiner Hemdsärmel erkannt, die seine Arm-Tattoos zur Schau stellten: hochgekrempelt, als wäre er gerade bei der Schwerstarbeit.
Tatsächlich war dieser Mann, dieser damals 30-jährige Brian Fallon, voll in seinem Element. Mit dem verdiente er auch Geld – aber vor allem Anerkennung. Fallons volltatöwierte Hand schrubbte über das Griffbrett seiner Unplugged-Gitarre. Der leuchtend orange Verstärker, Kultmarke Orange, hatte Sendepause. Und immer, wenn der Song "Antonia Jane" in Richtung Refrain abhob, machte Fallon die Augen zu – und schwebte weg. Klappe, Cut, Schluss und raus mit Applaus. Ein paarmal schickt der Sender KEXP die intime Aufnahme über den Äther. The Gaslight Anthem, die Band Brian Fallons, packt sie noch mal auf die Single ihres Songs "The Diamond Church Street choir" drauf, die ihrerseits 2011 in einer Box enthalten sein wird, die alle Singles von The Gaslight Anthem vereint. Jetzt ist die Aufnahme wieder da, kompiliert, abgepackt und noch mal in die Regale gestellt auf einer einzigen Platte, auf der auch viele anderen so genannte B-Seiten von The Gaslight Anthem versammelt sind wie alte Momentaufnahmen aus den Jahren 2008 bis 2011. Nicht wenige davon entstanden in Zusammenarbeit mit dem Sender KEXP. Die meisten davon sind trotzdem eher was für Sammler und Alleshabenmüsser. Doch der Reihe nach.
Die B-Seite, unendliche Weiten: Mit seiner elf Stücke starken Tracklist dringt diese Platte in Klanggalaxien vor, die noch nie ein Mensch zuvor gehört hat. Außer Sammlern, versteht sich. Hier, in der Schallrille der Herzen, im Windschatten der Hitsingle, die mit ihr vermarktet wird, finden sich nicht selten verschüttete Schätze. Nur hier trauen sich Hits ungepimpt, ungeschönt und abgeschminkt vor die Haustür: so etwa die Akustik-Version von "American slang", die aus dem Mainstream-Rockhit von 2010 einen Fast-Alleingang an Gitarre und Sombre von Brian Fallon macht – gelegentlich gestützt nur von schüchternen Background-Vocals der Bandmitglieder, garantiert gefühlsecht gehalten in einer (be)rauschenden Klangqualität weit diesseits von Dolby-Gedöns und High Definition Audio.
Doch wie so oft auf diesen Compilations: Es ist nicht alles Vinyl-Gold, was knarzt. Der Akustik-Version von "The '59 sound" fehlt der treibende Beat, die knallige Produktion, die den Song in unsere Jahrespolls 2008 gespült hatte. "State of love and trust" ist auch live mitgeschnitten in der Webster Hall New York eine nette Nachspiel-Version von Pearl Jams Klassiker, kaum mehr, nicht weniger. Das live ebenso akustisch eingespielte "Great expectations" hat Fallon schon mit mehr Inbrunst intoniert. Im verrauschten "Boxer" fragen sich Normalsterbliche und Nicht-Kreationisten, ob das in der Form wirklich noch mal für Extra-Geld auf eine Platte muss. Und überhaupt: Am Stück gehört fehlt den Songs, ob eigenen oder fremden, dann doch irgendwann die Produktion, die aus B-Seiten-und Raritäten-Sammlung eine vollständige, stimmige Platte macht. Und ein bisschen natürlich, manchmal zumindest, bei so einer elektrifizierenden Band: der Strom.
Highlights
- She loves you
- American slang (acoustic)
Tracklist
- She loves you
- The '59 sound (acoustic)
- State of love and trust (live)
- Tumbling dice
- The queen of lower Chelsea (acoustic)
- Songs for teenagers
- Great expecations (acoustic)
- Antonia Jane (acoustic)
- American slang (acoustic)
- Boxer (acoustic)
- Once upon a time
Gesamtspielzeit: 39:02 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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floesn Postings: 162 Registriert seit 14.06.2013 |
2014-01-21 10:07:33 Uhr
Habe mich eigentlich immer auf Alben von TGA gefreut. das hier lässt mich alleine von der Tracklist her schon komplett kalt. Nach "Sink or swim" und "The 59 Sound" wurde es dann doch recht beliebig. Leider. |
ichundnichtdu |
2014-01-21 09:54:50 Uhr
Test gelungen. ;)Schade, dass es wenige "echte" B-Sides gibt, und die meisten Stücke nur Acousticversionen bekannter Lieder sind. Und dann fehlen auch noch die besten. |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27676 Registriert seit 08.01.2012 |
2014-01-21 00:30:12 Uhr
Wir testen jetzt mal was und eröffnen zu ein paar frisch rezensierten Alben einen neuen Thread, wenn es noch keinen gibt. Hier könnt Ihr Euch über dieses Album austauschen. |
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Referenzen
Dave Hause; Chuck Ragan; Matt Pryor; Rocky Votolato; The Menzingers; Apologies, I Have None; The Draft; Against Me!; Hot Water Music; Foo Fighters; Favez; New End Original; The Weakerthans; The Horrible Crowes; Buffalo Tom; Nikola Sarcevic; Dustin Kensrue; Samiam; Solea; Sommerset; Smoke Or Fire; Face To Face; Leatherface; Bouncing Souls; The Lawrence Arms; Ted Leo & The Pharmacists; Bruce Springsteen; Paul Westerberg; The Replacements; Tom Petty; The Hold Steady; Rival Schools; Jawbreaker; The Promise Ring; Beatsteaks; Donots; The Loved Ones; Fake Problems; Defiance; Ohio; Strung Out; Jimmy Eat World; Polar Bear Club
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