Boy George - This is what I do
Very Me / Kobalt / Rough Trade
VÖ: 24.01.2014
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
The Boy is strange
"Junge oder Mädchen?" – "Na, wir wollen doch nicht schon so früh anfangen, das Kleine in Rollen zu drängen, oder?" Das waren noch Zeiten, in denen man über halbgare Witze wie diesen schmunzeln konnte, ohne gleich von GeschlechtstheoretikerInnen eines mit der Keule übergezogen zu bekommen. Nämlich vor etwa 30 Jahren, als George O'Dowd mit Culture Club auf der Bildfläche erschien – inklusive um ein "Boy" ergänzten Vornamen, weil die extravagante Androgynität des homosexuellen Frontmannes manchen an dessen Geschlecht zweifeln ließ. Vom exaltierten Äußeren abgesehen hatte Boy Georges Band aber immerhin gekonnten Blue Eyed Soul und Pop-Evergreens wie "Do you really want to hurt me?" oder "Time (Clock of the heart)" vorzuweisen. Doch der Ruhm verpuffte schnell: O'Dowds gottesfürchtiges Nachfolgeprojekt Jesus Loves You war nicht annähernd so erfolgreich, und zuletzt machte der Brite nur mehr durch unnütze Compilations und Konflikte mit dem Gesetz auf sich aufmerksam.
Mittlerweile ist Boy George über 50, denkt laut über ein Comeback von Culture Club nach und erweist sich als cleverer Zeitgenosse mit schiefem Humor, der selbstironisch bekennt: "Ich bin eine langweilige alte Queen geworden." Aber eben auch eine, die erstmals seit dem 1995er Longplayer "Cheapness and beauty" wieder neue Songs schreibt. Und Boy Georges Name ruft immer noch Mischpultkoryphäen wie den etwa an Depeche Mode erprobten Dave Bascombe oder Martin "Youth" Glover von Killing Joke auf den Plan, die bei der Produktion von "This is what I do" gewohnt hochklassige Arbeit abliefern. Kitty Durham lässt sich auch ohne Daisy und Lewis im Studio blicken, und mit "Death of Samantha" ist eine nicht nur atmosphärisch gelungene Yoko-Ono-Coverversion dabei. Zum Glück. Denn obwohl die ausladende Geste des prächtigen Openers "King of everything" zunächst blendet: So viel, wie man angesichts vollmundig angekündigter Neuerfindung vermuten könnte, hat sich auf "This is what I do" gar nicht geändert.
Denn O'Dowd macht lediglich das, was er schon immer konnte. Er unterlegt schunkelnden Pop-Reggae mit Bläsern, Hammondorgeln und souligem Backgroundgesang, erteilt den kriegerischen Absichten der Menschheit eine Absage, preist den Allmächtigen und gönnt sich ein wenig Nabelschau ob der eigenen schillernden Person. Leider stranden diese Inhalte jedoch allzu oft bei beliebigen Standards wie "Live your life" oder verkitschten Balladen Marke "It's easy". Die Chöre des zunächst kraftvoll-konzisen Gospels "My God" tragen entschieden zu dick auf, und statt den Roots-Stampfer "My star" würdevoll zu beenden, quetscht O'Dowd gar noch eine Toasting-Einlage hinein – da hilft auch kein deplatziertes "Feel the vibration across the nation" im letzten Stück. "Everybody knows the Boy is strange", beteuert er zuvor – beinahe mit der vorauseilenden Unterwürfigkeit einer nicht immer stilsicheren Diva, die ab sofort ein latent missglücktes Album mehr auf dem Buckel hat. Junge, komm bald wieder? Wenn ja, dann bitte mit besseren Songs.
Highlights
- King of everything
- Death of Samantha
Tracklist
- King of everything
- Bigger than war
- Live your life
- My God
- It's easy
- Death of Samantha
- Any road
- My star
- Love and danger
- Nice and slow
- Play me
- Feel the vibration
Gesamtspielzeit: 54:30 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Extreme noise terror |
2013-10-12 10:39:11 Uhr
Unbedingt! |
noise Postings: 998 Registriert seit 15.06.2013 |
2013-10-12 10:37:58 Uhr
Ist das jetzt wirklich eine Meldung wert? |
Armin Plattentests.de-Chef Postings: 27195 Registriert seit 08.01.2012 |
2013-10-11 18:08:08 Uhr
BOY GEORGE veröffentlicht nach 18 Jahren ein neues Studioalbum via Kobalt Label Services am 24.01.2014 Liebe Medienpartner, er zählt seit Jahrzehnten zu den außergewöhnlichsten Pop-Ikonen unserer Zeit und meldet sich nach 18 Jahren mit einem nagelneuen Studioalbum zurück: BOY GEORGE ist wieder da und veröffentlicht mit "This Is What I Do" ein fantastisches Album mit 12 brandneuen Titeln. Das Album wird in Deutschland via Kobalt Label Services (KLS) am 24.01.2014 erscheinen. Das Video zur ersten Single "King Of Everything" feierte gestern seine Deutschlandpremiere bei Vevo.com: http://vevo.ly/c8gJxz Boy George hat "This Is What I Do" gemeinsam mit seinen langjährigen Partnern John Themis, Kevan Frost und Richie Stevens (Soul II Soul, Tina Turner, Simply Red, Culture Club) geschrieben. Richie Stevens hat das neue Album in den Cowshed Studios in London produziert und Songwriter und Produzentenlegende Martin Glover alias Youth (Killing Joke) war ebenso beteiligt wie Dave Bascombe (Tears For Fears, Depeche Mode), der das Album gemixt hat. Musikalisch wird Boy George auf dem Album von DJ Yoda, Kitty Durham (Kitty Daisy & Lewis), Ally McErlaine (Texas), MC Spee (Dreadzone) und Nizar Als Issar unterstützt, einige davon werden ihn auch bei den kommenden Liveterminen begleiten. Boy George braucht eigentlich keine weitere Erklärung. Seit über 30 Jahren im Musikgeschäft, begeisterte er schon Anfang der 80er die Massen als Sänger und Frontmann einer der erfolgreichsten Bands aller Zeiten, der mit unzähligen Grammys und Brit Awards ausgezeichneten britischen Band CULTURE CLUB. Auch als Solokünstler feierte Boy George große Erfolge und hat mittlerweile über 150 Millionen Platten verkauft und konnte Top 10 Hits auf der ganzen Welt feiern. Neben seiner Gesangskarriere ist Boy George auch seit 20 Jahren als House DJ unterwegs und sehr gefragt in Clubs überall auf der Welt. Doch jetzt konzentriert er sich auf sein neues Album, das eine erste große Liebe wieder entfacht hat, Songs schreiben und singen. "Ich habe zuletzt viel Musik aus den 70ern gehört, Sachen wie "Beast of Burden" von den Stones. Richie Steven`s Ansatz war ein sehr organischer, er ist der beste Drummer Englands und das Gefühl beim gemeinsamen Aufnehmen des Albums war von Anfang an fantastisch. Dieses Mal habe ich Songs geschrieben in einer Zeit in der ich sehr glücklich bin. Es gibt keine Exlover an denen ich mich in meinen Songs rächen möchte. Für mich umfasst das neue Album am besten der Titel "Bigger Than War". Tracklisting: King Of Everything Bigger Than War Live Your Life My God It`s Easy Death of Samantha Any Road My Star Love and Danger Nice and Slow Play Me Feel The Vibration http://www.boygeorgeuk.com/ |
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Referenzen
Culture Club; Jesus Loves You; Altered Images; Bow Wow Wow; Dexys; Soft Cell; Marc Almond; Dead Or Alive; Empire Of The Sun; Elton John; Joshua Kadison; Robbie Williams; Erasure; The Assembly; Feargal Sharkey; Marianne Faithfull; Antony & The Johnsons; Baby Dee; Rufus Wainwright; The Irrepressibles; Roxy Music; Bryan Ferry; David Essex; Wham!; George Michael; Terence Trent D’Arby; Soul II Soul; Mark Ronson; Scissor Sisters; Hercules And Love Affair; The Beloved; The Specials; Madness; UB 40; The Special A.K.A.; Simply Red; Haircut 100; Nick Heyward; Keane; The Killers; The Style Council; ABC; Visage; Ultravox; Midge Ure; Tears For Fears; Fine Young Cannibals; A-ha; Morten Harket; Alphaville; Bronski Beat; The Communards; Kajagoogoo; Limahl; Ellis, Beggs & Howard; Paul Young; Spandau Ballet; Eighth Wonder; Strawberry Switchblade; British Electric Foundation; Kitty, Daisy & Lewis; Yoko Ono; Leonard Cohen; Nizar Al Issa
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