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Spaceman Spiff - Endlich Nichts

Spaceman Spiff- Endlich Nichts

Grand Hotel van Cleef / Indigo
VÖ: 10.01.2014

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Tabula-rasa-Sehnsucht

Gleich mehrere große Schritte hat Hannes Wittmer alias Spaceman Spiff seit "... und im Fenster immer noch Wetter" getan. Ein lang gehegter Traum ging am anderen Ende der Welt in Erfüllung, denn die Lieder auf Album Nummer 3 sind zu großen Stücken auf einer Monate währenden Neuseelandreise entstanden. Waren die beiden letzten Alben vor allem vom Umzug aus Würzburg ins turbulente Hamburg geprägt, befriedigte die Reise offensichtlich auch die Sehnsucht nach einem gedanklichen Neustart, denn "Man kann nur mittelmäßig malen / Auf einem vollen Blatt Papier." Tabula rasa für den Weltraum-Cowboy: "Endlich Nichts".

Nach seiner Rückkehr folgte dann ein großer Satz mitten ins Wohnzimmer des Hamburger Urgestein-Labels Grand Hotel van Cleef, das nun erstmals eine Spaceman-Spiff-Veröffentlichung unter die Leute bringt. Und auch Sound-Wolke Felix Weigt (Die Höchste Eisenbahn, Kid Kopphausen) samt Perkussionselementen, Klavier, Bass und Xylophon sowie Jonny König am Schlagzeug scharen sich einträchtig um den zurückhaltenden jungen Mann, der sich ebenso verlegen wie stetig beim Gitarrespielen die rutschende Brille zurück auf die Nase schiebt.

Diese nun auch auf Langspielplatte gebannte Bandformation verleiht "Endlich Nichts" neuen, stellenweise fast schon rockigen Nachdruck. Zwar sind die Gitarrenmelodien und Schlagzeugrhythmen weiterhin nicht übermäßig erfinderisch, erschaffen aber ein Pendant, welches das Gefühl von vertonten Gedichten - vor allem des "Bodenangst"-Debüts - endgültig vergessen macht. Stücke wie "Der Tag an dem ich nicht verrückt wurde" oder "Han Solo" stocken den bisher reduzierten Ansatz des Nun-Weltenbummlers schrittweise auf, ohne dabei Intimität und Nähe einzubüßen. So erscheint die Absage an alle, die Spaceman Spiff nach "... und im Fenster immer noch Wetter" zum neuen, deutschen und poetischen Heroen stilisieren wollten, auch gefühlt vis-à-vis: "Scheiß auf die Helden / Weil sowieso niemand so ist / Wie das alle erzählen."

Glücklicherweise möchte man also auch weiterhin Wittmers Texte in Hörsaal-Pulte ritzen. Das beinahe aufbrausende "Nichtgeschwindigkeit" fördert "Und hier in der Stadt schmerzen all die Gelenke / Weil man die Bänke im Park völlig vergessen hat" als wunderbare Metapher für das hohe Tempo unserer Zeit hervor. Und "Oh Bartleby" verbreitet mit leuchtenden Augen Aufbruchsstimmung: "Sein Alter hat irgendwer ganz einfach vergessen / Bloß nicht alt, nicht zu jung / Noch immer in Schwung und kein Ruf zu verlieren." Tatsächlich kann das nächste Ziel kaum noch zur Diskussion stehen. Das Weltall scheint nicht zu weit, und mehr (luft-)leerer Raum geht dann auch nicht. Gut, dass Hannes Wittmer seit Kreieren seines Alter Egos den Weltraumhelm immer parat hat.

(Andreas Menzel)

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Highlights

  • Teesatz
  • Oh Bartleby
  • Milchglas
  • Nichtgeschwindigkeit

Tracklist

  1. Vorwärts ist keine Richtung
  2. Teesatz
  3. Mind the gap
  4. Was wir anders wollen
  5. Oh Bartleby
  6. Bevor der Konjunktiv gewinnt
  7. Wände
  8. Milchglas
  9. Der Tag an dem ich nicht verrückt wurde
  10. Nichtgeschwindigkeit
  11. Die Ruhe selbst
  12. Han Solo

Gesamtspielzeit: 46:30 min.

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