Stephen Malkmus & The Jicks - Wig out at jagbags

Domino / Rough Trade
VÖ: 03.01.2014
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Das Alternativprogramm
Wer hätte das gedacht? Da zieht es Stephen Malkmus erst nach Berlin, und dann nimmt er einfach mal so ein Album auf, das stattdessen von der kleinen Domstadt am Rhein inspiriert wurde, zusätzlich zu den Einflüssen von Can, Gas, Weezer, den Red Hot Chili Peppers, Rosemarie Trockel, Jan Lankisch und einigen anderen Namen, mit denen er seinen sechsten Streich mit den Jicks ankündigt. Der Ex-Pavement-Mann gibt sich eben nicht mit der üblichen Beatles-Schablone zufrieden und setzt für seinen Alternative-Sound auf mehrere, wenngleich manchmal nicht gleich ganz offensichtliche Möglichkeiten, um seinen unnachahmlichen Stil zu verfeinern. Als Bonus zeigt sich Malkmus zudem noch verspielter als sonst, was angesichts seiner mittlerweile fast 23-jährigen Karriere sicher nicht mehr allzu selbstverständlich ist.
Schon der Opener "Planetary motion" glänzt mit einer Vielzahl verschiedener Gitarren-Intermezzi und schlägt die perfekte Brücke zu Malkmus' letzten Album "Mirror traffic", dessen deutlich poppigerer Einschlag sich auch auf "Wig out at jagbags" wiederfindet. So auch im wunderbar entspannten "J Smoov", das dank der Bläser sogar leicht jazzig daherkommt, während "Chartjunk" den Strom wieder anzapft und ordentlich auf den Putz haut – amüsantes Gebläse gibt es hier allerdings zum Schluss auch. Man gönnt sich ja sonst nichts, und Malkmus muss sich ohnehin hinter niemandem verstecken.
Trotzdem fehlt auf "Wig out at jagbags" etwas Grundsätzliches, Essenzielles, das sich leicht in Worte fassen lässt, sofern man gerne von rotem Textilgarn spricht. Zugunsten des so umschriebenen Fadens hätte Malkmus nämlich auf den einen oder anderen Einfluss vielleicht besser verzichtet. Einem Song wie "Shibboleth" etwa geht trotz seiner recht kurzen Spielzeit von nicht einmal drei Minuten viel zu schnell die Puste aus, und "Rumble at the rainbo" wirkt obgleich seines charmant gebrüllten Intros "This one's for you, grandaaaaad!" zu unausgegoren und wechselhaft. Mit dem psychedelischen "Surreal teenagers" gelingt dem alten Fuchs Malkmus dann jedoch zum Schluss noch der große Wurf, der sich bis zur Mitte aufbaut und schließlich in einem anfangs ungemütlichen und nur langsam zugänglicheren Alternative-Rock-Guss endet, wie man ihn letzten Endes auch vom Kalifornier kennt. Wenngleich möglicherweise nicht alle Erwartungen erfüllt wurden, weiß man so zumindest immer noch, dass Malkmus noch das eine oder andere Ass im Ärmel hat.
Highlights
- Planetary motion
- J Smoov
- Chartjunk
- Surreal teenagers
Tracklist
- Planetary motion
- The janitor revealed
- Lariat
- Houston hades
- Shibboleth
- J Smoov
- Rumble at the rainbo
- Chartjunk
- Independence street
- Scattegories
- Cinnamon & lesbians
- Surreal teenagers
Gesamtspielzeit: 41:24 min.
Referenzen
Pavement; Loose Fur; Silver Jews; Tall Firs; Wilco; Sebadoh; Preston School Of Industry; Built To Spill; Evan Dando; The Folk Implosion; Grandaddy; Yo La Tengo; Wooden Wand; Thurston Moore; Sonic Youth; Dinosaur Jr.; The Apples In Stereo; Superchunk; Vanilla Fudge; Swell Maps; Jim O'Rourke; Hefner; The Fall; Camper Van Beethoven; Mystery Jets; Low; Girls; Television; Pixies; Guided By Voices; Motorpsycho
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