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ERAAS - Initiation

ERAAS- Initiation

Felte / Cargo
VÖ: 15.11.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Für den Anfang

Groß ist die Vielfalt menschlicher Obsessionen. Vor allem, wenn es darum geht, jemanden zum Mitglied einer – vorzugsweise männlichen – Gemeinschaft zu machen. Derjenige muss dann entweder Würmer essen, Pilzrahmsuppe auf ex trinken oder wenigstens sein Erspartes beim Warzenschweinrennen verjubeln. Am Anfang von ERAAS standen jedoch keinerlei Initiationsrituale, sondern ein Ende: Das Duo Robert Toher und Austin Stawiarz gründete sich aus der Asche der 2009 aufgelösten elektronischen Post-Rocker Apse. Und da offenbar niemand etwas dagegen hatte, nahmen die beiden den Titel der unvollendeten EP "Eras" einfach mit, spendierten ihm Versalien sowie einen zusätzlichen Vokal und benannten sowohl ihre neue Band als auch ihr Debütalbum danach. "Initiation" ist also kein Beginn, sondern bereits die zweite ERAAS-Platte.

Und außerdem eine, bei der man genau zuhören sollte. Nicht nur, weil sie keine halbe Stunde dauert und nicht annähernd so anstrengend ist wie die Alben der Vorgängerband. Bei dieser verrenkte Toher sich in Songs wie "3.1" nämlich stimmlich zuweilen so sehr, dass es fast klang, als sei Matthew Bellamy von Muse das Gleiche mit seinem Magen passiert. Trotzdem läuft hier längst nicht alles in so geordneten Bahnen ab, wie es das überschaubare Line-Up vermuten lassen könnte. Zwar ist von Post-Rock weitestgehend keine Rede mehr – dafür täuscht "Initiation" zunächst Downbeats an und füllt sie dann mit Ambient-Schwaden, kosmischem Uptempo und hageren Dubstep-Rudimenten auf. Und allmählich muss man konstatieren, dass ERAAS in sehr knapp bemessener Spieldauer mehr unterbringen als andere Bands auf mehreren Alben.

Schon der zweigeteilte Opener "Looking glass / Pettibon" erfordert besondere Aufmerksamkeit, wenn die Brooklyner zuerst so tun, als würden Soulsavers den Lichtschalter nicht finden und sich danach urplötzlich auf Chillwave mit Etagenheizung verlegen. Was dann auch erklärt, warum es dauernd so merkwürdig gluckert. Erst mit Verzögerung wird dem Hörer bewusst: Das unablässige Sirren und Heulen, das zusehends erkennbar Wörter formt, ist Tohers Gesang. Dieser fungiert im groovigen bis skelettierten Wummern von "Initiation" statt als bedeutungstragendes Element häufig als zusätzliches Instrument zwischen fernöstlich dudelnden Harmonien und schemenhaften Keyboard-Wölkchen. "The dream" saugt den Hörer anschließend vollends ein und erlangt dank hypnotischer Flöterei und rollenden rhythmischen Unterbaus fast meditative Qualität.

"Above" kickt dann kurz, aber umso fideler einen kleinen krautigen Rocker vor sich her, und "Splitting" holt einen Slap-Bass aus der hintersten Ecke. Doch bevor "Initiation" in irgendeiner Form aus dem Ruder laufen kann, beruhigen ERAAS die Szenerie immer wieder mit entschleunigten Beats und außerirdischen Stimmungen – natürlich erst nachdem sie TripHop-Ansätze und Swamp-Elektronik gründlich von jedem Partikelchen Gemütlichkeit oder gar Blues entkernt haben. Zum Schluss schielt sogar Burials William Bevan anerkennend um die Ecke: Haben diese beiden cleveren Schrauber den Beatschlaufen seines "Untrue"-Tracks "Near dark" fürs Titelstück doch tatsächlich noch etwas mehr Fleisch von den Knochen geschält. Respekt: Nicht nur für den Anfang ist "Initiation" ein verdammt ausgekochtes kleines Album. Und weitermachen bitte.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • The dream
  • Above
  • Old magic

Tracklist

  1. Looking glass / Pettibon
  2. The dream
  3. Above
  4. Guardian / descent
  5. Old magic
  6. Circling
  7. Splitting
  8. Initiation

Gesamtspielzeit: 28:59 min.

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