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Jerry Cantrell - Degradation trip

Jerry Cantrell- Degradation trip

Roadrunner / Universal
VÖ: 24.06.2002

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Vom falschen Zeitpunkt

Einen schlechteren Termin zur Veröffentlichung seines zweiten Soloalbums hätte Jerry Cantrell wohl kaum erwischen können. Gerade jetzt, kurz nachdem Alice In Chains durch den Tod von Sänger Layne Staley mal wieder kurz und heftig, vor allem aber leider final, durch den Blätterwald rauschten, erscheint "Degradation trip". Unter anderen Umständen hätte dieses Album wohl eine große Hoffnung genährt; die Hoffnung, daß die Alice in Ketten vielleicht doch noch mal eine Chance haben könnte. Denn Jerry Cantrell schüttelt hier Songs aus dem Ärmel, die dem Grunger der ersten Stunde Tränen in die Augen treiben.

Daß diese Tränen jetzt wohl vielmehr Zeichen der Trauer denn der Freude sind, hat Jerry Cantrell nicht zu verantworten. Wenn man versucht, den Verlust Layne Staleys auszublenden, bleibt mit "Degradation trip" ein Album, daß mehr als nur einmal an den einsamen Höhen der Klassiker "Facelift" und "Dirt" kratzt. Träge erscheinende, aber ungeheuer kraftvolle Riffs saugen das Licht aus der Umgebung und geben einer wohlbekannten Düsternis Raum. Zwischen Wut, Verzweiflung und Schmerz finden mehrere Stimmen Platz und lassen ihren Qualen freien Lauf. Und genau in diesen Momenten wird dem Hörer, der Alice In Chains kennt, umso schmerzlicher bewußt, wie sehr diesen in Moll getauchten Satzgesängen die zweite Charakterstimme fehlt.

Diese Rezension ist nicht die erste, die Gefahr läuft, ein verkappter Layne Staley-Nachruf zu werden, und sie wird wohl auch nicht die letzte sein. Zu tief bohrt Jerry Cantrell hier in den frischen Wunden, die es noch gar nicht gab, als er den "Degradation trip" aufnahm. Noch vor zwei Monaten wäre dieses Album ein Hoffnungsschimmer gewesen. Doch selbst wenn es schwerfällt, daran zu glauben: In einiger Zeit, wenn nur noch ein paar Narben übrig sind, wird man dieses Album mit mehr Genuß als Schmerz hören können. Als das, was es wirklich ist, und dann eben auch sein kann: eine große und richtig gute Rockplatte.

(Rüdiger Hofmann)

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Highlights

  • Anger rising
  • Mother spinning in her grave (Glass Dick Jones)
  • Castaway
  • Spiderbite

Tracklist

  1. Psychotic break
  2. Bargain basement Howard Hughes
  3. Anger rising
  4. Angel eyes
  5. Solitude
  6. Mother spinning in her grave (Glass Dick Jones)
  7. Hellbound
  8. Give it a name
  9. Castaway
  10. She was my girl
  11. Chemical tribe
  12. Spiderbite
  13. Locked on
  14. Gone

Gesamtspielzeit: 72:17 min.

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