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Atlantean Kodex - The white goddess

Atlantean Kodex- The white goddess

Cruz Del Sur / Soulfood
VÖ: 04.10.2013

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Das europäische Monument

Klassischer Metal kann richtig grausam sein. Ellenlange Soli, zielloses Geriffe und zusammengestückelte Pseudo-Epen sind zu befürchten. Doch die aus Bayern stammende Band Atlantean Kodex steht zum Glück nicht auf onanistisches Gefrickel. Schon mit seinem Debüt "The golden bough" hatte das Quintett für gehörigen Wirbel in der Szene gesorgt. Angelehnt an die frühen (sprich: erträglichen) Manowar und heute wohl nur noch Eingeweihten bekannten Bands wie Bathory und Manilla Road pflegt die Gruppe einen ebenso traditionsbewussten wie potentiell zeitlosen Stil.

Nun ist sie mit ihrem Zweitwerk "The white goddess" zurück - und wie. Sowohl konzeptionell als auch musikalisch ist das Album episch angelegt. Nichts Geringeres als Europa und dessen Untergang steht im Zentrum des Werks. Ausgehend von den mythischen Wurzeln der europäischen Kultur zeichnet die Band in fünf ellenlangen Songs ein düsteres Bild des Kontinents, der seit jeher zwischen Avantgarde und Barbarei oszilliert.

Doch ohne tragfähige Kompositionen verpufft selbst die intelligenteste Allegorie. Die Lieder auf "The white goddess" sind jedoch zum Glück nicht nur lang, sondern auch groß. Große Gitarrenwände, große Refrains, große Klasse. Was etwa in den elf Minuten des Openers "Sol invictus" passiert, macht sprachlos. Was für ein Brett, was für eine Hymne. Auch das sakrale "Heresiarch" und das von einem herrlichen Gitarrenmotiv getragene "Twelve stars and an azure gown" haben das Zeug zu Klassikern.

Sänger Markus Becker mag nicht die testosterongeschwängerte Urgewalt eines Eric Adams in den Stimmbändern haben, seine glasklare und besonders in ruhigeren Momenten an Folksänger erinnernde Stimme verleiht den Songs auf "The white goddess" aber erst jene Bodenhaftung, die andere Genre-Vertreter so schmerzlich vermissen lassen. Nur in den höchsten Tonregionen geht ihm manchmal etwas die Puste aus, was ob der diese Schwächen auffangenden Harmoniegesänge aber kaum ins Gewicht fällt.

Wirkliche Ausfälle sind keine auszumachen. Zudem verdichten die zwischen den Longtracks eingestreuten akustischen Interludes die Atmosphäre unaufdringlich und wirkungsvoll, sodass "The white goddess" wie aus einem Guss wirkt. Die Metal-Presse feiert Atlantean Kodex also durchaus zu Recht. Ein Pflichtkauf für jeden altmodischen Metal-Fan und eine Empfehlung für alle, die keine Angst vor hoch singenden Männern haben.

(Christopher Sennfelder)

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Highlights

  • Sol invictus
  • Heresiarch
  • Twelve stars and an azure gown

Tracklist

  1. Trumpets of Doggerland
  2. Sol invictus
  3. Bilwis
  4. Heresiarch
  5. Twelve stars and an azure gown
  6. Der Untergang der Stadt Passau
  7. Enthroned in clouds and fire
  8. White goddess unveiled

Gesamtspielzeit: 55:55 min.

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