Linkin Park - Recharged
Warner
VÖ: 25.10.2013
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 3/10
Mut zur Zerstörung
Nun ist es wieder soweit. Die Gaben des Gabentisches müssen zeitlich zum Kauf beseligenden Heiligabend wieder ge-"recharged" werden. Ein guter Weg dazu ist die mediale Vermarktung von simplen Remix-Alben als vollwertige "neue" musikalische Ergüsse. Je größer die jeweilige Institution von Band, umso einfacher dreht die kapitalistische Konsummaschinerie einen Salto Mortale im Dauerloop, um das Produkt gewinnbringend an den Mann und die Frau zu bringen. So geschehen mit den namhaften Rick-Rubin-Schützlingen von Linkin Park und ihrem "neuen" Album.
Die Veröffentlichung von "Recharged" aber hat Ecken und Kanten. Elf Jahre nach dem Hip-Hop-Recycling-Akt ihres Debüts mit "Reanimation" wird mit dem nunmehr zweiten Remix-Versuch weniger die wirtschaftsordnende Werbetrommel für noch mehr Ca$h rhythmisch gepoltert, als vielmehr Nine-Inch-Nails-artiger Dekonstruktivismus (wie man es stilvoll von Trent-Reznor-Song-Dekompositionen gewohnt ist) auf die Experimental-Flaggen gepinselt. Dass damit einigen Sympathisanten erster, zweiter sowie dritter Stunde ordentlich vor's Schienbein gepinkelt wird, ist bei den fertigen Klang-Attacken so sicher, wie die damaligen Einnahmen des nach Bio-Teebeutel-Prinzip wiederaufgegossenen Instant-Hits des berühmten Erstlings auf "Meteora". Mut zur Zerstörung also. Liebe Groupie-Anhänger der Band: bitte einmal ordentlich schlucken.
Viel bleibt Euch von dem "ursprünglichen" Kompositionsmaterial von "Living things" nicht erhalten, denn rund um den letzten regulären Studio-Auswurf werden die Bolzen krachend gezogen: mal hier eine Hookline, mal da eine Gesangsmelodie, mal dort ein kleines Zierpen, das muss als Erkennungssignal hinreichen. Für Hater grandios, für Lover schön ungeil oder die freudige Akzeptanz im Hahnenkampfring ihrer eigenen Meinung.
Ach ja, mit "A light that never comes" findet sich auch noch ein neuer Evergreen für den alten Kuchenzahn. Hier wurde mit Steve Aoki etwas gezaubert, was mörderisch die Vollpension auf Ballermann 6 rockt, aber mit Nietzsche-Zitaten – die auch schon der Hetfield von Metallica herauskrakeelte – und einem Earcandy-Refrain die nötigende Gültigkeit sowie Ausschließlichkeit der Intelligenzia für sich beansprucht. Kann durchaus für gut befunden werden. Der M.-Shinoda-Remix von "Castle of glass" powert mit Disco-Halbkugel-Beat das alte Commodore-64-Soundgeknirpse hoch, während selbiger Neumix von "Victimized" die Technopumpe atemlos wie ein Air-Force-Pilot unter Schlafentzug von den originären Fundamenten mit Mach 6 wegbefördert und den Stressfaktor ankurbelt. Neben Radio-DJ-Raps von Pusha T und Ciara-Crescendos im Vice-Neugedresche von "I'll be gone"; Flanger-Abfahrten in der Dirtyphonics-Dekonstruktion des gnadenlos guten "Lies greed misery"; Kirmes-Sausen-Asi-Spaß mit "Powerless" in seinem Enferno-Remix; der jetzigen Gluckerglucker-Sause in der Tom-Swoon-Neumischung, die jegliche Radiotauglichkeit des scheinbar nur für das Radio konzipierten "Burn it down" unter Niveau wegknödelt; schrillem Skrillex-Electro-Brostep in der Datsik-Wiederbearbeitung von "Until it breaks"; oder einem auf Dust-Brothers-Drums reduzierten Money-Mark-Headphone-Remix des gleichen Songs: es sind alle Arten, Variablen und Spielereien musikalischer dem "Boden gleichmachen" des fünften Linkin-Park-Albums vertreten. Die Frage ist nur, wem es gefällt. Mangelnder Experimentalwille lässt sich der Band nicht vorwerfen. Reine Geldmacherei ebensowenig. Den Gabentisch pimpt "Recharged" bestimmt nicht auf. Aber runter auch nicht.
Highlights
- A light that never comes
- Lies greed misery (Dirtyphonics Remix)
- A light that never comes (Rick Rubin Reebot)
Tracklist
- A light that never comes (feat. Steve Aoki)
- Castle of glass (Killsonic Remix)
- Victimized (M. Shinoda Remix)
- I'll be gone (feat. Pusha T, Vice Remix)
- Lies greed misery (Dirtyphonics Remix)
- Roads untraveled (feat. Bun B, Rad Omen Remix)
- Powerless (Enferno Remix)
- Burn it down (Tom Swoon Remix)
- Until it breaks (Datsik Remix)
- Skin to bone (feat. Cody B. Ware and Ryu, Nick Catchdubs Remix)
- I'll be gone (Schoolboy Remix)
- Until it breaks (Money Mark Headphone Remix)
- A light that never comes (Rick Rubin Reebot)
Gesamtspielzeit: 68:52 min.
Referenzen
Steve Aoki; The Glitch Mob; Skrillex; Sonny Moore; Knife Party; Kill The Noise; Zomboy; i SQUARE; Porter Robinson; Dog Blood; deadmau 5; Flux Pavillon; Datsik; Zedd; SKisM; Monsta; Pendulum; Casxio; Gemini; Krewella; XKore; Borgore; The M Machine; Bassnectar; Dubba Jonny; Rusko
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