The Killers - Direct hits (Limited deluxe edition)

Island / Universal
VÖ: 08.11.2013
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Change your mind
"And I just can't look / It's killing me / And taking control." Tja, was soll man noch sagen über The Killers, was in den letzten Jahren nicht schon millionenfach gesagt worden wäre – mal mit mehr, mal mit weniger Wehmut in der Stimme? Damals in der Indie-Disco schien die Welt so einfach, das Vergnügen so nah, die Musik so gut. "Mr. Brightside" animierte zum Tanzen, "Smile like you mean it" zum Knutschen, "All these things that I've done" zum pathosgeschwängerten Mitgrölen unter Freunden. "I've got soul but I'm not a soldier", stellte Frontmann Brandon Flowers mit fester Stimme klar, und man glaubte ihm jedes Wort. Über die Jahre hinweg verhielt es sich mit der Lieblingsband aus Las Vegas plötzlich wie mit der Showtime-Serie "Dexter": Beide starteten sie stark, bäumten sich irgendwann sogar noch etwas auf – um dann gnadenlos tief zu fallen. Schließlich fragte sich selbst der hartgesottenste Fan, wann es eigentlich genau passiert ist, dass Flowers & Co. mit voller Wucht vom Heimtrainer geflogen sind, wie es eben gerade noch dem kleinen Harrison in einer der furchtbarsten Szenen der TV-Geschichte passiert ist.
Dank "Direct hits", der ersten Greatest-Hits-Compilation der Band, lässt es sich aufgrund der chronologischen Reihenfolge immerhin erahnen, beginnt das Teil doch erwartungsgemäß gut mit den oben bereits genannten Hitsingles und früheren Lieblingssongs. Ein erstes Stirnrunzeln folgt jedoch schnell beim Blick auf die Tracklist: Der zwar nicht als Single veröffentlichte, aber unter Fans wie Kritikern gleichermaßen beliebte Song "Jenny was a friend of mine" vom Debüt "Hot fuss" fehlt, ebenso wie "Bones" vom zweiten Album "Sam's town" oder auch das auf der B-Seiten- und Raritätensammlung "Sawdust" veröffentlichte "Tranquilize", auf dem sich der leider frühzeitig verstorbene Lou Reed die Ehre gab. Auf der anderen Seite ertönt da recht versteckt kurz vor Schluss "The way it was" vom lahmen letzten Album "Battle born", weil die Band im Nachhinein festgestellt hat, dass man das Stück als reguläre Single hätte veröffentlichen sollen.
Aber gehen wir lieber auf Anfang, ist eh schöner: Mit "Mr. Brightside" startet "Direct hits" also und ebnet damit den Weg für immerhin vier "Hot fuss"- Stücke – mehr, als von jedem anderen Album verwendet wurden. Wenigstens etwas. Recht schnell wird jedoch klar, dass selbst die alten und liebgewonnenen Hits der Killers mittlerweile doch etwas Staub angesetzt und nicht mehr ganz die gleiche Wirkung haben wie noch vor knapp zehn Jahren und dass das Schema überall recht ähnlich ist. Dennoch: Einen Song wie "When you were young" kann man auch heute noch gut und gern und laut hören, ohne dass es weh tut, wohingegen das darauffolgende "Read my mind" die Schmerzgrenze bereits leicht überschreitet. Spätestens beim nach wie vor unsäglichen "Human" tanzen Flowers und seine Kollegen mit viel Pop, Pomp und Pathos schließlich einfach drüber, und die Talfahrt – oder doch eher der Sturz vom Heimtrainer? – nimmt ihren Lauf.
Hit hin, Hit her: Die Songs vom würdelosen dritten Album "Day & age" kann man getrost überspringen, und obgleich "Runaways" von "Battle born" noch einigermaßen erträglich daherkommt, wird hier der Verfall einer einst hoffnungsvollen Formation deutlich, die früher zwar sicher ein besseres Händchen für Hits hatte, aber auch schon immer etwas mehr auf Quantität statt Qualität setzte. Umso mehr verwundert es, wie sich Anthony Gonzalez von M83 nur für eine derart billige Plastikgrütze ohne jeglichen Nährwert wie "Shot at the night" als Produzent opfern konnte, während Stuart Prices Engagement auf dem ebenfalls neuen "Just another girl" angesichts seiner Arbeit an den letzten beiden Killers-Alben wohl nur konsequent ist und dementsprechend nicht mal mehr für ungläubiges Kopfschütteln sorgt.
Käufer der normalen Version von "Direct hits" haben es hier schon geschafft und dürften nicht nur auf der CD am Ende sein. Jeder Narr, der sich ob der darauf enthaltenen drei Bonus-Songs ernsthaft die Deluxe-Variante besorgt, sei hiermit gewarnt: Neben dem von Calvin Harris verunstalteten Bums-Bums-Remix von "When you were young" gibt es nur noch die bisher ebenso unveröffentlichte, aber gänzlich unnötige Demoversion von "Mr. Brightside", wie den bereits vom letzten Album bekannten Song "Be still", der nach Aussagen von Flowers als gelungener Abschluss fungieren soll. Dem Hörer selbst dürfte es dabei nur noch weiter dämmern: Rückblickend gesehen mögen The Killers noch nie die beste Band der Welt gewesen sein, nicht mal die zweit- oder drittbeste – mussten sie ja auch nicht sein. Aber was man in der Vergangenheit womöglich als Kombo mit den Tophits wahrgenommen hat, hatte innen noch nie weniger Geschmack als jetzt.
Highlights
- Mr. Brightside
- Smile like you mean it
- All these things that I've done
- When you were young
Tracklist
- Mr. Brightside
- Somebody told me
- Smile like you mean it
- All these things that I've done
- When you were young
- Read my mind
- For reasons unknown
- Human
- Spaceman
- A dustland fairytale
- Runaways
- Miss atomic bomb
- The way it was
- Shot at the night
- Just another girl
- Mr. Brightside (Original demo)
- When you were young (Calvin Harris remix)
- Be still
Gesamtspielzeit: 71:53 min.
Referenzen
Zoot Woman; Ultravox; Real Life; Go West; Pet Shop Boys; Sparks; The Buggles; The Human League; Duran Duran; U2; Passengers; Level 42; The Lightning Seeds; Keane; Coldplay; We Are Scientists; Hard-Fi; Hot Hot Heat; Nephew; Mobile; The Alpine; The Ark; Campsite; Aztec Camera; Hall & Oates; ABC; Heaven 17; Visage; New Order; Erasure; Cause & Effect; Garbage; Wham!; Culture Club; Talk Talk; Spandau Ballet; Culture Beat; Foreigner; Eurythmics; INXS; Simple Minds; Nick Straker Band; Gilbert O'Sullivan; Queen; ABBA; Meat Loaf; T. Rex; Elton John; David Bowie; Roxy Music; Bryan Ferry; Melody Club; Sonnit; The Electric Club; Miles; Fisherspooner; Scissor Sisters; MGMT; Das Pop
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