Ulver - Messe I.X-VI.X

K-Scope / Edel
VÖ: 27.09.2013
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Erwartungserwartung
Ulver haben wie keine zweite Band den Schulterschluss zwischen Hochkultur und Black Metal vorausgeahnt. Längst ist das Schmuddel-Image weg, die Traditionalisten fluchen, die ZEIT-Redakteure schreiben. Ulver haben sich früh verabschiedet von ihren Metalgitarren, der Aggression, dem Tempo und den Konzerten im Stehen. Das mag man begrüßen und zu Jubelstürmen ansetzen ob der mutigen Stilbrüche, die die Ausflüge in den TripHop und die Neoklassik bedeuteten. Man kann sich auch sehr lesenswert darüber lustig machen, wie etwa der Kollege einer noch relativ unbekannten Musikseite, die das allerorten gelobte "Perdition city" 2002 mit spitzer Feder verriss.
Ulvers Verdienst ist es, in den Köpfen Platz geschaffen zu haben für das bunte Treiben links und rechts. Sie haben Einfallstore in den Black Metal geöffnet für Electronica, Klassik, vielleicht auch mehr Theorie. Aber neben einem Meisterwerk wie dem Jahrzehntsong "Generation" von Liturgy, welches den Minimalismus Steve Reichs in sieben Minuten in Metal und Mathrock transkribiert und tatsächlich keinen Stein auf dem anderen lässt, sind Ulvers Ideen auf "Messe I.X-VI.X" selbstreferenziell und weitaus bekannter, als die recht bemühte Band selbst vermutet.
Aber "Messe I.X-VI.X" ist nun auch kein schlechtes Album. Gleichwohl Ulver mit recht einfachen Mitteln arbeiten, wovon Orchester, Synthies und der Gitarrenverzicht nicht ablenken können: Atmosphäre erzeugt es. Live dürfte manche Idee dann auch überwältigender wirken als an der heimischen Anlage, so etwa der Bombast von "Son of man", der dankenswerterweise den cheesigen Gesang platt macht. Den Höhepunkt des Albums markiert "Glamour box (Ostinati)", das über bassigem Fundament sägende Geigen türmt und vom ersten Ton an die Spannung hoch hält. Aber selbst hier hätte der Song noch einen brachialen Tiefschlag gegen Ende verteilen können, ja eigentlich müssen. Gewöhnen wir uns dran: Die wilde Zeit von Ulver ist vorbei. Wir alle werden alt.
Highlights
- Glamour box (Ostinati)
Tracklist
- As Syrians pour in Lebanon grapples with ghosts of a bloody past
- Shri Schneider
- Glamour box (Ostinati)
- Son of man
- Noche obscura del alma
- Mother of mercy
Gesamtspielzeit: 44:44 min.
Referenzen
Solefald; Dødheimsgard; Burzum; Anna Von Hausswolff; Head Control System; Arcturus; Manes; Tori Amos; Linnea Olsson; Petrychor; Future Sound Of London; Immortal; Mayhem; Aderlating; William Basinski; Jesu; Current 93; Rome; Coil; Paysage D'Hiver; Mount Eerie; Alcest; Anne Clark; Peter Murphy; Elend; Love Is Colder Than Death; Stoa; Dead Can Dance; Siouxsie And The Banshees; Tricky; Massive Attack; Goethes Erben; Das Ich; Lacrimosa; Forgotten Woods; Nils Petter Molvær; Nurse With Wound; Terry Riley; John Carpenter; Kraftwerk
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