Miraculous Mule - Deep fried
Bronzerat / Soulfood
VÖ: 08.11.2013
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Wo der Blues beginnt
Es gibt Musik, die einfach berührt. Die sich tief eingräbt und dabei doch so simpel ist. Hier eine Melange aus Gospel, Rocka- sowie Psychobilly, Soul, dem dreckigen Whiteboy-Blues und süffigem Roots-Rock vergangener Zeiten. Miraculous Mules Debüt "Deep fried" durchdringt die Membrane der Gefühle und wandert direkt zum Herzen. Hier gibt es einfach mal keinen Scheiß.
Michael J. Sheehy, neben Bruder Pat der Kopf von Miraculous Mule, ist kein unbeschriebenes Greenhorn. Seine Meriten verdiente er sich mit Bands wie Dream City Film Club, Michael J. Sheehy And The Hired Mourners oder Saint Silas Intercession sowie dem Spielen einer musikalischen Richtung, die sich Gothic American Roots Music schimpft: Nihilismus ohne Erlösung.
Miraculous Mule stampfen den Shuffle mit einer gehörigen Portion Soul und öffnen sich unter einer nebelverhangenen Mitternachtssonne dem strahlenden Licht. Ein drückender Einstieg schon gleich zu Beginn mit "Run on", dessen Produktionswerte den Gospel dumpfdumpferamdumpfesten mit einem Fuck You in Richtung rootsy Deltablues befördern. "Satisfied" hingegen präsentiert sich sogleich als klassische Rock-'n'-Soul-Wiederbelebung, zu dem nicht nur dunkle Gewänder passen, sondern auch der mysteriöse Wanderprediger, der die tristen Wolken des Untergangs prophezeit. Ehrlich ist das, ohne aufgesetzt zu sein. Die nötige Portion Coolness wird ebenso mittransportiert wie die beschlagenen Brillen der Blues Explosion. "Evil on my mind", sagen die Herren Mitglieder selbst dazu und vermitteln abgehangene Gefühle in einem Brocken von Lied, das auf seine Rudimente skelletiert die Dunkelheit der Nacht mit einem Lächeln und dem Bewusstsein eines wiederkommenden Morgens um Frieden anzuflehen scheint.
"Lord, I just can't keep from crying" setzt die Reise durch die unendliche Nacht mit einem Blind-Willie-Johnson-Cover im (un-)behaglichen Tempo fort. Was Sheehy mit den Worten des großen Vorbildes ausspricht, scheint ernst zu machen. "Early in the mornin'" kriecht mit Schmackes im Hintern und versprengten Slide-Gitarren durch tiefbraune Südstaaten-Erde, zieht das Tempo wieder an und entpuppt sich als feinster Kopfnicker. Ein Intermezzo freilich, das für das schamanische Traditional "Bal' headed woman" den Weg räumt, an dem sich The Kinks und The Who bereits die Zähne abgenagt haben. Mit ihrer Version stehen Miraculous Mule den beiden Referenz-Größen in nichts nach.
"I'm a soldier" zitiert wieder shufflend gospeligen Roots-Rock und lädt zum Tanz nicht nur auf den Dancefloor, sondern durchaus auch in den Bühnengraben. Was mit Blues beginnt, sollte auch mit Blues enden: erdig, dreckig, siffig. Das ist "Prettiest train". So wird ein Album abgeschlossen, das mit einem Wort schlichtweg nur fabelhaft ist. Bitte mehr davon.
Highlights
- Run on
- Satisfied
- Early in the mornin'
Tracklist
- Run on
- Satisfied
- Dangerous blues
- Evil on my mind
- Lord, I just can't keep from crying
- Early in the mornin'
- Bal' headed woman
- Country circuit preacher
- I'm a soldier
- Prettiest train
Gesamtspielzeit: 27:57 min.
Referenzen
Dream City Film Club; Michael J. Sheehy And The Hired Mourners; William Adamson; Two Jackals; Saint Silas Intercession; Blind Willie Johnson; The Great Crusaders; Tom Waits; Wilson Picket; Blues Explosion; Sixteen Horsepower; Jefferson Airplane; The Dresden Dolls; T-Bone Burnett; Randy Newman; Black Mountain; The Black Angels; Steppenwolf; Neil Young; Steve Mason; The Beta Band; Arab Strap; The Phantom Band; King Biscuit Time