London Grammar - If you wait

Island / Universal
VÖ: 15.11.2013
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Unverzichtbar
Der Ex-Freund von Hannah Reid beißt sich vermutlich mittlerweile täglich mehrfach auf die Lippen. Oder in den Allerwertesten. Oder beides im Wechsel. Welch schöne Frau er da hat gehen lassen (müssen). Eine, die nun obendrein noch erfolgreich ist als Sängerin der Band London Grammar. Gab es Streit? Sind sie immer noch Freunde? Es geht uns einen feuchten Dreck an, aber es beschert uns das zweifelnde wie höchst wunderbare "Wasting my young years", deren Basis die gescheiterte Beziehung der einstigen Liebenden ist. Wo stehen wir nach Jahren des Zusammenseins? Wie hat mein Lebensentwurf auszusehen? Was bleibt mir dann noch vom Leben? Auch davon erzählt der Song und tröstet mit universeller Weisheit: "I've heard it takes some time to get it right." Sinnkrisen zum Frühstück.
Zeit, darüber nachzudenken, bietet das inzwischen in London beheimatete Trio genügend. Den notwendigen Raum liefern sie gleich mit. Die elf Songs ihres Debütalbums sind reduziert und atmen frei, weil das Korsett, das ihnen die Luft abschnüren könnte, nutz- und bedeutungslos in der Ecke liegt. "Strong" etwa stellt weiche Streicherklänge in den Hintergrund, greift im Refrain zum E-Piano und erinnert alleine wegen des auch in vielen weiteren Songs verwendeten essentialistischen Reverb-Gitarrenspiels von Dan Rothman an The xx. London Grammar aber sind mehr Pop. Wo The xx manchmal klingen wie gelangweilte Calvin-Klein-Statisten, singt Reid tränenrührend und herzerweichend: "And man seems so strong." Das sind Momente auf Konzerten, in denen Stille ungeteilte Aufmerksamkeit bedeutet und gefühlskalte Affen Bier holen.
Ausrasten also bitte erst nach dem Song oder noch besser nach dem letzten Ton von "If you wait". Und dann auch nur wegen des inneren Zwangs zu eruieren, ob Reids Stimme nun mehr von Kate Bush, Florence Welch, Judie Tzuke, Katie Stelmanis oder anderen Elfen hat. Notwendig ist das nicht, hat doch Reids Organ, das sicherlich für manche Ohren teils überambitionierte Vorträge liefert, eine enorme Range, dabei aber stets die imperative Weinerlichkeit im positivsten aller Sinne. Zu hören ist die auf ganz starken Songs, die von ihrer aufgefächerten, eindringenden, amtosphärischen Art leben, zwischen Pop, TripHop und Ambient changieren und dank einer Djembé in "Flickers" auch Afropop ansteuern.
"Metal & dust" etwa agiert als ein suggestives Feature von Foals und Massive Attack und bildet einen Kontrast zu "Sights", das sich problemlos eingefügt hätte auf Me And My Drummers "The hawk, the beak, the prey". Die Becken aus "Stay awake" wurden schon vor gefühlt 30 Jahren kaputtgeklopft, "Interlude (live)" hat irgendwann schon einmal Jazz gehört, und der Titeltrack malt sich seine eigene Soundtrack-Landschaft. Apropos: Inmitten der Eigenkompositionen aus 18-monatiger Produktionszeit sitzt mit "Nightcall" ein Cover von Kavinsky. London Grammar entrümpeln allerdings 98 Prozent des French-Electro-Stücks aus dem "Drive"-Soundtrack und verzichten drei Minuten gänzlich auf eine Rhythmusgruppe. Und mit Verzicht kennen sie sich aus. Nur ist es genau das, was man mit "If you wait" tunlichst nicht machen sollte.
Highlights
- Wasting my young years
- Strong
- Nightcall
- Flickers
Tracklist
- Hey now
- Stay awake
- Shyer
- Wasting my young years
- Sights
- Strong
- Nightcall
- Metal & dust
- Interlude (live)
- Flickers
- If you wait
Gesamtspielzeit: 43:03 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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musie Postings: 3038 Registriert seit 14.06.2013 |
2020-04-22 08:43:10 Uhr
sie schreiben neue Songs und wären an einigen wenigen Festivals gewesen in diesem Sommer (zB MadCool). Somit wohl nächstes Jahr die grosse Tour. |
Dan Postings: 249 Registriert seit 12.09.2013 |
2020-04-21 22:32:28 Uhr
Finde das Zweitwerk mindestens genau so gut. Was ist denn mit ihnen passiert? Weiß jemand was? |
Alice Postings: 244 Registriert seit 27.10.2019 |
2020-04-20 19:21:24 Uhr
Finde das zweite Album auch sehr schön. Kommt nicht ganz ans Debüt ran, aber lohnt sich auf jeden Fall mal reinzuhören. |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 25137 Registriert seit 07.06.2013 |
2020-04-20 17:14:57 Uhr
Ewig nicht mehr. Gefällt mir aber wieder sehr gut. Besonders "Sights" und "Strong". Taugt der Zweitling was? |
The MACHINA of God User und Moderator Postings: 25137 Registriert seit 07.06.2013 |
2015-10-26 09:01:14 Uhr
Hab sie zur Hälfte auf dem Melt! gesehen. Die Dame konnte auch live wunderbar singen. |
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Referenzen
The xx; Massive Attack; Amatorski; Imogen Heap; Me And My Drummer; Ms Mr; Hjaltalín; Pascal Pinon; Goldfrapp; Emma Louise; Soléy; James Blake; The Antlers; Foals; Portishead; Lana Del Rey; Low; Jamie Woon; Kate Bush; Kraków Loves Adana; Banks; Tango With Lions; Morcheeba; Everything But The Girl; Super700; James Vincent McMorrow; Lamb; Vampire Weekend; Beth Jeans Houghton & The Hooves Of Destiny; Sea+Air; Warpaint; Daughter; Jessie Ware; Florence & The Machine; Bat For Lashes; Lorde; Alt-J; Icky Blossoms; Austra
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- http://www.theguardian.com/music/2013/sep/05/london-grammar- if-you-wait-interview
- http://www.earmilk.com/2013/09/20/earmilk-interview-london-g rammar/
- http://www.undertheradarmag.com/interviews/london_grammar_ha nnah_reid_dan_rothman/
- http://www.purplesneakers.com.au/2013/09/interview-london-gr ammar/
- http://www.contactmusic.com/interview/london-grammar-intervi ew-2013-oct
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