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VV Brown - Samson & Delilah

VV Brown- Samson & Delilah

YOY / Al!ve
VÖ: 25.10.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Die Radikalkur

VV Brown? Ja, könnte man schon mal gehört haben. 2009 stand ihr Name auf der orakelnden Sound-Of-Liste der BBC fürs nächste Jahr, es folgten ein paar Achtungserfolge in England, den USA und Frankreich. Allerdings nicht in Deutschland. Hierzulande ist der durchschnittliche Musikhörer ja auch eher Schildkröte denn Gazelle, in diesem Fall aber hat er alles richtig gemacht. Denn vor vier Jahren schwamm und musizierte die Britin noch auf der Retro-Soul-Pop-Welle, ihre Veröffentlichungen waren nettes Material im Windschatten von Amy Winehouse & Co, mehr aber auch nicht. Das muss Vanessa Brown, so ihr vollständiger Name, ebenso gespürt haben: Ihr zweites Album mit ähnlicher Ausrichtung stampfte sie ein, trennte sich von der großen Plattenfirma, gründete ihr eigenes Label und erscheint nun als weiblicher Blade Runner auf der Bildfläche.

Der mutige Schritt ist zugleich ein lohnenswerter und führt die 30-Jährige weit weg von Föhnwellen und den sechziger Jahren. "Samson & Delilah", das berühmte und zigfach rezipierte wie rezitierte Paar aus dem Alten Testament, sieht seine Namen hier in ein tiefgraues Electro-Pop-Album eingestanzt. Die zugehörige Single "Samson" macht aus den Percussions Teststepper auf Parkett und jagt unter schwerem Kettenrasseln flatterhafte Synthies aufs Laufband. Am Ende dröhnen die Maschinen durch Röhrenkörper, Brown schraubt ihre Stimme dazu in die Tiefe, nur um an anderer Stelle Opern-Einflüsse geltend zu machen. Arien sind nicht zu befürchten, aber unberechenbar ist Browns vokale Energie allemal. Im Opener umgarnt sie Orgelsynthies, schlängelt sich elegant und weiträumig durch die Zeilen von "Beginning", gibt am Ende von "Igneous" die Sprechsängerin und überlässt dem Wortepuzzle "I can give you more" ihre Gesangshappen.

Ganz alleine hat sie diesen Schritt jedoch nicht gewagt. Wer die Background-Stimme im Opener "Substitute for love" und in "Nothing really matters" sowie die teils afrikanisierte Rhythmik im Hinterkopf schon anderweitig zugeordnet hat, wird spätestens beim sich mit Verspätung heranpirschenden Beat von "Beginning" und der unwiderstehlichen Bassgitarre feststellen: Hier ist Dave Okumu mit am Werk, der Kopf hinter The Invisible. Ebenso übrigens Ex-M83-Mitglied Pierre-Marie Maulini und Laurence Aldridge, der schon bei UNKLE, Kasabian und Audio Bullys an den Reglern saß. Das ist Kopfarbeit fürs Bein – und mittendrin dennoch zugänglicher Pop, wenn das anschwellende Synthmonster "Igneous" sich der Welt von Big Black Delta anschließt, "Faith" den Dimmschalter anknipst, "The apple" zu Sirenen groovt, die bei 30-Grad-Feinwäsche kurz vor dem Einlaufen sind, und "Ghosts" zu einer herrlich simplen Seifenoper mit Yazoo und Erasure lädt. Wenn Radikalkuren doch immer so überzeugend ausfallen könnten.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Substitute for love
  • Samson
  • Ghost
  • Beginning

Tracklist

  1. Substitute for love
  2. Nothing really matters
  3. Samson
  4. I can give you more
  5. Igneous
  6. Looking for love
  7. The apple
  8. Faith
  9. Ghost
  10. Knife
  11. Beginning

Gesamtspielzeit: 49:11 min.

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