Ayreon - The theory of everything

InsideOut / Universal
VÖ: 25.10.2013
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Und der ganze Rest
Schluss, aus, Ende. 2008, nach dem Album "01011001" zog Arjen Anthony Lucassen mit dem Song "Epilogue: The memory remains" auf der Compilation "Timeline" einen Schlussstrich unter das Projekt Ayreon und die Science-Fiction-Saga um das außerirdische Volk der "Forever". Alles war gesagt, und gerade mit "01011001" schienen die Grenzen des Bombast, der Kohorten an Gastmusikern erreicht, bisweilen gar überschritten. Die Enthaltsamkeit in Sachen Konzeptalben fand jedoch spätestens im vergangenen Jahr mit dem sehr feinen Soloalbum "Lost in the new real" ihr Ende, so dass es letztlich nur eine Frage der Zeit war, bis Lucassen die in der Vergangenheit höchst spannende Mischung aus hinreichend verkopfter Hintergrund-Story, pompösem Prog und diversen Gästen reaktivierte.
Auf den ersten Blick dominiert dabei das Prinzip "Weniger ist mehr". So ist die Liste der beteiligten Musiker erstaunlich kurz – dafür umso hochkarätiger. Alleine an den Keyboards versammelt sich die Creme de la Creme des Prog, namentlich Rick Wakeman, Keith Emerson und Jordan Rudess. Ebenso dürften einige Gitarrensoli von Altmeister Steve Hackett für Tränen der Rührung sorgen, wie auch der Umstand, dass unter anderem John Wetton (Asia, King Crimson), Cristina Scabbia (Lacuna Coil) und Marco Hietala (Nightwish) zumindest für einige Passagen das Gesangsmikrophon zur Hand nahmen. Die Story hingegen ist gewohnt verwirrt, laut Lucassen eine Mischung aus "A beautiful mind" und "Rain man": Ein autistisches Zahlengenie hilft seinem Vater bei der Formulierung der Weltformel und erwächst ihm dabei zum größten Konkurrenten. Nun ja.
Im Grunde genommen kann das alles aber auch ziemlich egal sein. Denn nach spätestens zwei Minuten beamt "Phase 1 - Singularity" direkt, ohne Zwischenstopp, in die ganz große Phase Ayreons, in die Zeit von "Into the electric castle". Stampfende Riffs, geradezu unfassbar schöne Keyboard-Läufe, dazu vertrackte Soli – das ist spannender Progressive Rock, wie er sein muss. Kopfhörer auf, eintauchen, abtauchen. Nur so lässt sich die volle Wucht der vier Teile dieses Prachtwerks erschließen und genießen. Denn die vier "Phasen" genannten Suiten sind in sich nochmals in zahlreiche Kapitel unterteilt – 42 an der Zahl, so viel Augenzwinkern muss sein. Alleine deshalb verbietet es sich, einzelne Abschnitte herauszupicken; alles andere, womöglich ein Zappen zwischen den Teilen, würde den Fluss des Albums zerstören.
Der größte Geniestreich Lucassens ist es jedoch, auf klassische Songstrukturen komplett zu verzichten. So gibt es keine Refrains als Anhaltspunkte; einzig einige Soli und Hooks dienen als Widerhaken und bohren sich dann umso nachhaltiger ins Ohr. "The theory of everything" wird dadurch zu einer Rock-Oper im Wortsinn, ohne jedoch den Teil "Rock" zu vernachlässigen. Nach dem übergroßen Bombast des Vorgängeralbums ist Arjen Anthony Lucassen einen Schritt zurück gegangen, um seine eigenen bisherigen Konventionen zu sprengen, und huldigt dabei nebenher noch Vorbildern wie Yes – "Tales from topographic oceans" folgte 1973 einem ähnlichen Prinzip. "The theory of everything" ist nichts weniger als ein wunderbares Opus, mit dem sich Lucassen selbst übertroffen hat.
Highlights
- Phase 1 - Singularity
- Phase 3 - Entanglement
Tracklist
- CD 1
- Phase 1 - Singularity
- Phase 2 - Symmetry
- CD 2
- Phase 3 - Entanglement
- Phase 4 - Unification
Gesamtspielzeit: 89:53 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
geraldo |
2013-11-12 16:01:23 Uhr
ich magen der walkürens. singen auch so auf den album mollige frau mit opernstimme? |
Fiep |
2013-11-12 15:49:18 Uhr
Sehr Theatraler Progressiv-Metal , imme rKonzeptalben dei eine Geschichte erzählen, dabei x Gastsänger die die verschiedenen Rollen übernehmen, oft eben aus dem bereich des Progs und Metals. |
geraldo |
2013-11-12 15:17:09 Uhr
is der album gemacht so mit gesang von so walkürendingens? |
*wusch* |
2013-11-12 15:14:21 Uhr
...zum Plattenladen. |
Ääh |
2013-11-12 15:09:38 Uhr
Ok. Danke. Ich bin weg. |
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Referenzen
Star One; Guilt Machine; Dream Theater; Fates Warning; Haken; Evergrey; Vanden Plas; Yes; Dead Soul Tribe; Marillion; Threshold; Everon; Enchant; Jadis; Spock's Beard; Deep Purple; The Quill; Arena; Porcupine Tree; Shadow Gallery; Symphony X; Opeth; Transatlantic; After Forever; ReVamp; The Cotton Soeterboek Band; The Cancer Conspiracy; Anekdoten; Oceansize; Coheed And Cambria
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