Eminem - The Marshall Mathers LP2
Interscope / Universal
VÖ: 05.11.2013
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Letztes Aufbäumen
Guess who's back! Ja, da isser wieder. Slim Shady, das rappende Weißbrot aus Detroit, ist zurück. Obwohl, Moment, Slim Shady? Selbst Eminem himself witzelt mittlerweile darüber, dass "Chubby Shady" der Sache inzwischen wesentlich näher käme. Vor 13 Jahren – Shadys spargeliger Kifferkörper sprach noch Bände – veröffentlichte der damals 27-jährige Marshall Bruce Mathers III sein Mehrfach-Platin-Meisterwerk "The Marshall Mathers LP". Die vier Nachfolgealben "The Eminem show", "Encore", "Relapse" und "Recovery" stürmten zwar allesamt Platz 1 der Billboard-Charts, blieben aber deutlich hinter den qualitativen Erwartungen zurück. So hat es der Rapper sich nunmehr zur Aufgabe gemacht, einen würdigen Nachfolger für sein 2000er-Prunkstück zu schaffen. "The Marshall Mathers LP2" soll also den Kreis schließen und einen Neustart einleiten. Eminem wirft noch mal alles in die Waagschale, packt aus und legt seine 41-jährigen Eier auf den Tisch. Ob das gut geht?
"The Marshall Mathers LP2" startet stark, mit "Bad guy" begeht Eminem eine 7-Minuten-Rückschau auf sein Schaffen. "Stan" hat einen Bruder hinterlassen, der nun einen perfiden wie raffinierten Racheplan gegen Mathers schmiedet. Eminem zitiert hier unumwunden aus "The Marshall Mathers LP", erreicht dabei tatsächlich teilweise den Flow alter Tage. Der Track wechselt Melodien und Beats nach Belieben und wird trotz seiner epischen Dauer nie langweilig. Mathers scheint der Typ zu sein, der sich auch jenseits der 40 noch diebisch freut, wenn die Plattenfirma ihm das "Explicit"-Label aufs Plattencover klebt. Gerade in "Rap God" teilt Eminem deftig aus. Einen Leberhaken gegen BSB, einen unsauberer Nierenschlag gegen All-Time-Nemesis Everlast und einen groben bis pietätlosen Witz über das Columbine-Massaker mischt der Rapper in seine vertonte Selbstbeweihräucherung. Das gehört eben zum Game und Mathers läuft zu Höchstform auf, wenn er sich selbst mal wieder so richtig geil finden darf.
Neben "Rap God" wurde der Markt bereits von drei weiteren Singleauskopplungen geschwämmt. "Berzerk" kommt als Beastie-Boys-Gedächtnis-Track daher und taugt zum Party-Kracher, wobei Slim Shady hier allerdings weitgehend unter seinen Fähigkeiten bleibt. Anders verhält es sich bei der Zweitauskopplung "Survival". Diese überzeugt vorwiegend in den Strophen und auch das dicke Riff, welches Eminems High-Speed-Gedisse begleitet, kommt super. Einziges Manko: Die Hookline ist für die Tonne. Ganz schlimm. Gemeinsam mit Rihanna erschien zudem "The Monster". Die Sängerin macht wie immer ihr Ding, murmelt leidenschaftslos ihre monotonen Lines runter, erzählt, wie sie sich mit den Stimmen in ihrem Kopf verständigt habe. Eminems bemühtes Palaver von seinen Zwangsstörungen und sonstigen psychischen Problemen rettet den Titel auch nicht mehr. Wenn er dann noch Kendrick Lamar mit in die Scheiße reißt und mit "Love game" jegliche Grenzen der musikalischen Clownerie überspannt, ist der Spaß vorbei.
Der Schuss ging nach hinten los. Eminem legte sich mit seinen Ankündigungen im Vorfeld die Latte derart hoch, dass er schließlich gnadenlos unten durch floppt. Mit dem jungen und dem alten Marshall Mathers verhält es sich so, wie es im deutschen Fußball als "Poldi-Schweini-Paradox" bekannt ist. Als die früheren Shooting-Stars am Anfang ihrer Karriere groß aufspielten, wurde ihnen außerordentliche Aufmerksamkeit zuteil. Mehr und mehr ging ihnen die vielzitierte "Unbekümmertheit" flöten und Durststrecken folgten. Die Flaute des Marshall Mathers dauert nun schon fast anderthalb Jahrzehnte. Die einzige Möglichkeit, diesen Teufelskreis zu durchbrechen, liegt darin, die Emanzipation der eigenen Persönlichkeit voranzutreiben. Doch hier steckt Shady fest: Er ist zu jung, um alt zu sein, zu erwachsen und grüblerisch, um noch wirklich jung zu sein. So wirkt "The Marshall Mathers LP2" durchdrungen von Unentschiedenheit, vom Über-Ehrgeiz, vom Nicht-Wahr-Haben-Wollen und vom letzten Aufbäumen. Zwar verfügt die Platte über einige wenige Glanzpunkte, unterliegt aber einer Flut von Ausschusstracks, die es seinerzeit nie und nimmer auf "The Marshall Mathers LP" geschafft hätten. Es wird bereits gemunkelt, dass Shadys neue Platte seine letzte sein könnte. Vielleicht wäre es sogar das Beste.
Highlights
- Bad guy
- Rap God
Tracklist
- Bad guy
- Parking lot (Skit)
- Rhyme or reason
- So much better
- Survival
- Legacy
- Asshole (feat. Skylar Grey)
- Berzerk
- Rap god
- Brainless
- Stronger than I was
- The monster (feat. Rihanna)
- So far...
- Love game (feat. Kendrick Lamar)
- Headlights (feat. Nate Ruess)
- Evil twin
Gesamtspielzeit: 77:53 min.
Referenzen
D12; Dr. Dre; Obie Trice; 50 Cent; G-Unit; Stat Quo; Bizarre; Proof; Asher Roth; Bubba Sparxxx; Ca$his; Xzibit; Cex; Sage Francis; Non-Prophets; P.O.S.; Jay Z; Ludacris; Mystikal; Snoop Dogg; Method Man; Ol' Dirty Bastard; Wu-Tang Clan; DMX; 2Pac; The Notorious B.I.G.; Nas; Busta Rhymes; Flipmode Squad; N.W.A.; Smut Peddlers; Lil' Jon; Masta Ace; Fabulous; Joe Hill; Lil' Wayne; Naughty By Nature; 2 Live Crew; Nelly; Ghostface Killah; The Game; Kanye West; Akon
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