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Sepultura - The mediator between head and hands must be the heart

Sepultura- The mediator between head and hands must be the heart

Nuclear Blast / Warner
VÖ: 25.10.2013

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Herzraserei

Metropolis. Die wohl beeindruckendste Dystopie, die jemals auf Film gebannt wurde. In diesem monumentalen Prachtwerk, das im Jahr 1927 Regisseur Fritz Lang ans Ende seiner Kräfte und die Ufa an den Rand des finanziellen Ruins getrieben hat, wird die in der Unterstadt von Metropolis vegetierende Arbeiterschaft durch Roboter beherrscht. Als jedoch der Großindustrielle Fredersen eine Maschinen-Frau bauen lassen will, die der standesfremden Liebe seines Sohnes ähnlich sein soll, muss er feststellen, dass ein wesentlicher Faktor zum Menschsein eben nicht produziert werden kann - das Herz. In der heutigen Zeit der totalen Überwachung und immer weiter fortschreitender Technisierung zwar nach wie vor eine durchaus streitbare, aber sicher immer noch höchst aktuelle Aussage.

Nun ist das neue Album von Sepultura mit dem zeilenschindenden Titel "The mediator between head and hands must be the heart" kein Konzeptalbum über eben jenen Film, doch das Schicksal der Unterdrückten ist schon immer eine Kernfrage der Brasilianer gewesen und diente zumindest als Inspiration für Songschreiber Andreas Kisser. So feingeistig wie die Filmmusik von Komponist Gottfried Huppertz geht Kisser dieses Thema allerdings nicht an. Ganz im Gegenteil. Klar, Sepultura sind nicht eben als Filigrantechniker verschrien. Aber diese ungehemmt aus den Boxen trümmernde Wut, diese wahnwitzige Raserei des eröffnenden "Trauma of war" hat in der Tat das Potenzial, das Publikum mittelschwer traumatisiert zu hinterlassen.

Was allerdings vor allem daran liegt, dass diese Brutalität den sonst so herausragenden Markenzeichen der Band nur wenig Raum zur Entfaltung bietet. Die Verzerrung über Derrick Greens Vocals reicht für drei Alben, und nur allzu selten kommen die schädelspaltenden Riffs von Andreas Kisser so zu Tage wie bei "The Vatican" oder im feinen Mittelteil von "Manipulation of tragedy", bei dem zudem der neue Schlagzeuger Eloy Casagrande wie um sein Leben trommelnd, diverse Batterien von Perkussionswerkzeugen malträtiert. Überhaupt ist Casagrande auf seinem ersten Album mit der Band umgehend eine echte Verstärkung, pendelt er doch mühelos zwischen Perkussion, Tribal-Drumming und wütendem Thrash-Geknüppel. Inklusive beeindruckendem Drum-Duell mit Dave Lombardo bei "Obsessed".

Dieses Jahr ist der große Bandmeilenstein "Chaos A.D." 20 Jahre alt geworden. Nun wäre es vermessen gewesen, dass dieser Klassiker oder andere Großtaten wie "Roots" erreichbar wären. Aber selbst gute Platten aus der Ära mit Derrick Green am Mikrophon wie "Dante XXI" wirken gegen dieses Inferno wie glatt produzierte Schlagerplatten. Und wären da nicht das abgrundtief düster doomende "Grief" oder die herrlich asozial dahingerotzte Coverversion von "De lama ao caos" von Chico Science & Nação Zumbi, man müsste "The mediator between head and hands must be the heart" als Totalausfall brandmarken. So bleibt neben wenigen positiven Momenten die Befürchtung, Sepultura könnten ihr "St. Anger" produziert haben – ein Album voller ungestümer Energie, voller wutentbrannter Eruptionen. Aber auch genau deswegen ein Album, das wegen seiner übertriebenen Sperrigkeit deutlich weniger nachhaltigen Eindruck in der Diskographie der Brasilianer hinterlassen dürfte als die Inspiration aus der Filmwelt unter Cineasten.

(Markus Bellmann)

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Highlights

  • Manipulation of tragedy
  • Grief
  • De lama ao caos

Tracklist

  1. Trauma of war
  2. The Vatican
  3. Impending doom
  4. Manipulation of tragedy
  5. Tsunami
  6. The bliss of ignorants
  7. Grief
  8. The age of the atheist
  9. Obsessed
  10. Da lama ao caos

Gesamtspielzeit: 47:09 min.

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