Mozes And The Firstborn - Mozes And The Firstborn

Siluh / Cargo
VÖ: 20.09.2013
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10

Arroganz versichert
Wenn es etwas gibt, was der gemeine Musikrezensent gleichermaßen liebt und hasst, dann sind es die Biographien der Musiker, über die er gerade schreiben muss. Redaktionsintern gab es da im kleinen Kreis schon Diskussionen bei Kaffee und Kuchen, wer denn die beste hanebüchene Story parat hat, und naturgemäß sind immer jene Werbetexte am besten beziehungsweise schlimmsten, die der Künstler ganz offensichtlich selbst verfasst hat. Von den musikalischen Einflüssen von den Beatles bis Mozart ist da die Rede, von viel Herzblut und Seele, von der afrikanischen Soulsängerin, die einem im Alter von 4 Jahren bereits das Singen beigebracht hat und nebenbei auch noch den Sinn des Lebens. Das ist alles Käse. Alles. Und irgendwie kann man es so langsam auch nicht mehr hören. Erfrischend, wenn da eine holländische Kapelle wie Mozes And The Firstborn um die Ecke kommt, die sich die Begriffe Arroganz und Überheblichkeit auf die Fahnen geschrieben hat und daraus nicht einmal einen Hehl macht.
"Endlich sind sie da. Der Messias ist auferstanden. Brecht die Fesseln der Routine, die Zwangsjacken der Erwartungen. Befreit Euch von allem, was Ihr liebt. Widerstand ist zwecklos." Oh ja. Da spitzt der gemeine Musikrezensent schon den Bleistift, pustet den Staub von der Tastatur und lässt die Knöchel knacken. Endlich sind sie da? Vorher hat von denen doch noch kein Mensch gehört. Und Messias? Glauben sie doch selbst nicht. Oder doch? Diese Holländer halt. Blick aufs Promobild: Vier Milchgesichter, drei mit langen Haaren, einer mit Bart, einer in Felljacke und Sonnenbrille. Schon irgendwie putzig. Das selbstbetitelte Debüt der Jungs ging Anfang des Jahres in ihrer Heimat durch die Decke und rockte die Tulpenmustertapete von den Wänden, hierzulande soll es jetzt das gleiche Wunder bewirken. Das Riff des Openers "Bloodsucker" ist da gar kein schlechter Anfang, beherrscht die großen Posen ebenso wie die Band selbst und knallt mit ordentlich 70's-Flair immerhin gut durch. Alle Achtung.
Harmlosen Tulpenrock machen Sänger Melle Dielesen und seine Kollegen nun wirklich nicht. Auch "Seasons" überzeugt mit schrammeligem LoFi-Charme und Garagentauglichkeit, während "I got skills" der gröhlende Partykumpel ist, auf den man sich nach fünf Bier sogar noch etwas mehr einigen kann. Poppiger wird es im wirklich gelungenen Mini-Highlight "Skinny girl", das Dielesen eigenen Aussagen zufolge als Liebeserklärung an ein magersüchtiges Mädchen schrieb. Sie können also auch anders. Hat man sich ja fast schon gedacht, nicht erst beim zurückhaltenden "Down with the band". Im experimentelleren "Time's a headache" versucht sich das Quartett gar an Psychedelic Rock und macht dabei gar keine üble Figur, und im abschließenden "Heaven reprise" wird es mit Streichern und großer Melodie sogar richtig pompös. Da dürfen die vier Burschen auch ihre Mäuler aufreißen. Widerstand ist hier eben wirklich zwecklos.
Highlights
- Bloodsucker
- Time's a headache
- Skinny girl
Tracklist
- Bloodsucker
- Peter Jr.
- What's wrong momma
- I got skills
- Seasons
- Time's a headache
- Skinny girl
- Heaven
- Gimme some
- Down with the band
- Party crasher
- Heaven reprise
Gesamtspielzeit: 43:34 min.
Referenzen
Mikal Cronin; Ty Segall & Mikal Cronin; Ty Segall; Ty Segall & White Fence; Ty Segall Band; Epsilons; Ariel Pink’s Haunted Graffiti; MC5; The Sonics; The Yardbirds; The Men; The Kinks; Black Lips; Thee Oh Sees; Sic Alps; Jay Reatard; Kurt Vile; Mazes; Cloud Nothings; Royal Headache; Wavves; Lotus Plaza; DIIV; Beach Fossils; Cymbals Eat Guitars; The Beach Boys; Brian Wilson; The Chantays; Times New Viking; No Age; The Seeds; Dusted; Foxygen; Tame Impala; Holograms; Neil Young; The Replacements; No Joy; Bleached; Surfer Blood; Best Coast; Minks; Fang Island; Deerhunter; Warpaint; Unknown Mortal Orchestra; Girls; Christopher Owens; Pond; The Soft Pack; Girls Names; Crocodiles; 13th Floor Elevators
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