Crystal Stilts - Nature noir
Sacred Bones / Cargo
VÖ: 20.09.2013
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Anders gleich
Jaja, schon klar, mittlerweile hat die Story der New Yorker Übercool-Combo Crystal Stilts und deren Erscheinungsbild schon einen längeren Bart, als ihn 2/3 von ZZ Top im Gesicht tragen. Dennoch: Auch zwei Jahre nach "In love with oblivion" lässt sich vollkommen ohne Umschweife festhalten, dass sich bei dem Quintett rund um Sänger Brad Hargett rein technisch nichts verändert hat. Noch immer ist da diese zu gleichen Teilen verletzliche wie unheilsschwangere Aura, wie sie schon den Kleinkriminellen John Bender in "Breakfast Club" umgab, noch immer schwanken die Stücke zwischen zerbrechlicher Kälte und überwältigender Intensität, noch immer sind sie unter den sonnenbebrillten Post-Punk-Dream-Poppern mitunter die mit dem schärfsten Blick fürs Detail.
Der Titel von "Nature noir", dem mittlerweile dritten Album der Band aus Brooklyn, hätte da natürlich kaum treffender ausgewählt werden können. Zwischen organischen Klängen und artifiziell hergestellten Zwischentönen baut sich durch die meisten der zehn Stücke eine geradezu erdrückende Düsterheit auf, deren tiefschwarzer Schatten jedes noch so helle Licht untergehen lässt. Schon "Spirit in front of me" startet ungewohnt schwermütig für einen Opener, das wabrige Gitarrenspiel von JB Townsend erinnert an dunkle Stunden mit The Velvet Underground, von irgendwoher dröhnt immer mal wieder ein Keyboard, das sich nicht richtig durchsetzen kann. Zumindest noch nicht. Beinahe folkloreartig gibt sich hingegen "Memory room" mit einem schnodderig daherkommenden Hargett, dessen Zeile "Forget about the afterlife" sich wie ein Gebet durch den Song zieht und auch später noch im Ohr festsetzen soll.
All das kennt man bereits von Crystal Stilts. Auch einen geradezu ausgelassenen Schwenker mit dem zart-poppigen "Sticks and stones" hat man auf dem Debüt "Alight of night" und dem darauffolgenden "In love with oblivion" schon vernommen. Die konstante Qualität erfreut daher, überrascht somit aber kaum, und auch auf andere Knalleffekte wartet man auf "Nature noir" lange – und findet sie dann doch eher versteckt, beim zweiten, dritten, vierten Durchlauf: Die Single "Star crawl" etwa experimentiert als einer der ersten Songs mit ein paar Streichern und verfrachtet das damit verbundene Mini-Orchester in die dreckige Garage. So viel Zeit für den eigenen Stil muss sein.
Und dann wäre da natürlich mit nicht mal ganz drei Minuten Spielzeit der viel zu kurze Titeltrack, dessen Hi-Hat so bewusst im Vordergrund steht, dass jeder einzelne Schlagzeuganstoß für pures Glück sorgt. Es sind diese vereinzelt gestreuten Momente, in denen das Licht auf "Nature noir" durchdringt und den Raum flutet, die für die echten Highlights sorgen. Die Mischung des jangligen Indie-Pops von "Worlds gone weird" und Hargetts monotoner Baritonstimme zum Beispiel, bei denen man sich als Zuhörer kaum zwischen Melancholie und Euphorie entscheiden kann. Das wahrhafte Schlusslicht "Phases forever" packt dann ein weiteres Mal die Streicher aus und beendet das Album schließlich so, wie man es von Crystal Stilts gewohnt ist. Da werden die Augen hinter den Brillengläsern feucht, die schwarze Jacke fast etwas zu schwer und warm. Trotzdem lässt man sie an, ist ja klar. Alles beim Alten, alles gleich, und doch irgendwie anders. Wie immer.
Highlights
- Star crawl
- Sticks and stones
- Nature noir
Tracklist
- Spirit in front of me
- Star crawl
- Future folklore
- Sticks and stones
- Memory room
- Worlds gone weird
- Darken the door
- Electrons rising
- Nature noir
- Phases forever
Gesamtspielzeit: 33:39 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Philoman |
2014-06-03 20:33:16 Uhr
Geiler neuer Song "Delirium Tremendous"http://www.youtube.com/watch?v=0xdZd1zz5VU |
retro |
2013-10-24 20:17:56 Uhr
endlich doch noch eine rezi, danke jennifer! finde aber schon, dass sich die platte ziemlich von den vorgängern unterscheidet. |
retro |
2013-10-06 11:14:01 Uhr
ja, wird immer besser. ich gebe der platte eine 8. |
Risiko Postrock |
2013-10-05 22:45:34 Uhr
Gute Platte, "Star Crawl" find ich richtig geil. Wer ne Rezi braucht: Nature Noir |
retro |
2013-09-26 22:46:49 Uhr
nö, hab die platte. aber die schwerpunkte sind auf dieser seite schon bedenklich. |
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Referenzen
The Velvet Underground; The Jesus And Mary Chain; Darker My Love; Girls Names; Singapore Sling; The Blue Angel Lounge; A Place To Bury Strangers; My Bloody Valentine; Spacemen 3; Crocodiles; Weekend; Serena Maneesh; Simon Says No!; Galaxie 500; Loop; Ride; The Telescopes; Cause Co-Motion!; The Raveonettes; The Vandelles; White Noise Sound; Gliss; The Gun Club; Joy Division; The Horrors; The Warlocks; The Brian Jonestown Massacre; Division Of Laura Lee; The Shutes; The Pains Of Being Pure At Heart; Gravenhurst; Pale Saints; Black Rebel Motorcycle Club; Glasvegas; The Vaccines; The Rascals; The Beatles; The Zombies; The Creation; The Doors; The Seeds; The Cramps; The Shadows Of Knight; The Coasters; The Smoke; The Trashmen; The Count Five; The Electric Prunes; The 13th Floor Elevators; Opal; Deerhunter; Women; Moon Duo; Clinic
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