Outfit - Performance

Double Denim / Al!ve
VÖ: 27.09.2013
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Identitätsstiftend
Die Möglichkeit, in einer riesigen Auswahl aus Lebensentwürfen Orientierung zu finden, hätte wohl noch jeder Generation die Sinne vernebelt. Die Identitätssuche der aktuellen Mittzwanziger, die vor allem durch die Angst geprägt ist, keine Perspektive aus den Augen zu lassen, spiegelt sich gewiss auch in der Entwicklung zeitgenössicher Popmusik. Sie ist der Ursprung der vielen unscharfen Alben, die mit ihren zurückgeworfenen Echos und dem Spiel mit dem Schemenhaften mehr verschleiern als offenlegen; mehr Fragen stellen als Antworten geben. Auch Outfit kämpfen auf "Performance" mit diesem inneren Diskurs. Dabei erhalten sie sich allerdings die zuversichtliche Spitze des Eisbergs und kreieren den verhüllenden Nebel nur um den kühlen Rest ihrer Mischung aus melancholischem Synth-Pop und tanzbarem, perkussivem Einfluss von Dance- und Techno-Elementen.
Auch die Texte der fünf Liverpooler halten sich zumeist bedeckt und vage, folgen dabei den kaum greifbaren Namen von Band und Debütalbum. Welche Richtlinie sollte man dem Zuhörer aber auch geben, in einer entstehenden Akzeptanz des vielgestaltigen Ichs und der ebenso vielgestaltigen Suche danach. "I want what's best" demonstriert symptomatisch das dröhnend-verrauschte Grundgefühl auf "Performance", zeigt aber auch den geglückten Spagat von der ursprünglichen Techno-Skizze zum eingängigen Pop-Refrain und den Lockrufen der Sirenen im letzten Drittel des Stücks. "Spraypaint" thematisiert das permanente Versteckspiel mit der Außenwelt, welches vor Fehlern bewahren soll, und dem Wunsch, diese Zuflucht zu verlassen: "Cut out your eye holes and be still / I wanna see you look like you're ill / Maybe if I spray paint the walls / I'll see a bigger picture of it all." Das anschließende Titelstück arbeitet sich ebenfalls an dieser Thematik ab und durchschneidet mit seinen gurgelnden Sounds, als gestrafft schwingendes Seil, den dichten Dunst des Tracks.
Während "Nothing big" zu Anfang noch chronisch vergewissernd aus den Nebelschwaden und über die gesampelte Rhythmusgruppe aus Tritten im Schnee und dem Schleifen eines Skateboards auf Beton funkte, kommen die großen Highlights auf "Performance" ohne solche Collagen aus. "Thank God I was dreaming" erinnert dabei in seiner Dance-Leichtigkeit und dem pulsierenden Double-Kick-Drum-Beat durchaus an The Postal Service. "Two Islands", welches bereits 2011 den einen oder anderen auf Outfit aufmerksam gemacht haben sollte, beschließt dann als ältester Track das Kapitel Debütalbum. Aufbauend auf dem afrobeat-artigen Auftakt, entwickelt sich das Kernstück, das sich wie ein Eisbrecher Meter um Meter durch seine harsche Umgebung schiebt. Während Nick Hunt an der Gitarre, auf der angesprochenen Spitze des Eisbergs, als progressives Element agiert und die Lethargie des Kolosses nicht überhand nehmen lässt, fasst sein Bruder singend die Substanz des Albums zusammen: "I go out to find out who I am / I go out to find out who I'm not / And what to do / I don't know anyone else in here." Dies erscheint nach dem kompletten Durchlauf von "Performance" in keinster Weise mehr trivial, und Outfit haben ihren inneren Diskurs außerordentlich fruchtbar nach außen getragen. Wohlmöglich der Beginn der Transformation dieses, ihres Puzzlestücks im Mosaik der eigenen Suche hin zum eigenständig identitätsstiftenden Angebot.
Highlights
- Nothing big
- Thank God I was dreaming
- Two islands
Tracklist
- Nothing big
- I want what's best
- House on fire
- Spraypaint
- Performance
- Elephant days
- Phone ghost
- Thank God I was dreaming
- The great outdoors
- Two islands
Gesamtspielzeit: 43:55 min.
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Gordon Fraser Postings: 2766 Registriert seit 14.06.2013 |
2013-10-22 19:09:19 Uhr
8/10 und kein Thread? Ist auch ein bis zwei Punkte zu hoch bewertet, aber ein hübsches Album ist es trotzdem. Einsamer Höhepunkt: "Elephant Days". Die Referenzen sind ein bisschen verfehlt, das hier ist m.M.n. viel weniger Chillwave/Dreampop als eher etwas weichgespülte Foals, Jagwar Ma oder sogar Metronomy. |
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Referenzen
Memory Tapes; Washed Out; Metronomy; Kindness; On An On; Wild Nothing; Wu Lyf; Amateur Best; Delorean; Hot Chip; Roxy Music; Brian Eno; Blonde Redhead; The Lotus Eaters; New Order; Yeasayer; Foals; Baths; Ducktails; Gold Panda; Four Tet; High Places; Mount Kimbie; Soft Circle; Wild Beasts; Trophy Wife; Toro Y Moi; MillionYoung; Dutch Uncles; Future Islands; Jagwar Ma; The Postal Service; We Have Band; Suuns; Friendly Fires; Everything Everything; Citizens!; Depeche Mode
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