William Shatner - Ponder the mystery

Cleopatra / H'art
VÖ: 11.10.2013
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Im luftleeren Raum
Logbucheintrag des Captains, Sternzeit 11.10.2013. Ich bin William Shatner, ich bin Captain James Tiberius Kirk von der USS Enterprise. Ja, über die Rolle des schlagfertigen Spaceship-Kommandanten im hautengen Sternenflottenfummel bin ich nie so ganz hinweggekommen. Übrigens bin ich wahrscheinlich der einzige musizierende Captain in Diensten der Föderation. Mein sechstes Studioalbum wird nunmehr veröffentlicht, und mein Enkel findet es "übelst Weltraum" – wie passend. Für das Cover haben wir einen Schauplatz gewählt, der mir wohlig warm ums Herzen werden lässt: Der bunte Sternenhimmel bringt die Sonne zu Bette, der gelbe Leuchtkörper versinkt hinter mir am Horizont, die Landschaft wirkt felsig und unerkundet – wie die Szenerie eines der vielen Planeten, die ich bereits besuchte. "Ponder the mystery" – ergründe das Mysterium, durchdenke, was Du nicht verstehst. In meinem 82 Erdenjahren habe ich vieles erfahren und gelernt. Genau das möchte ich weitergeben.
Gemeinsam mit meinem Produzenten und Ersten Offizier Billy Sherwood habe ich mich aufgemacht, die unendlichen Weiten des Progressive Rock auszukundschaften. Die Texte auf "Ponder the mystery" stammen komplett aus meiner Feder – selbst ist der Captain. Kirk an Enterprise, alles hört auf mein Kommando: Neben Billy Sherwoods Gesang wird mein Spoken Word von einer starken Crew aus fabelhaften Musikern begleitet. Steve Vai, Rick Wakeman, Nik Turner, Edgar Froese, der Jazz-Größe Al Di Meola oder auch Country-Superstar Vince Gill, um ein nur paar Namen zu nennen. Gemeinsam haben wir ein Konzeptalbum geschaffen, welches Themen aufgreift, die nicht nur auf diesem Planeten von Bedeutung sind, sondern alle humanoiden Lebensformen in sich tragen: die Liebe, das Altern, die Schönheit der Dinge, die Melancholie, die Depression und der Hoffnungsstreif am Sternenhimmel. Beam' mich hoch, Scottie, es ist Zeit für ein wenig Rock'n'Roll.
Mit "Change" ist uns wohl das eindrucksvollste Stück des Albums gelungen. Innerhalb seiner Spielzeit von etwas über vier Minuten zeichnet es die schillernsten Farben auf engstem Raum. Ein wirres Funksignal aus dem Orbit einer vermeintlich unbewohnten Welt erreicht unsere Crew. Meeresrauschen und Möwengeschrei zerfallen im klimpernden Pianospiel. Das sphärische Störgeräusch steigert sich fast bis zur Warpkernschmelze. "All things change", erkenne ich im Angesicht der sich wandelnden Atmosphäre, der Beat setzt ein. Der Titel steigert sich zur Hetzjagd mit einem klingonischen "Bird of prey". Das Ende wird markiert vom Nachhall der Stille im ewigen Raum. "Rhythm of the night" ist ruckelig, wie ein Manöver durch einen Asteroidengürtel. Der starke Slapping Bass weicht jedem noch so schwierig zu umkurvenden Gesteinsbrocken aus, das tolle Trompetensolo zur Hälfte des Tracks und die ätherische Flöte zum Schluss zeigen an: Wir haben es einmal mehr geschafft. "Deep down" überzeugt außerdem mit Robby Kriegers ausufernd-geheimnisvollen Sitar- und Gitarrensoli. Mein Erster Technischer Offizier Scottie macht sich am Bordcomputer zu schaffen, sodass es von Synthie-Klängen nur so wimmelt.
Es ist ja so eine Sache mit dem Eigenlob, aber im luftleeren Raum kann schließlich nichts stinken. "Ponder the mystery" ist ein mehr als passables Werk geworden. Es ist nicht nur ein Album für meine lieben Trekkies, oder die wenigen verbliebenen "T.J. Hooker"-Fans, es ist ein Album für alle, die sich in der Musik fallen lassen können, die mein beruhigendes Palaver auf sich wirken lassen möchten, die ein Stück mehr vom Leben verstehen wollen. Es geht um Ihr Leben, es geht um unser Leben. Um in diesem Sinne meinen alten Freund Spock zu ziteren: "Leben Sie lang und in Frieden", machen Sie es gut. Captain Kirk Ende.
Highlights
- Change
- Rhythm of the night
- Deep Down
Tracklist
- Red shift
- Where it's gone... I don't know
- Manhunt
- Ponder the mystery
- So am I
- Change
- Sunset
- Twilight
- Rhythm of the night
- Imagine things
- Do you see?
- Deep down
- I'm alright, I think
- Where does time go?
- Alive
Gesamtspielzeit: 65:12 min.
Referenzen
Billy Sherwood; Yes; Lodgic; World Trade; Simon House; High Tide; Third Ear Band; Edgar Winter; Hawkwind; Japan; Spiral Realms; Earth Lab; Anubian Nights; Ambient Time Travellers; Astralasia; Mick Jones; The Clash; Steve Vai; Frank Zappa; Rick Wakeman; Anderson, Bruford, Wakeman, Howe; The Mars Volta; Omar Rodriguez-lopez; De Facto; Rush; Geddy Lee; King Crimson; Pink Floyd; Circa Survive; Naked City; Santana; Ataxia; John Frusciante; Battles; Portugal. The Man; Porcupine Tree; The Prize Fighter Inferno; Cave In; Coheed And Cambria; Genesis; At The Drive-In; Led Zeppelin; The Fall Of Troy; Fantômas; Tomahawk; The Blood Brothers; The Jimi Hendrix Experience; John Coltrane; Miles Davis Joel Vandroogenbroeck; Nik Turner; Vince Gill; Edgar Froese; Robby Krieger; The Doors; The Butts Band; Dave Koz; George Duke; Zoot Horn Rollo; Captain Beefhearts Magic Band; Al Di Meola; Leonard Nimoy
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