The Darcys - Warring
Arts & Crafts / Rough Trade
VÖ: 20.09.2013
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Arty-smarty
Tief trauernde, doch stets rhythmisch betonte Klaviere, Gitarren zwischen Auf- und Abbruch, ein Schlagzeug, das auch mal nach seismischem Rauschen klingen kann, dazu Videos voller Schwarz-weiß, gerne auch in Superzeitlupe – Torontos The Darcys sind eine Arts-&-Crafts-Band, gar keine Frage. Was auch bedeutet: Sie sind gerade einmal so viel Indierock, wie es all ihre Nachtgedanken und die dazugehörigen Arrangements zulassen. Ein Riff ist hier nicht vorrangig Garant für Auflockerung oder Druckabfuhr, sondern stets auch ein Statement, gegen und für die Songs. Art Rock nennt ihr Label das – und es hat, wie mit so vielem seit dem Jahrtausendwechsel, durchaus Recht damit.
Auf ihrem Viertwerk "Warring" trauen sich The Darcys gerade einmal für "Hunting" und "Pretty girls" ins Indie-Midtempo. Dabei zeigen sie allerdings gleich mal, was ihren Landsleuten von Wintersleep mit ihren letzten Alben immer seltener gelingen wollte: die Entrockung des Grundmaterials zum Wohle von Elegie und Atmosphäre bei gleichzeitig ausreichendem Wummsfaktor, um immerhin die Frage zu provozieren, weshalb das Kopfnicken doch nicht ganz passend erscheint. Sänger Jason Couse intoniert dazu, als würde sich ein tieftrauriger Jimmy Somerville durch einen Zeittunnel direkt aus den 1980er Jahren die Geheimratsecken kratzen. Und der Sound von "Warring" ist lieber ein wenig verwaschen statt kristallklar, nutzt verschiedene Hallräume als zusätzliches Element, manchmal gar wie beim wunderbar durcheinanderzüngelnden Schlusssatz von "Itchy blod" als eigentliches Arrangement.
Ansonsten kann und will die Rhythmik Groove genug, um voranzuschubsen, aber auch Widerhaken zu setzen. Kraut und leichte Dub-Andeutungen sind bei "The river", "Horses fell" und "Muzzle blast" stets mit drin und auch bitter nötig bei all den mal tickernden, dann wieder in melodischen Minilicks aufgehenden Gitarren und Keyboards, die ihre Flächen zumeist aus perkussiven Phrasen zusammensetzen. So ist im Gemüt von "Warring" stets eine Menge los, gibt es viel für das dritte und vierte Ohr. Nach außen stellt sich jedoch ein in aller gebotenen Ruhe pulsierender Herzschlag, dessen EKG der Lektüre eines existentialistischen Romans gleicht – wenn das nicht Art Rock ist, was bitteschön sonst?
Highlights
- Hunting
- Horses fell
- Pretty girls
- Muzzle blast
Tracklist
- Close to me
- Hunting
- Horses fell
- Itchy blood
- The Pacific theatre
- The river
- Pretty girls
- 747s
- Muzzle blast
- Lost dogfights
Gesamtspielzeit: 41:26 min.
Referenzen
De Rosa; Menomena; Field Music; The Week That Was; Alt-J; Efterklang; Malajube; Systems Officer; Radiohead; Before The Show; Wintersleep; Youth Group; Death Cab For Cutie; Chris Walla; Frightened Rabbit; Deerhoof; +/-; Projektor; Fields; Hayden; Jimmy Eat World; Idlewild; Maritime; Cell; Red House Painters; Idaho; Slowdive; Yamon Yamon; Bound Stems; The Acorn; Uzi And Ari; Rosa Mota; The Joy Circuit
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- The Darcys (3 Beiträge / Letzter am 31.10.2012 - 00:36 Uhr)