Miley Cyrus - Bangerz
RCA / Sony
VÖ: 04.10.2013
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Nackedei, Nackedei
Miley Cyrus hat Brüste. Somit verfügt diese Rezension gleich über zwei Aufhänger. Die Plattentests.de-Sexismusbeauftragte hat grünes Licht gegeben, so einzusteigen, schließlich hat es Miley darauf angelegt. Erst diese ganze Schose bei dem VMAs, und danach ritt Cyrus in ihrem Video zu "Wrecking ball" auch noch nackig auf einer Abrissbirne und leckte lasziv an einem Hammer. Da wird so mancher Vollproll schwach, der sein Genital in regelmäßigen Abständen mit einem solchen Schlagwerkzeug vergleicht. Kurz vor Redaktionsschluss dieser Rezension kam noch ein weiteres Skandälchen um neue Aufnahmen des Starfotografen Terry Richardson hinzu. "Lass Dich nicht prostituieren", warnte Sinead O'Connor unlängst in einem offenen Brief. Cyrus ihrerseits ließ sich die Kritik nicht gefallen und konterte schroff per Twitter. "Wenn man über meine Nacktheit hinwegkommt und mich wirklich ansieht, sieht man, dass ich noch zerbrochener aussehe als der Song klingt", versucht sich Cyrus überdies in Sachen "Wrecking ball" zu erklären. Dass der Durchschnittsmann im Testosteronrausch seine Wichsvorlagen nicht nach potenziellen psychischen Zuständen aussortiert, interessiert die 20-Jährige dabei offenbar nicht. Ihr Nackedei-Plan geht auf, seit Wochen beherrscht die Amerikanerin die Schlagzeilen, und selbst die US-Ausgabe des Rolling Stone setzte sie aufs Cover.
Soll die viele nackte Haut ausschließlich Aufmerksamkeit erzeugen, oder vielleicht sogar ein wenig von den musikalischen Schwächen der neuen Cyrus-Platte "Bangerz" ablenken? Wohl kaum, denn das Album geht – gemessen daran, wo Cyrus herkommt und in welchen Kreisen sie sich bewegt – durchaus in Ordnung. Die Erstauskopplung "We can't stop" hat tatsächliches Hitpotenzial. Freilich ist die Single furchtbar durchgeglättet, aber die Chorusline bleibt unweigerlich im Ohr hängen. Auch im Club funktioniert das Ding, zumindest wenn der Altsschnitt unterhalb der 20 liegt. Auch die zweite Single-Veröffentlichung, das bereits angesprochene "Wrecking ball", erfüllt seinen Selbstzweck, das Hörer-Ohr zu okkupieren. Klingt ein bisschen wie Kelly Clarkson, klingt vor allen Dingen nach Radio. Gitarre-, Orgel- und Trommelaction begleiten Cyrus' Wut, wenn sie sich keifend über ihren Ex-Lover erbost. Der Titelsong "SMS (Bangerz)" dreht sich um allerlei Schmutzigkeiten und wird von einer gefallenden Größe des Geschäfts gefeatured. Oh ja, it's Britney, bitch! Letztere fällt im Trackgeschehen aber nicht weiter auf, allein ihr Name im Titel hat aber natürlich entsprechendes Gewicht. "#Getitright" mit fröhlichem Pfeifchorus und einer Portion Jackson Five im twerkenden Hinterteil hat außerdem einen erhellenden Charakter.
Party, Geld, Sex – Miley liebt, was Otto Normaljugendlicher auch mag und singt eben darüber. Völliger Opportunismus mit nihilistischen Ansätzen, die Offenheit gegenüber allem (und jedem) und die Verneinung etablierter Normen umlagern die Grundstrukturen von "Bangerz". Tiefgang ist hier natürlich mitnichten zu erwarten, dafür aber eine gute Hand voll netter Melodien und vielleicht der Blick zurück auf eigene wilde Zeiten. Alles soll den Eindruck erwecken, Miley wolle sich ausprobieren und einfach mal darauf scheißen, was erlaubt ist und was nicht. Zumindest erfordert dies jenes PR-Konzept, welches ihr entweder nahege- oder schlimmstenfalls auferlegt wurde und letztlich auch diese ganze Nacktheit bedingt. Für das junge Ding bleibt nur zu hoffen, dass sie nicht bald in der Reihe der gefallenen Pop(p)engel neben Britney und Lindsay steht. Außer die PR macht es eben erforderlich.
Highlights
- We can't stop
- #Getitright
Tracklist
- Adore you
- We can't stop
- Sms (Bangerz) feat. Britney Spears
- 4x4 feat. Nelly
- My darlin' feat. Future
- Wrecking ball
- Love money party feat. Big Sean
- #Getitright
- Drive
- Fu feat. French Montana
- Do my thang
- Maybe you're right
- Someone else
Gesamtspielzeit: 50:45 min.
Referenzen
Rihanna; Britney Spears; Hannah Montana; Selena Gomez; Ashley Tisdale; Hilary Duff; Vanessa Hudgens; Lindsay Lohan; Lady Gaga; Christina Aguilera; Nelly Furtado; Kelly Clarkson; P!ink; Ke$ha; Kelly Rowland; Beyoncé; The Pussycat Dolls; Nicole Scherzinger; Ciara; Fergie; Nicki Minaj; Jessie J; Katy Perry; Alicia Keys; Kelis; Natasha Bedingfield; Avril Lavigne; Ashlee Simpson; Anastacia; Leona Lewis; Marit Larsen; Amy Macdonald; Joss Stone; Gabriella Cilmi; Taio Cruz; Bruno Mars; Justin Timberlake; The Black Eyed Peas; Madcon; Onerepublic; Backstreet Boys; Jonas Brothers; David Guetta; Pitbull; Timbaland; Ms. Dynamite; Jason Derulo; Flo Rida; Usher
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