Yamon Yamon - Uisu

Tendervision / Al!ve
VÖ: 04.10.2013
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10

Fraglos grundlos
Was geschieht mit Jazz, wenn man ihn die volle Breitseite von Indiepop spüren lässt? Bereits auf ihrem Debüt "This wilderlessness" machten die vier Schweden von Yamon Yamon diese Frage zu ihrem Leitmotiv - und sind nun, schlappe drei Jahre später, mit dem Nachfolger "Uisu" kaum einen Schritt weitergekommen. Glücklicherweise, muss man sagen, denn auf diese Weise bleiben Yamon Yamon einem Stil treu, dem heutzutage kaum noch jemand vertrauen mag. Zu verzärtelt, zu trippig, zu wummslos, zu tiefe Abscheu vor den großen Gesten, so hört man allerorten. Genau deshalb, sagen Yamon Yamon. An Selbstbewusstsein mangelt es ihnen auch auf ihrem Zweitwerk zu keiner Sekunde. Und sie haben eine Menge guter Gründe dafür.
Nochmals zugelegt hat gewiss Sänger Jon Lennblad, dessen Stimme bereits den Opener "Wishing bone" trotz der so wunderbar ineinander verknoteten Gitarrenfiguren zu einem gütigen Tischgespräch herunterstimmt. Intensiviert wird dieser Effekt im folgenden "Sticks/Stones", das seinen 3/4-Takt von einer klickernden Polyrhthmik voranschieben lässt und so zwischen Schwof und Lounge zwei Welten aufspannt, in der sich Lennbalds Stimme herumlümmelt wie sonst nur Death Cab For Cuties Ben Gibbard in seiner Hollywoodschaukel. Später kontert "Zen fashion" wahlweise mit Rim clicks oder Bassdrumvierteln all den halbresonierenden Wohlfühl-Licks, doch spätestens wenn der Song zu Lennblads "Huhuhuu"s ins Traumland zuckelt, wollen sie alle mit. Dürfen sie natürlich auch, denn Yamon Yamon würde es - ganz recht - im Traum nicht einfallen, irgendetwas oder -jemand vor den Kopf zu stoßen oder gar stiefmütterlich zurückzulassen.
Nach dieser Maßgabe entwickelt sich vieles auf "Uisu" aus respektabler Schöngeisterei zu echtem Wuchtbrummen-Potential. So fliegt die Rockformation im Midtempo-Shoegaze von "Clear up" ganz gelassen mit einigen Keyboard-Sprengseln und kongenial knackenden Bässen um die Wette, entdeckt das abschließende "Anchors" die klickernden Percussions wieder; und "Any port in the storm" rettet sich schließlich aus dem ohnehin überall auf "Uisu" herumdröhnenden Gitarrengestrüpp mit Lennbalds Hilfe in einen waschechten Sonnenaufgangs-Refrain. Dazu noch ein paar Akustikgriffe zwischen Folk und Klassik sowie eine Menge Selbstbewusstsein, ein eigener Kopf und ein guter bis vorrangig gütiger Wille: Und schon ist Yamon Yamons Musik auf "Uisu" erneut zwar catchy und zwingend, doch auch spinnert; verträumt und flüchtig, aber mindestens ebenso starrsinnig in seinem Krümmungswillen. Die Eingangsfrage beantworten sie damit zwar immer noch nicht - doch das ist genau deshalb eben auch sehr richtig so.
Highlights
- Sticks/Stones
- Clear up
- Any port in the storm
- Anchor
Tracklist
- Wishing bone
- Sticks/Stones
- Clear up
- Money for problems
- Trembles
- Zen fashion
- Any port in the storm
- The catcher goodbye
- Anchor
Gesamtspielzeit: 39:50 min.
Referenzen
Art Of Fighting; Death Cab For Cutie; Chris Walla; The Got To Get Got; Minus The Bear; The Sea And Cake; Karate; The Van Pelt; The Lapse; The American Analog Set; Early Day Miners; Red House Painters; Sun Kil Moon; Monster Movie; Ride; Teenage Fanclub; Catherine Wheel; Josh Rouse; Mojave 3; Kings Of Convenience; Neil Halstead; The Sundays; Dolorean; Hayden; Holopaw; Idaho; The Album Leaf; Jullander; Delbo; Aereogramme; Morning Runner; Slowdive; The Joy Circuit; National Skyline; Cursive; Maritime; Tristeza; Built To Spill; Low; The Notwist; Sharon Stoned; Pinback; Electric President; Okay
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