Fates Warning - Darkness in a different light
InsideOut / EMI
VÖ: 27.09.2013
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
Fortbestandsaufnahme
Eine der Kernkompetenzen einer Band sollte es normalerweise sein, in mehr oder weniger gleichbleibendem Abstand neue Tonträger zu veröffentlichen. Wenn also bei Fates Warning das letzte Studiowerk "FWX" von 2004 datiert und die Bandmitglieder 2011 statt mit dem etatmäßigen Sänger Ray Alder mit Gründungsmitglied John Arch unter dem Namen Arch / Matheos das immerhin famose Album "Sympathetic resonance" aufnehmen, sind Zweifel am Fortbestand durchaus berechtigt. Nun sind Fates Warning mehr als nur einmal im Laufe ihrer Karriere voreilig abgeschrieben worden, sei es 1987 nach dem Abgang von Arch oder als sie 1996 kurzzeitig als Trio firmierten. Dennoch bleiben leise Zweifel trotz diverser zwischenzeitlicher Tourneen und der Beteuerung, man habe nur keine gemeinsamen Termine für die Studioarbeit gefunden. Können sie's noch? Kommt die alte Magie wieder zurück?
Der erste Hördurchlauf von "Darkness in a different light" lässt den Hörer zumindest skeptisch zurück. Allzu sperrig manche Arrangements, wenig Widerhaken, mit denen sich die Songs im ersten Versuch ins Ohr klammern könnten. Ein halbgares Album also, eine Enttäuschung gar? Mitnichten. Denn der Opener "One thousand fires" schlägt mit seinen wuchtigen Eröffnungsriffs zwar zunächst die Tür zickig zu, weiß dann aber mit jeder Menge versteckten Details sowie einem brillanten Alder am Mikro zu überzeugen. Und wenn sich bei "Firefly" und vor allem bei "Desire" wuchtige Riffs mit bei jedem Durchlauf zwingenderen Refrains verbinden und auf die unterschwellige Melancholie treffen, die schon frühere Großtaten wie "Perfect symmetry" auszeichneten, wird klar, dass Jim Matheos und Kollegen nicht allzu viel verlernt haben. Erst recht nicht bei einer bittersüßen Ballade wie "Falling".
Denn auch wenn "I am" stellenweise fast zu rüde daherkommt und "Into the black" eher routiniert ist, baut Matheos mit dem dazwischenliegenden "Lighthouse" einen geradezu sinistren Spannungsbogen auf, der zwangsläufig entweder in fulminante Riff-Eruptionen oder – wie hier – in großes Drama münden muss. Warum er sich dann bei "O chloroform" in jeglicher Hinsicht bei der Resterampe bereits hinreichend benutzter Riffs aus seinem Seitenprojekt OSI bedient, bleibt allerdings genauso schleierhaft wie die eine oder andere Anleihe bei Tool. Was Fates Warning jedoch beim abschließenden "And yet it moves" auffahren, ist nicht weniger als die Quintessenz des Bandsounds anno 2013: verzwickte Riffs, Strukturen, die beim ersten Hören wahlweise überfordern oder gar ungehört vorbeirauschen, dazu ein erneut blendend singender Alder – das ist schlicht große Kunst.
Insofern hat die Pause in der Studioarbeit nur einen Nachteil. Nicht zwingend für Matheos als Songschreiber, sondern eher für die Band an sich. Denn ein Großteil des Materials, das der Gitarrist in der Zwischenzeit geschrieben hatte, landete auf dem eingangs erwähnten "Sympathetic resonance" statt auf dieser Platte. Dennoch ist "Darkness in a different light" trotz kleiner Schwächen ein gutes Album, das sich zu großen Teilen in die wunderbare Diskographie von Fates Warning einreihen darf. Nun ist es zugegebenermaßen eine steile These, von der Typographie eines Albumcovers auf den Anspruch der Musik zu schließen, doch der Bandschriftzug ist anscheinend nicht ohne Grund im Prinzip der gleiche wie auf den Meisterwerken "Perfect symmetry" und "Parallels". So ganz erreicht "Darkness in a different light" diese Monumente des Progressive Metal zwar nicht – aber es ist schön zu sehen, dass die Band, die neben Queensrÿche und Dream Theater das Genre perfektionierte, nach so langer Studiopause wieder da ist.
Highlights
- Desire
- Falling
- And yet it moves
Tracklist
- One thousand fires
- Firefly
- Desire
- Falling
- I am
- Lighthouse
- Into the black
- Kneel and obey
- O chloroform
- And yet it moves
Gesamtspielzeit: 56:57 min.
Referenzen
Queensrÿche; Dream Theater; Haken; Leprous; Crimson Glory; Redemption; Arch / Matheos; Psychotic Waltz; Engine; Evergrey; Rush; Vanden Plas; Shadow Gallery; Symphony X; Threshold; Riverside; Sieges Even; Ayreon; Enchant; Seventh Wonder; Green Carnation; Pendragon; Pallas; Pagan's Mind; Anubis Gate; Vauxdvihl; The Pineapple Thief; Sylvan; The Shadow Theory; Headspace; Gazpacho; Porcupine Tree; Spock's Beard; Rush; Arena; Gordian Knot; King's X; Sinew; Oceansize; Dredg; Coheed And Cambria; Pain Of Salvation; Poverty's No Crime; Presto Ballet; Subsignal; Slunt; Watchtower; Savatage
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