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Young Rebel Set - Crocodile

Young Rebel Set- Crocodile

Grand Hotel Van Cleef / Indigo
VÖ: 20.09.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Jetzt erst recht

Werden die schlimmsten Befürchtungen wahr? Sind Young Rebel Set mit einer ganzen Schar anderer britischer Folk- und Indiegruppen auf den wohl überfülltesten Zug der letzten Musikjahre aufgesprungen und klingen auf einmal nach Mumford & Sons? Glücklicherweise gilt dies nur für ein bis zwei Songs der neuen Scheibe "Crocodile". Ein ätherischer Schleier umkleidet "The girl from the 51", Matty Chipchases Stimme ertönt aus der Tiefe, klettert die Tonleiter hinauf und hinab, die Hookline erschallt vom Chor begleitet. Gläser hoch und dann vom Stehblues zwischen Heu und Stroh auf zum wilden Scheunentanz. Der Song weckt entsprechende Assoziationen, kommt aber insgesamt gut weg dabei. Was das Septett auf seiner zweiten LP ansonsten abliefert, ist definitiv eine Weiterentwicklung.

"Another time, another place" spielt auf, eine dicke Gitarre begrüßt die Hörerschaft, das Up-Tempo setzt mit dem Beatschlag ein, der Chorus kommt an wie ein modernes "She loves you, yeah, yeah, yeah". Schließlich schlägt der Blitz ein, es kracht ordentlich, der letzte Heuhaufen gerät in Brand. Ein Beatles-Led-Zeppelin-Rockabilly-Cocktail, der – so komisch das klingt – auch noch schmeckt. Ganz anders "The lash of the wip": Mit zynisch-hetzerischer Hammond-Orgel zu Beginn und einem stoisch voranschreitenden Drums zeichnet der Track ein Bild der Hilflosigkeit und der Hoffnung des Aufgefangenwerdens. Der Song macht einen Hopser in Richtung Mando Diao, wobei sich Dixgård und Norén ruhig eine Scheibe von Chipchase abschneiden könnten, dessen Stimmvolumen den Song erst derart großartig erscheinen lässt.

Auch "Show your feathers & run" steht und fällt mit den Vocals des Leadsängers. Doch dieser Typ ist tight wie Sau, selbst mit der brennenden Kippe in der Gosche singt er sich souverän durch die Zeilen des Tracks. "If I gonna have to change for you / It's gonna be a bitter pill to swallow for you." Als wolle er sagen: "Du kannst mich mal, ich bleibe so wie ich eben bin, so schaut's nämlich aus" – dem Typen kauft man das ab! "Berlin nights" ist entgegen erster Erwartungen kein musikalisches Großspektakel, sondern ein melancholischer Streifzug durch die Hauptstadt, die seit einigen Jahren als zweite Heimat der Truppe herhalten darf. Dabei steuern die Jungs natürlich weder Berghain, Lido oder schlimmstenfalls den KitKatClub an wie diese undurchdringlich-schleimige Masse von Großstadtnihilisten, sondern trinken halt mal ein, zwei Whiskey zuviel, rauchen Kette und lassen sich tragen von der Grundstimmung einer Stadt, die erst voller und nunmehr ohne Grenzen dasteht. Eine Ode an die Spreemetropole, ohne Abfuck, ohne Ekel.

Auch der Closer "Where have I been going" hat eine Note von Mumford & Sons. "I've lost my direction and I let my faith burn" – ein Schrei aus der Tiefe, durchdrungen von pathetischer Wut – die Unzufriedenheit mit dem Derzeitigen treibt das Septett voran, verliert dabei aber nie den Mut zum nächsten Schritt. Nach "Curse our love", welches vorwiegend Herzschmerz und sonstige Wehwehchen thematisierte, ist "Crocodile" ein nach vorne gerichtetes, aufrecht gehendes Album, welches selbst in Leidenszeiten sein Kinn durchstreckt. Die Zerbrechlichkeit vergangener Jahre ("It's so hard to see her cry-y-y-y-y") versiegt im Schmelztiegel des verschmitzt-zotigen Lächelns der Melancholie. So ergibt sich eine aufgeheizte Stimmung im Jetzt-erst-Rrecht-Schema, welches die Truppe in musikalische Energiestöße zu transformieren weiß. Und egal welchem Interpreten das Septett dabei zu nahe kommt, es zündet ein Feuerwerk mit Alleinstellungsmerkmal.

(Pascal Bremmer)

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Highlights

  • The lash of the wip
  • Show your feathers & run
  • Another time, another place
  • Berlin nights

Tracklist

  1. Yesca & the fear
  2. Tuned transmission
  3. The lash of the whip
  4. Show your feathers & run
  5. The girl from the 51
  6. Unforgiven
  7. Another time, another place
  8. Berlin nights
  9. Reap the whirlwind
  10. One law
  11. Where have I been going?

Gesamtspielzeit: 41:45 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Otto Lenk

Postings: 772

Registriert seit 14.06.2013

2019-12-03 00:25:18 Uhr
Matthew Chipchase...Rest in peace.
Don Madiaz
2013-10-12 11:38:05 Uhr
Nur 2 Beiträge? Was ist hier los?

StaggerLee

Postings: 27

Registriert seit 18.06.2013

2013-07-30 11:38:31 Uhr
Ah, toll, The lash of the whip klingt ja schon mal ganz cool!

http://www.fluxfm.de/extra/fluxfm-podcast-mit-king-krule-nightmares-on-wax-young-rebel-set-und-anderen-201330/

ab 25.40 min

Armin

Plattentests.de-Chef

Postings: 26212

Registriert seit 08.01.2012

2013-07-29 19:23:19 Uhr
Kommt am 20.09.
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