Goldfrapp - Tales of us
Mute / GoodToGo
VÖ: 06.09.2013
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Lichtschutz
In das knarzende Parkett ist die Kälte eingezogen. Das einzige, was wärmt, sind die Daunenfedern, aufgeheizt vom eigenen Körper. Morgendliches Erwachen. Noch ist es dunkel draußen. Alison Goldfrapp sitzt am Bettrand und fühlt "the cold arrive in my bones." Sie singt es nicht, sie haucht die Worte, leicht gespenstisch. Als sei ein Teil ihres Körpers noch im Schlafmodus, seien ihre Lippen noch betäubt, unfähig, klare Silben zu formen. Eine vokale Rampensau war Goldfrapp ja noch nie, aber so reduziert wispernd wie in "Drew" hat man die Sängerin selten gehört.
Nach wenigen Sekunden "Tales of us" ist der Duktus geklärt: Das angekündigte, intime Album ist Goldfrapps sechste Studioplatte nicht nur zwischen den Zeilen oder in einzelnen Textpassagen geworden. Halbgefroren, ein Emotions-Parfait, das durch das Werk fließt. Düstere Bilder in warmem Rahmen. Die weichgezeichneten Violinen, die seichten Klänge aus der selbstredend akustischen Gitarre, Will Gregorys wenige elastische, synthetische Sequenzen und soundtrackhaften Gebilde: Sie alle sind das Auffangbecken, das Sprungtuch im Himmelbett für Alison Goldfrapps Stimme. Sie hat dann den nötigen Freiraum als Geschichtenerzählerin. Den einlullenden Charakter, den das Album beim ersten Hören durchaus ausstrahlen kann, geben die Briten mit jedem weiteren Hören ab, bis davon nichts mehr übrig ist.
Vielmehr fällt der Fokus auf kleinere Eruptionen in den szenischen Arrangements: die dialogische Effekt-Suggestion für Gitarre und Gesang im rituellen "Alvar", der gallopierende, orchestrale Folk-Pop in "Clay" und Goldfrapps elfengleicher Überflug der Slow-Motion-Beats in "Thea". Wenn man so will, das letzte Relikt ihrer "Supernature"-Zeit. Zwar erteilt die 47-Jährige in "Jo" die Direktive "Run, you better run for your life", Tempo bleibt aber das Antonym dieses Albums. Das fragil besungene "Laurel" klingt vielmehr wie ein Stück aus "Felt mountain"-Tagen als 50er-Jahre-Soundtrack, "Ulla" und "Stranger" orientieren sich an Kompositionen der 60er Jahre: "With that smile it seems you'll be killing me, tenderly." Das gehauchte Leben, es kann gruselig sein auf dem wohl lichtscheuesten Album 2013.
Highlights
- Jo
- Drew
- Thea
- Stranger
Tracklist
- Jo
- Annabel
- Drew
- Ulla
- Alvar
- Thea
- Simone
- Stranger
- Laurel
- Clay
Gesamtspielzeit: 44:28 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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The MACHINA of God User und Moderator Postings: 33264 Registriert seit 07.06.2013 |
2019-05-23 02:38:52 Uhr
Puh. Den Vorgänger musst ich nach 1,5 Songs abbrechen. Aber das hier klingt gut. |
Achim Postings: 6287 Registriert seit 13.06.2013 |
2013-09-09 18:20:03 Uhr
@Gomes21: genau das ist es. ist mir aber immer noch lieber als ihre elektrischen sachen.Achim. |
Gomes21 Postings: 5202 Registriert seit 20.06.2013 |
2013-09-09 17:48:04 Uhr
ich habs versucht mal zu hören aber auch an dem Album fängt mich absolut nichts. Das kommt mir alles so schon mal gehört vor... |
Cosmig Egg Postings: 766 Registriert seit 13.06.2013 |
2013-09-06 21:03:58 Uhr
ich finde das kommt verdammt nah an felt mountain ran. Man muss allerdings wirklich die richtige Stimmung erwischen.Vielleicht am einem Nachmittag, an dem das eigene Kind beerdigt wurde, oder so |
Knackschuh Postings: 3758 Registriert seit 20.08.2013 |
2013-09-06 20:09:27 Uhr
Leise ist das neue Laut.Habt ihr den neuen "Trend" nicht mitgekriegt, der mit The XX und James Blake Einzug gehalten hat? :D |
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Referenzen
Hope Sandoval & The Warm Inventions; Bat For Lashes; Émilie Simon; Imogen Heap; Róisín Murphy; Morcheeba; Scott Walker; Massive Attack; Danger Mouse & Daniele Luppi; Lykke Li; Portishead; Beth Gibbons & Rustin Man; Super700; London Grammar; Lana Del Rey; Keren Ann; Ennio Morricone; Nick Cave & Warren Ellis; Serge Gainsbourg; Anna Ternheim; Isobel Campbell; Sophie Zelmani; Björk; Beth Orton; Azure Ray; Moloko; Hooverphonic
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