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Babyshambles - Sequel to the prequel

Babyshambles- Sequel to the prequel

Parlophone / Warner
VÖ: 30.08.2013

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Ein Glück

Nie wirklich weg gewesen wären Babyshambles, sagte Pete Doherty kürzlich in einem Interview. Dafür ist allerdings verdammt viel Zeit vergangen, und statt musikalischer Neuigkeiten gab es eher das übliche Boulevard-Gewäsch zu hören. Dass Doherty beispielsweise mittlerweile in Paris lebt, und das angeblich sogar zusammen mit dem ähnlich abgerissen aussehenden Schauspieler Macaulay Culkin. Immerhin clean soll er nach Jahren der Drogensucht sein – wünschenswert wäre es jedenfalls. Des Weiteren haben Babyshambles in den letzten Jahren einige personelle Veränderungen hinnehmen müssen: Nachdem Drummer Adam Ficek 2010 endgültig ausstieg, um sich fortan um sein Soloprojekt Roses Kings Castles zu kümmern, verkündete im letzten Jahr auch sein Nachfolger Danny Goffey, dass er die Band verlassen habe. Gemeinsam mit Jamie Morrison (Stereophonics, The Noisettes) und über die Distanz zwischen England und Frankreich hat es nun aber geklappt: "Sequel to the prequel", das dritte Babyshambles-Album, ist tatsächlich fertig.

Überraschend kam das schon, und das aus allerlei Gründen. Dass es die Band überhaupt noch gab, war nicht immer ganz klar. Und Dohertys persönliche Probleme schienen noch allzu gegenwärtig zu sein. Sei's drum: Nach seinem Soloausflug "Grace/Wastelands" erinnerte man sich gern an das tief im drogengebeutelten Körper schlummernde Talent des Sängers, und nach den beiden Vorgängern "Down in Albion" und "Shotter's nation" kann man zweifelsfrei behaupten, dass "Sequel to the prequel" nicht einfach nur das Album einer Band ist, mit dem man nicht mehr gerechnet hatte, sondern vielmehr ihr reifstes. Die erste Single "Nothing comes to nothing" geht zwar noch typisch radiofreundlich auf Nummer sicher, anders in der Vergangenheit etwa "Fuck forever" oder "Delivery", prägt sich mit seiner poppig-fröhlichen Melodie aber ein und sorgt für das erste neugierige Aufhorchen.

Schon etwas schnodderiger gibt sich "Maybelline" mit seinem infektiösen Refrain und den immerwiederkehrenden Drogenmetaphern wie "I don't want your love / Bang bang, I'm gone / But I still need you now / The seeds are sewn" oder auch einem weniger durch die Blume gesagten "Oh baby, won't you crash into my arms". Eine interessante Mischung aus Reggae und Ska gibt es im trügerischen "Dr. No", während das grandiose "Farmer's daughter" an frühere Mitgröhler wie "Killamangiro" oder "UnBilo titled" erinnert. Beinahe countrylastig präsentiert sich hingegen "Fall from grace", in dem sich Doherty mit den Fehlern aus der Vergangenheit auseinanderzusetzt: "So take it from the man who surfed the sorrow / Who spilt the salt into the sea / Who stole the whiskey from the bottle / And sold his soul to destiny". Geschrieben hat er den Song übrigens mit John Robinson (The Bandits), der auch bei "I am the rain" auf "Grace/Wastelands" seine Finger im Spiel hatte.

Die zweite Hälfte von "Sequel to the prequel" läutet der Titeltrack ein, der mit leisen Studiogeräuschen beginnt und letzten Endes genau das Bild von Doherty offenbart, das sich in all den Jahren eingebrannt hat: jenes vom britischen Lebemann mit Hut, Schal und Kippe im Mundwinkel, der durch die Bars zieht und die dort anwesenden Damen observiert. Dass das Stück dabei klingt, als sei es aus dem England des Zweiten Weltkriegs entsprungen, macht dabei einen Großteil seines Charmes aus. "Picture me in a hospital" hebt sich dann dank eines kleinen Streichorchesters, das die ansonsten recht minimal-akustische Melodie trägt, zwar deutlich von den restlichen Songs ab, behandelt aber dennoch ein ernstes Thema: Bassist Drew McConnell wurde 2011 auf dem Fahrrad von einem Auto angefahren. Dass es genau diese schlimmen Umstände waren, die Babyshambles wieder ins Studio geführt haben — ja, obwohl sie eigentlich nie weg waren — könnte man vielleicht als Schicksal bezeichnen. Und dass ausgerechnet Pete Doherty, dem man noch vor zehn Jahren nicht mehr lange gegeben hätte, es tatsächlich so weit geschafft hat mit und in seinem Leben, dürfte wohl eher Glück sein. Für ihn, für Babyshambles — und für seine Fans.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Farmer's daughter
  • Fall from grace
  • Picture me in a hospital
  • Minefield

Tracklist

  1. Fireman
  2. Nothing comes to nothing
  3. New pair
  4. Farmer's daughter
  5. Fall from grace
  6. Maybelline
  7. Sequel to the prequel
  8. Dr. No
  9. Penguins
  10. Picture me in a hospital
  11. Seven shades of nothing
  12. Minefield

Gesamtspielzeit: 43:22 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Herr Lehmann

Postings: 58

Registriert seit 24.11.2013

2014-09-01 17:55:52 Uhr
Schon richtig was Dohertys Songwriterkünste angeht, aber grad bei dieser Platte sollte man wohl auch den Rest der Band nicht vergessen, vor allem Whitnall.

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 20062

Registriert seit 10.09.2013

2014-09-01 17:30:25 Uhr
Doherty ist halt einfach ein musikalisches Genie und Sequel to the Prequel stellt den Höhepunkt seiner Songwritingkünste dar. Hat nicht mehr viel mit der "Kaputtheit" eines Down in Albion zu tun, aber wer braucht das, wenn man solche Songs wie Farmer's Daughter, Fall From Grace oder eben Picture Me in a Hospital schreiben kann.

Frank Shankly

Postings: 374

Registriert seit 26.10.2013

2014-09-01 13:52:41 Uhr
jop, den fand ich auch stark, so fein melodisch

Rote Arme Fraktion

Postings: 4245

Registriert seit 13.06.2013

2014-09-01 08:58:03 Uhr
Das komplette Album ist hochklassig, aber was Doherty da mit "Picture me in a hospital" rausgehauen hat, ist absolut berauschend. Solche genialen Melodien haben zum letzten mal die Beatles hinbekommen.

MopedTobias (Marvin)

Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion

Postings: 20062

Registriert seit 10.09.2013

2013-11-30 11:12:22 Uhr
Ich mag Farmer's Daughter auch, finde aber Minefield und vor allem Fall From Grace noch ein Stück stärker. Songwriting-technisch waren sie nie besser.
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