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Tired Pony - The ghost of the mountain

Tired Pony- The ghost of the mountain

Polydor / Universal
VÖ: 16.08.2013

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Kollektiefenrausch

Spontan. Spielerisch. Kein bisschen wie Arbeit habe es sich angefühlt, sagt Gary Lightbody etwas neidvoll rückblickend auf die Aufnahmen zum ersten Tired-Pony-Album "The place we ran from". Mit Snow Patrol, so lässt es sich zwischen den Zeilen mutmaßen, scheint der Findungsprozess schwieriger. Führt man sich noch einmal das Ergebnis vor Augen, das Lightbody mit der Supergroup um Peter Buck (R.E.M.), Richard Coleburn (Belle & Sebastian), Jacknife Lee, Iain Archer und weiteren namhaften Kollegen veröffentlichte, ist das eine glaubwürdige Legende. Liebliche Hymnen, Kleinode, Geschichten mit Americana-Sehnsucht, konzentriert auf den Kosmos eines Pärchens. Wir wären die Letzten gewesen, die den Ruf "Nochmal!" unterbunden hätten.

Glaubt man den Aussagen im Infoblatt zur neuen Platte, war es auch dieses Mal keine Plackerei, um aus Lightbodys Skizzen und Ideen "The ghost of the mountain" zusammenzuschrauben. Wein machte die Runde zwischen launigen wie konzentrierten Sessions; an deren Ende pro Tag jeweils zwei fertige Songs standen. So weit prima. Nur: Eine klare Linie lassen Tired Pony auf ihrem Zweitling vermissen. Einfache, aber eben wirkungsvolle Americana-Tracks der Marke "All things all at once" stehen Songs gegenüber, in denen E-Piano, Moog & Co., Wurlitzer, Orgel und E-Gitarren ungelenk dazwischengrätschen. Meinte das Peter Buck, als er sagte, sowohl Lightbodys Vision eines Folk-Americana-Albums, als auch seine Idee einer Krautrock-Platte habe man unter einen Hut gebracht? Kompromiss essen Seele auf. Jedenfalls werden sich Slide-Guitar und der programmierte Beat in "Wreckage and bone" anschauen und fragen, was der jeweils andere hier eigentlich zu suchen hat. Und überhaupt: Warum eine Drum-Machine im trägen "The creak in the floorboards" nutzen, wenn mit Coleburn ein Schlagzeuger Teil des Kollektivs ist?

"The ghost of the mountain" ist wie ein Trampelpfad: Kein direkter Weg kann auch einer sein. Der seichte Synth-Rocker "Punishment" ist ein ordentlicher Song, würde nur auf einer Snow-Patrol-Platte deutlich mehr Sinn ergeben. Gilt eigentlich auch für das hymnisch-konzipierte und nicht minder stark dargebotene "Ravens and wolves", das gemeinsam mit "Carve our names" noch am ehesten als gelungenes Exemplar einer Metamorphose durchgeht, die sich Weiterentwicklung schimpft. Der wärmende Schlusstrack "Your way is the way home" - mit Schauspielerin Minnie Driver als Gast-Sängerin - bietet dann endlich ein komfortables Heim für die Slide-Gitarre.

Der emotionale Leitfaden, der den Hörer auf "The place we ran from" an der Hand griff, packt auf "The ghost of the mountain" mitunter ins Leere. Nehmen wir den Opener, "I don't want you as a ghost". Ein maßgeschneiderter Song für Tired Pony. Und dann tönt Lightbodys Stimme für alle überraschend, als habe sie der Sänger morgens versehentlich weiterschlafen lassen: leicht brüchig, aber nicht als Stilmittel emotionalen Ausdrucks. Das beweist sich Lightbody sodenn gleich selbst im hervorragenden Titeltrack und den letzten gesprochenen Zeilen von "All things all at once": "In those days we were lions / In those days we were kings." Letztgenannter Song hat es übrigens quasi erst in der Nachspielzeit aufs Album geschafft. Lightbody brachte ihn noch flugs zu Papier und uns zu Gehör. Spontaneität lässt sich eben nicht planen.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • All things all at once
  • The ghost of the mountain

Tracklist

  1. I don't want you as a ghost
  2. I'm begging you not to go
  3. Blood
  4. The creak in the floorboards
  5. All things all at once
  6. Wreckage and bone
  7. The beginning of the end
  8. Carve our names
  9. Ravens and wolves
  10. Punishment
  11. The ghost of the mountain
  12. Your way is the way home

Gesamtspielzeit: 47:58 min.

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