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Pere Ubu - St. Arkansas

Pere Ubu- St. Arkansas

Glitterhouse / Indigo
VÖ: 29.04.2002

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Sodom und Arkansas

Kunst kommt von Können. Als sich nach dem klebstoffbeschnüffelten Rausch des Punkrocks Ende der Siebziger eine kultiviertere und vor allem intellektuellere Bewegung bildete, gehörte Pere Ubu schon zu den Speerspitzen des New Wave. Als fehlendes Bindeglied zwischen Velvet Underground und Punk setzte die Truppe um David Thomas mit absurden und bedrohlichen Songs ein Mahnmahl. Morbide und manisch erschienen Thomas' Texte, extremistisch der Art-Punk der Band, auf den sich Bands wie die Pixies, die Talking Heads oder Birthday Party berufen sollten. Auch wenn sich die Band in den Achtzigern Zugänglicherem zugewandt hatte, fraßen sich Paranoia und Schizophrenie in den Songs weiter fest.

Als logische Folge erscheint da "St. Arkansas", das achtzehnte und vermutlich düsterste Album der Band. Schon der Opener "The fevered dream of Hernando DeSoto" vibriert zwischen seelischen Abgründen und krankhafter Euphorie, welche die Musik eindrucksvoll nachzeichnet. Mit brenzligen Beschwörungen und groteskem Sarkasmus kann sich Thomas effektvoll ausleben. "My home is on the moon" gesteht er in "Michele", und man nimmt ihm die aus seinem Kopf wachsenden Antennen förmlich ab.

Rücksichtslos gehen alle der zehn Songs mit der Hörerschaft um. Mal gibt es verstiegenes Gekratze, mal anschwellende Leidenschaften einer haltlosen Orgel. Taumelnde Gitarren fräsen sich durch die Luft, und Thomas durchlebt kafkaeske Situationen. Ein gewisser "Steve" irrt durch die eigenen Traumata und wird von brodelnden Dissonanzen gejagt. Der Ritt auf dem inneren Schweinehund führt an überdrehten Fast-Rockern wie "Phone home Jonah" und verwunschenen Jazzepisoden wie "Hell" vorbei.

Stets spürt man Thomas' stechenden Blick auf der Haut. Seine Band torkelt durch doppelbödige Arrangements und versucht den eigenen Fußangeln zu entkommen. Zwar gelingt dies nicht immer, doch im epischen "Dark" findet die theatralische Darbietung ihren intensiven Höhepunkt. Dumpf pocht das Schlagzeug, während die fragile Seele Schicht um Schicht gänzlich auseinandergenommen wird. Am Ende bleibt beinahe sprachloses Staunen ob der kompromißlosen Selbstentblößung der Amerikaner. Und doch glimmt ein Funken Optimismus weiter. Kunst kommt eben von Können.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Michele
  • Steve
  • Phone home Jonah
  • Dark

Tracklist

  1. The fevered dream of Hernando DeSoto
  2. Slow walking daddy
  3. Michele
  4. 333
  5. Hell
  6. Lisbon
  7. Steve
  8. Phone home Jonah
  9. Where's the truth
  10. Dark

Gesamtspielzeit: 41:39 min.

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