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Franz Ferdinand - Right thoughts, right words, right action

Franz Ferdinand- Right thoughts, right words, right action

Domino / GoodToGo
VÖ: 23.08.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Stock im Arsch?

Nie wieder "Schampus mit Lachsfisch". Viel zu dekadent auch. Wir befinden uns schließlich in der Krise. Es ist Zeit für "Right thoughts, right words, right action", das Volk dürstet danach. Nicht nur hierzulande, auch im Vereinten Königreich. Logisch in solchen Zeiten. Die Kacke ist am Dampfen. Und Franz Ferdinand waren ja seit jeher irgendwo Revolutionäre. Zumindest im Sinne eines populärmusikalischen Fortschritts, manche behaupten gar eines Quantensprungs. Eine wirklich politische Band werden Franz Ferdinand zwar nicht mehr, aber mit dem Alter kommt die Weisheit und da darf die Vierertruppe neun Jahre nach ihrem Debüt nun auch mal ein wenig nachdenklicher werden. "Intellekt versus Seele, gespielt von irgendeiner dummen Band", nennt Alex Kapranos das dann.

Beim schmissigen Poprock ihrer ersten beiden Alben, genau wie bei ihrem elektropoppigen Schmetterbrett "Tonight: Franz Ferdinand", immer stand für Franz Ferdinand die Hookline im Vordergrund. Und die musste vor allem eines: Mitreißen. Jeder Beatschlag saß, jeder Chorus drückte dem Hörer ein unwillkürliches Kopfnicken in den Nacken. "Do do do you do you want to?" – klar, wir wollen immer! Kaum vorzustellen, dass irgendein Indiedisko-Abend auf diesem Globus ohne diesen Smash-Hit auskommen könnte. Höchstens Vampire Weekends "A-Punk" kommt da ran. Und jetzt das. Auch die neue Scheibe bleibt zwar überwiegend im zackigen Up-Tempo, aber dieser tanzwillige Funke will nicht so richtig überspringen. Und das eben auch, weil die Aussagen differieren.

"Tonight: Franz Ferdinand" war ein geglücktes Experiment. Dennoch haben Franz Ferdinand den Synthesizer weitestgehend wieder gegen die Gitarre eingetauscht, Nick McCarthy wird's freuen. So ist "Evil eye" ein krachend vorwärts marschierender Track, dessen Kehrvers stimmungsbestimmend auftritt wie in alten Zeiten, obgleich der Song weniger bissig daherkommt und im Schlussdrittel sogar eine schier düsterliche Episode Einzug hält. Völlig entgegengesetzt erscheint "Brief encounters". Eingangs diffundieren dort bitter-säuerliche Orgel-Sounds in den Raum, ein Theremin verwurstet Melodieansätze zum ätherisch-orgiastischen Geschwurbsel, bis die Percussion dem Freiflug eine Richtung gibt. Der Song crasht wieder und wieder gegen Gitarrenbarrikaden und zitadellisch befestigtes Geheule. "The universe expanded" geht ein Techtelmechtel mit The xx ein, wenn milchglasige Klänge und flüchtig-ängstliche Sounds Kapranos' entrücktes Gesäusel umschwirren.

Vor allem dann, wenn Franz Ferdinand einmal etwas anderes wagen, als Althergebrachtes, überzeugt "Right thoughts, right words, right action". Songs wie "Stand on the horizon" oder "Love illumination" haben ihr absolutes Existenzrecht, kommen aber nicht an die gassenhauerischen Auswüchse früherer Knüller heran. Nicht nur Franz Ferdinand, auch viele andere Bands des britischen Indierock-Booms Mitte der Nullerjahre, seien es Arctic Monkeys, Babyshambles oder auch Maximo Park, sie haben alle ein Problem: Sie haben sich die Messlatte seinerzeit jeweils selbst sehr hoch gelegt und jede Neuausrichtung wird ihnen von der Fanschar übelgeheißen. Das ist unfair. Wichtig ist, dass es ehrlich bleibt. Wichtig ist, dass Entwicklung stattfindet. Wichtig ist, dass der Interpret etwas weiterzugeben hat. Und das haben Franz Ferdinand nach wie vor, beeindrucken damit auch weiterhin. Es muss ja nicht immer aus der Feinkostabteilung serviert werden. Wer sich deswegen anstellt, sollte sich besser mal den Stock aus dem Arsch ziehen.

(Pascal Bremmer)

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Highlights

  • Evil eye
  • Brief encounters
  • The universe expanded

Tracklist

  1. Right action
  2. Evil eye
  3. Love illumination
  4. Stand on the horizon
  5. Fresh strawberries
  6. Bullet
  7. Treason! Animals
  8. The universe expanded
  9. Brief encounters
  10. Goodbye lovers and friends

Gesamtspielzeit: 35:09 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Reverend Green

Postings: 17

Registriert seit 13.06.2013

2014-02-28 22:48:05 Uhr
Das hat Kinski eindeutig besser hinbekommen.
ERDBEERMUND!
2014-02-28 17:46:05 Uhr
Neue B-Seite:

soundcloud.com/franzferdinand/erdbeer-mund
friedberger
2014-02-27 20:01:10 Uhr
wirkt bemüht und anbiedernd.

Jennifer

Mitglied der Plattentests.de-Chefredaktion

Postings: 4711

Registriert seit 14.05.2013

2014-02-27 19:55:11 Uhr
Deutschgesungene B-Seite: "Erdbeer Mund"

Irgendwie weiß ich nicht, was ich davon halten soll.
Denniso
2013-08-28 08:29:41 Uhr
Die erste Hälfte ist ein wenig altbacken und langweilig, aber ab dem Erdbeer-Lied wird das Album richtig nett. Wäre Anfang des Jahrhundert ein sehr spannendes Album gewesen, nun eben nur noch nett.
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