Deap Vally - Sistrionix
Island / Universal
VÖ: 28.06.2013
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Wo der Kuss endet
In Deap Vallys Debüt steckt mehr Sex als Silikontäschchen in Nicole Austins Hintern. Das muss ein Album erst einmal schaffen. Ein taffes Mädelsduo, bekleidet mit einem Hauch von Nichts, prügelt sich aus der Garage auf die Straße, pflanzt seine Absätze in den kneifenden Schritt der Black Keys, tritt dabei jubilierend das Erbe der White Stripes an und spielt mit ordentlich "Ich-fick-Dich?"-Attitüde räudig-scheppernden Östrogen-Rock. Eine Note Gospel sowie kombinationssicherer und strategisch platzierter, tiefhängender noisiger Schwanzblues ergänzen diese Blume der Riot-Grrrl-Auslese 2013.
Mit einem forschen "Come on everybody, listen up" lässt Lindsey Troy "End of the world" zu knarzig-pissigen Gitarren anächzen, die sich langsam in bissige Sirenen wie auf einem Meskalin-Trip verwandeln. Julie Edwards' Schlagzeug pumpt trotziger als der in die Weichteile verlegte Bizeps nach Trend stinkender Hippiebaumwoll-Testosteronrocker im Musik-Gym des Alternative und lässt vielleicht die meterdicke Wimperntusche der zum Omegaweibchen aufgemöbelten Alison Mosshart abbröckeln wie alten Putz. Zeit also für ein glamouröses "Baby I call hell" in der Prüderie retrophiler Weicheier, die ihre Barthaare zwar nicht mehr zu Zöpfchen zwirbeln wie vor einem knappen Jahrzehnt, aber als erweiterte Penismontage über ihre ach so röhrenden Instrumente hängen lassen. "If you wanna serve me / Show me you deserve me" hyperventiliert Troy in einem Rosenbett aus dornigen "Whoa-oh-oh-oh-oh whoa-oh-oh-oh-ohs" und mit einem angesexten Augenzwinkern hinter breiten Sonnenbrillengläsern.
Wo der Kuss endet, beginnt der Knast. Um diesen simplen Aphorismus weiß auch "Creeplife" in der Twilight-Zone von siffigem Seventies-Saurock und Proberaum-Improvisation, nicht ohne den süffisanten Zusatz "And don't think I'll be visiting you in jail - huuah!" Der Blues fließt in Gallonen durch frische Schläuche schweißgelben, verrotzten Rocks, etwa in "Walk of shame", dem Instanthit "Raw material" oder dem übellaunigen "Bad for my body", bevor alles mit "Six feet under" in eine lederne Lache aus Modern Gospel mündet und Troy in "Lies" versichert: "Brother, brother, brother, these legs are closed to you". Denn egal, wie viel Sex "Sistrionix" auch aufgesaugt hat – Deap Vally bleiben immer bei der Ehrlichkeit. Und davon hat diese Platte mehr als reichlich.
Highlights
- End of the world
- Baby I call hell
- Bad for my body
Tracklist
- End of the world
- Baby I call hell
- Walk of shame
- Gonna make my own money
- Creeplife
- Your love
- Lies
- Bad for my body
- Woman of intention
- Raw material
- Six feet under
Gesamtspielzeit: 41:11 min.
Referenzen
The White Stripes; The Dead Weather; The Black Keys; Death From Above 1979; The Kills; The Raconteurs; Blood Red Shoes; Black Rebel Motorcycle Club; L7; Radio Moscow; Blues Explosion; The Dirtbombs; The Come-Ons; Spinnerette; The Greenhornes; The Detroit Cobras; Iron Butterfly; Black Lips; The Shams; The Blueskins; The Bishops
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