The Civil Wars - The Civil Wars
Columbia / Sony
VÖ: 23.08.2013
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Krieg im Frieden
Jeder kennt ihn, diesen Dreh- und Angelpunkt von "Siamese dream", diesen Augenblick, wenn man noch vollkommen erschöpft ist von der trügerisch-tragischen Euphorie von "Today", wenn die Ohren noch dröhnen vom druckvollen "Rocket", wenn man sowohl hocherfreut als auch voller Ehrfurcht darauf wartet, was als nächstes passiert. Und was kommt? Das sechste Stück, mit dem die Smashing Pumpkins einen weiteren dieser großen Songs schrieben, an die man auch 20 Jahre später noch gerne denkt. "Disarm you with a smile / And cut you like you want me to / Cut that little child / Inside of me and such a part of you / Oh, the years burn" - allein die erste Strophe von "Disarm" hat es schon in sich. Wenn sich Billy Corgan schließlich, unterstützt von Gitarre und Streichern, vom geradezu unschuldig-lieblichen Gesang in ein immer aggressiver werdendes "The killer in me is the killer in you" hineinsteigert, wird klar: Hier ist so einiges kaputt. Umso erstaunlicher, wie sich die Wirkung verändert, wenn man zwei Jahrzehnte später die Coverversion des Folkduos The Civil Wars hört.
Sanft, zart, zerbrechlich klingen Joy Williams und John Paul White hier, ganz versteckt im letzten Drittel ihres zweiten, selbstbetitelten Albums, das wie der mit zwei Grammy Awards dekorierte Vorgänger "Barton Hollow" von Charlie Peacock produziert wurde. Dass eine Band, die sich The Civil Wars nennt, sich gerade ein solches Lied für eine Neuinterpretation aussucht, spricht wohl für sich. Nachdem die beiden ihrer eigenen Angaben zufolge rein platonischen Beziehung eine Pause gegönnt haben, sollen sie nicht einmal miteinander geredet haben. "The Civil Wars" lebt von dieser Mischung aus heiteren und dunklen Momenten, wie sie zwischenmenschliche Bindungen oft mit sich bringen. Das schwere, deutlich härtere "I had me a girl", welches niemand Geringerer als Rick Rubin coproduzierte, handelt vom untreuen Partner und den Nachwirkungen der zerbrochenen Liebe, während sich Williams des Etta-James-Klassikers "Tell Mama" im Alleingang annimmt und eine ganz eigene Version daraus macht.
"Give me the burden, give me the blame / I'll shoulder the load and I'll shoulder the shame", singen Williams und White gemeinsam im düsteren "Devil's backbone", nur um am Ende beinahe flehentlich die Worte "Oh Lord, I'm begging you please / Don't take that sinner from me" zu wiederholen. Das darauffolgende, countrylastige "From this valley" sorgt dann endlich für den nötigen Hoffnungsschimmer bei so viel Finsternis. Es soll nicht der einzige bleiben: Kurz vor Schluss gibt es mit "Sacred heart" akustische Romantik pur, nur echt mit einem französischen und sogar in Paris geschriebenen Text über das Warten auf den Liebsten, der womöglich nie auftaucht, obwohl er es in einem Anflug wilder Leidenschaft versprochen hat. Klingt kitschig? Klar. Muss aber doch auch mal sein. Und spätestens, wenn sich The Civil Wars mit dem rohen, fast nach einer Demoversion klingenden "D'Arline" und den Zeilen "I could get over you / But please don't ask me to / Just so you know / You'll always be the one" verabschieden, ist man sich sicher: Das muss nicht einfach nur mal sein, das braucht man ab und zu sogar unbedingt.
Highlights
- Devil's backbone
- Disarm
- Sacred heart
- D'Arline
Tracklist
- The one that got away
- I had me a girl
- Same old same old
- Dust to dust
- Eavesdrop
- Devil's backbone
- From this valley
- Tell Mama
- Oh Henry
- Disarm
- Sacred heart
- D'Arline
Gesamtspielzeit: 43:06 min.
Referenzen
The Head And The Heart; Dry The River; Angus & Julia Stone; Mumford & Sons; Stornoway; Noah And The Whale; Fleet Foxes; Young The Giant; The Cave Singers; Pearly Gate Music; Fruit Bats; Edward Sharpe & The Magnetic Zeros; Broken Records; The Felice Brothers; Horse Feathers; The Avett Brothers; Admiral Fallow; Freelance Whales; The Tallest Man On Earth; Deer Tick; Delta Spirit; Local Natives; Blitzen Trapper; Iron & Wine; Fanfarlo; The Decemberists; Junip; Frightened Rabbit; The Long Winters; The Acorn; The Wooden Sky; Bon Iver; John Vanderslice; Phosphorescent; Daniel Martin Moore; Jason Collett; Dylan LeBlanc; Damien Jurado; Ryan Adams & The Cardinals; Midlake; S. Carey; J. Tillman; James Vincent McMorrow; Nathaniel Rateliff; Adam Haworth Stephens; Josh Ritter; Dan Mangan; Breathe Owl Breathe; Wye Oak
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- The Civil Wars - Barton Hollow (5 Beiträge / Letzter am 03.08.2013 - 13:46 Uhr)