Jagwar Ma - Howlin

Marathon Artists / PIAS / Rough Trade
VÖ: 14.06.2013
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10

Fools gold
Noel Gallagher behauptete unlängst, wann immer er seinen ehemaligen Bandkollegen auch begegnete, käme die Wiedervereinigung Oasis' nie zur Sprache, weil die Jungs immer viel zu sehr damit beschäftigt seien, über Jagwar Ma zu quatschen. Als Mitte der 1990er Jahre unter anderem durch den Erfolg von Oasis die Vorherrschaft in der britischen Musik an den Britpop überging, war es geschehen um die insulanische "Rave-o-lution". Die Welle, die zuvor der Madchester geschlagen hatte, wogte nunmehr durch ganz Europa, entfernte sich aber zunehmend von ihrem Ursprung zwischen Dance und Indie-Rock. Bezeichnend, dass nun ausgerechnet ein australischer Zweier, welcher sich an den Wurzeln des Madchester entlanghangelt, für die von Noel Gallagher herbeigeredete Wachablösung im umgekehrten Sinne sorgen sollte.
Der Titel des Debüts findet sich im starken "Uncertainty" wieder: "When you"re gloomy / Howlin' looks so good to me" – geteiltes Leid ist halbes Leid. "Howlin" zitiert zwar immer wieder die eine oder andere ungünstige Befindlichkeit, aber so heftig, dass das Problem nicht mehr wegzutanzen wäre, fällt hier keiner auf die Schnauze. "That loneliness" erzählt vom wenig erfolgreichen Eroberungsversuch. Sein fluffiger Breakbeat und das hintergründig-chorale Palawer kreieren allerdings einen Dance-Track erster Güte, welcher die nächste Balzbemühung ins aussichtsreiche Licht rückt. "Four" entfernt sich weitestgehend vom Madchester-Schema, verzichtet auf die ansonsten wiederkehrenden Beach-Boys-Lines und gipfelt im klatschigen Minimal. "Let her go" erscheint, als hätten Oasis ein Feature mit den Stones aufgenommen. Wenn Noel Gallagher von Jagwar Ma spricht, dann bezieht er sich wohl am liebsten auf dieses Stück: Das Tambourin, die scheppernde Gitarre in Chorusnähe, die Stimmlage, es klingt vertraut.
Aufgewirbelt im Rausch der Sinne durch ausufernde Beats, unterspült von eingängig-poprockigen Meldodien, begehen Jagwar Ma das Madchester-Revival und versetzen den Rezipienten in eine Zeit, die man nur allzu gern miterlebt hätte. Ein intellektuelles Spektakel ist auf "Howlin" freilich nicht zu erwarten, aber diese Musik funktioniert. Im immerfröhlichen Elektropop der Australier fällt das ganze Unpässlichkeiten beklagende Genöle ohnehin nicht auf. Ganz gleich, ob auf der großen Bühne oder im dunstigen Club, egal ob alkoholisch oder weitergehend berauscht – Jagwar Ma unternehmen eine mehr als erfolgreiche Expedition in die Gehörgänge der Partypeople. Was sollte denn da eine potenzielle Oasis-Reunion noch weiter kümmern?
Highlights
- Uncertainty
- That loneliness
- Let her go
Tracklist
- What love
- Uncertainty
- The throw
- That loneliness
- Come save me
- Four
- Let her go
- Man I need
- Exercise
- Did you have to
- Backwards Berlin
Gesamtspielzeit: 43:05 min.
Referenzen
Inspiral Carpets; Happy Mondays; The Stone Roses; Primal Scream; The Charlatans; New Order; Paul Oakenfold; 808 State; A Guy Called Gerald; The Beloved; Candy Flip; EMF; The Farm; Happy Mondays; Primal Scream; The Shamen; The Soup Dragons; The Smiths; The Rolling Stones; David Bowie; Oasis; Blur; The Verve; Phoenix; Daft Punk; Empire Of The Sun; MGMT; Ladyhawke; Midnight Juggernauts; Mika; The Naked And Famous; Hot Chip; Scissor Sisters; The Killers
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- Jagwar Ma - Howlin (8 Beiträge / Letzter am 07.10.2015 - 22:53 Uhr)