Tunng - Turbines
Full Time Hobby / Rough Trade
VÖ: 21.06.2013
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
Traue keiner Statistik
Heute mal ein bisschen Plattentests.de-Statistik. Folgende Theorie: Je mittelmäßiger ein Album, desto weniger Worte die Rezension; je weniger polarisierend, desto knapper der Text. Das heißt, die Texte zu Alben, die mit einer 5 oder 6 bewertet werden, sind im Schnitt kürzer, als die der höheren und niedrigeren Wertungen. Dieser Zusammenhang lässt sich also recht einfach mit einer Parabel beschreiben. Ein sehr gut geeignetes Beispiel ist die Besprechung zu Tunngs "...And then we saw land". Wird sich "Turbines" nun in diese Theorie einpassen? Neu erfunden haben sich Tunng in jedem Falle nicht.
Alles in allem wird das fünfte Album des Sechser-Gespanns getragen vom uniformen, zweistimmigen Gesang von Neu-Isländer Mike Lindsay (inzwischen auch als Cheek Mountain Thief unterwegs) und Becky Jacobs, sowie einem scheinbar unerschöpflichen Fundus von Synthesizern, die wohl allesamt in Sci-Fi-Filmen der 80er Jahre zum Einsatz kamen. Und während sie in diesen als Untermalung zum Aufbruch in neue Dimensionen und unbekannte Welten dienten, erhalten sie auf "Turbines" das angenehm Seltsame und verschroben Verspielte am Tunng-Sound. Mal hintergründig, mal blubbernd wie in "Heavy rock warning" oder futuristisch-flächig wie in "By this". In letztgenanntem Song kommt auch noch Ashley Bates Stimme hinzu und das Trio fällt sich im Einvernehmen gegenseitig ins Wort. Wie in einer sachten Kettenreaktion wird die nächste gesungene Zeile vom letzten Ton des Vorgängers angestoßen. In "Follow follow" überlagern sich die elektronischen Elemente alsbald erfolgreich, nach dem das Lied noch in einer Simon & Garfunkel-Passform begonnen hatte.
Neben den ganzen technischen Hilfsmitteln ist "Turbines" im Kern aber doch eine Akustik- und Folkplatte. Insgesamt wurde der zweite Teil vom Stempel "Folktronica" sogar mehr und mehr abgeschnitten und ein durchaus zugängliches Album geschaffen. Es gibt nur noch vereinzelte ulkig-wunderliche Geräusch-Kombinationen wie die Leierkasten/Hau-den-Lukas/Lachsack-Aneinandereihung in "So far from here". Dadurch verliert sich das Album leider auch ein wenig im konzilianten Singsang und das Besänftigende schlägt ab und an ins Einlullende über und drängt es so an den Rand der Mittelmäßigkeit. Somit bestätigen Album und Rezension näherungsweise die eingangs aufgestellte Hypothese. Wer jetzt nach guter wissenschaftlicher Praxis und Unseriosität beim Testen ruft, mag sehr wohl recht haben. Eines gilt aber weiter unumstößlich: Traue keiner Statistik, die Du nicht selbst.
Highlights
- By this
- Follow follow
Tracklist
- Once
- Trip Trap
- By this
- The village
- Bloodlines
- Follow follow
- So far from here
- Embers
- Heavy rock warning
Gesamtspielzeit: 39:07 min.
Referenzen
The Beta Band; Mice Parade; Four Tet; Psapp; The Books; Adem; Lali Puna; Cheek Mountain Thief; Devendra Banhart; Sufjan Stevens; Contriva; The Accidental; Diagrams; Múm; A Hundred Times Beloved; This Is The Kit; Jeremy Warmsley; Isan; The Notwist; Stereolab; Broadcast; Tarwater; Efterklang; Junip; The Low Anthem; The Leisure Society; Simon & Garfunkel; Sin Fang; Architecture In Helsinki; James Yuill
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