Kodaline - In a perfect world
RCA / Sony
VÖ: 21.06.2013
Unsere Bewertung: 6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Chris Cross
Wo starten bei Kodaline? Vielleicht bei einem schönen Zitat der Band: "Der Song ist furchtbar." Gemeint ist "Give me a minute", eine Nummer, die sie 2007 noch unter dem Namen 21 Demands veröffentlichten, die ihnen nach einer Teilnahme an einer Casting-Sendung Platz eins der irischen Charts bescherte und die tatsächlich vor allen Dingen eines ist: furchtbar. Spulen wir die Zeit also lieber vor. Zu jenem Punkt, als sich dem Trio Steven Garrigan, Vinny May und Mark Pandergast auch Bassist Jason Boland anschloss. Und zu einer Geschichte, die sich mit "In a perfect world" hätte wiederholen können - es aber so schnell nicht tut.
Um es vorweg zu nehmen: Kodaline werden nicht Coldplays Weg zur letzten Jahrtausendwende beschreiten. Dem Vergleich müssen sich die Iren stellen. Wegen der Vorschusslorbeeren, der Vorabsingles und weil sie generell vieles mitbringen, was auch Chris Martin und Bandkollegen einst im Repertoire hatten und noch immer haben. Das sehnsüchtelnde "All I want" etwa, das sich den Aufbau von Coldplays "Fix you" bestens eingeprägt hat. Im zugehörigen Videoclip der Single beschützt ein Mann mit derangiertem Gesicht seine Angehimmelte vor drei Rüpeln und gewinnt so ihr Herz. Und auditiv fleht Garrigan: "If you loved me, why did you leave me / [...] / All I want is to find somebody." Parallel findet die leise Akustikgitarre im Piano einen passenden Duettpartner, setzen nach drei Minuten die Ooohs ein und lässt das Johnny-Buckland-Riff nicht mehr lange auf sich warten. In der Nummer erinnert so ziemlich alles an Coldplay - und Kodaline bieten es höchst überzeugend dar. Das gleiche Spiel im schönen Opener "One day" und der herzumgarnenden Single "High hopes".
Nur mangelt es "In a perfect world" an Konstanz. "Brand new day" scheitert an seiner 2009er Bruce-Springsteen-Metamorphose, und auch "After the fall" und "Big bad world" rauschen emotionslos vorbei, was nicht zuletzt daran liegt, wie gekonnt Garrigan seine Stimme in Szene setzen kann. Und nun? Einfach mal alles vergessen, nicht auf Coldplay versteifen, Vergleich Vergleich sein lassen und stattdessen schöne Songs hören: das erzählerische Songwriter-Element im Mundharmonika-Folkpop "Love like this", das akustisch vertonte Nichtsbereuen in "Way back when", den gedankenversunkenen Piano-Rocker "Pray". Wem die Negation aber näher liegt als das Lob, der darf das eingangs erwähnte Zitat der Band gerne aufgreifen. Sechs Jahre danach sind Kodaline nun wahrlich: nicht furchtbar.
Highlights
- All I want
- High hopes
- Pray
- Way back when
Tracklist
- One day
- All I want
- Love like this
- High hopes
- Brand new day
- After the fall
- Big bad world
- All comes down
- Talk
- Pray
- Way back when
Gesamtspielzeit: 46:00 min.
Referenzen
Coldplay; Embrace; The Boxer Rebellion; Athlete; Cherry Ghost; Saybia; Snow Patrol; Travis; Bell X1; Eskobar; Doves; U2; Dave Matthews Band; I Am Kloot; Elbow; Keane; Washington; Mark Owen; OneRepublic; Thirteen Senses; Tom McRae; Turin Brakes; Dry The River; Bruce Springsteen; Mumford & Sons; Efterklang; Ken; Kashmir; Idlewild; Frightened Rabbit
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