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The Fall - Re-mit

The Fall- Re-mit

Cherry Red / Rough Trade
VÖ: 17.05.2013

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Wetten doch?

Ein guter Rat vorweg: Man sollte sich auf keinen Fall "Wetten, dass..?" ansehen. Denn tut man es doch, warten oft Gräueltaten. Heute wie vor Jahren, als Robbie Williams in der Show die Bundesligaergebnisse verlas, wobei er den Namen eines mit "Sch" beginnenden Ruhrgebietsvereins durch ein deutsches Fäkalwort ersetzte. Ein denkwürdiger Moment, der vor Augen führte, dass die schönste Nebensache der Welt angesichts von Lizenzentzügen, drohenden Blutbädern beim Platzsturm und Schlimmerem auch hässlich wie – genau – Scheiße sein kann. Selbst wenn ein strahlender Sunnyboy sie verhandelt. Die Kollegen von der BBC bewiesen mehr Sachverstand und holten zum gleichen Zweck lieber Mark E. Smith ins Studio, den altgedienten Nörgelkaiser und Frontmann von The Fall. Selten klang ein "Manchester City: nil - Blackburn Rovers: nil" angepisster.

Aber wer weiß: Vielleicht wird jetzt ja alles anders. Es gab beziehungsweise gibt nämlich Grund zum Feiern. 2012 schnappte Smiths Lieblingsverein City dem mancunischen Stadtrivalen United die englische Meisterschaft vor der Nase weg, und nun begehen The Fall, die zudem in Richtung 40-jähriges Bestehen stapfen, ihr 30. Studioalbum. Smith muss seine Mitmusiker nicht einmal mehr als "traitors, liars and cunts" wie noch zu Zeiten von "Reformation post-TLC" bezeichnen: "Re-mit" setzt die Tradition fort, dass The-Fall-Platten inzwischen in festem Bandformat eingespielt werden, nachdem Smith über die Besetzung lange im despotischen Hire-and-fire-Prinzip verfügte. Und auch sonst gibt es wenig Neues. Oder zumindest weniger, als es zunächst den Anschein hat.

Klingt doch der Auftakt, ein Auszug aus dem ungewohnt gradlinigen Rocksong "No respects Rev.", direkt nach einer mutwilligen Karikatur des The-Hives-Heulers "Die, all right!" Doch spätestens wenn man das gute Stück später in voller Länge bestaunen darf, wird klar, dass das Ganze wohl ernst gemeint ist. Das Intro bleibt nicht die einzige Skizze auf "Re-mit": In "Noise" huldigt Smith schräg seinem Gitarristen Peter Greenway, und bei "Pre-MDMA years" macht der Hörer drei Kreuze, dass The Fall um Ecstasy wohl stets einen großen Bogen gemacht haben. Andernfalls wäre ihnen schließlich nie das rasante "Sir William Wray" gelungen, dessen abgezirkeltes Riff "Barmy" vom 1985er Album "This nation's saving grace" exhumiert. Und auch den unheilvoll kreisenden Space-Twang von "Hittite man" hätten sie vermutlich längst für Stoff versetzt.

Anderswo krankt "Re-mit" zuweilen allerdings an einer lose herumbaumelnden Unwucht, die aus einigen Stücken anstrengende Artefakte statt konziser Kompositionen macht. Freilich nicht ohne Unterhaltungswert: "Irish" verunglimpft zu zweckmäßig knorrigem Bass ausgerechnet LCD Soundsystems James Murphy, obwohl der gar kein Ire ist, und "Jetplane" zeigt Smith und Ehefrau Elena Poulou im mürrischen Call-and-Response-Wortwechsel. Zum ausgezeichneten Schluss treibt "Loadstones" dann noch einen gelenkigen Riffrocker vor sich her, als wollten die alten Hasen den vergleichsweise jungen Arctic Monkeys unnötigerweise zeigen, wie so etwas geht – und Smith schmettert sämtliche Glückwünsche ob des Jubiläums mit einem verdrießlichen Hinweis auf seine 56 Lenze ab. So kennt man ihn. Doch weitermachen wird er trotzdem. Wetten dass?

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Sir William Wray
  • Hittite man
  • Loadstones

Tracklist

  1. No respects (intro)
  2. Sir William Wray
  3. Kinder of spine
  4. Noise
  5. Hittite man
  6. Pre-MDMA years
  7. No respects Rev.
  8. Victrola time
  9. Irish
  10. Jetplane
  11. Jam song
  12. Loadstones

Gesamtspielzeit: 40:05 min.

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