Okta Logue - Tales of Transit City
Columbia / Sony
VÖ: 17.05.2013
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Vergangenheit, die nicht vergehen will
Ein kleines Tomte-Fanzine aus Dortmund behauptete jüngst, Okta Logue seien die "deutsche Progrock-Hoffnung". Kotz und Gott bewahre, bitte nicht. Das kann keiner wollen, der von dieser Band mit guten Gründen etwas hält. An ihr selbst ist denn auch absolut nichts auszusetzen. Auch das zweite Album "Tales of Transit City" reiht einige Höhepunkte aneinander: "Transit" zum Beispiel, das durch seinen oszillierenden Synthie einen hübschen Kontrast erzeugt aus 70er-Psychedelia und 80er-Kühle. Auch "Mr. Busdriver" groovt schick auf einem verschleppten Beat und "Let go" schließlich ist so unfassbar nett, dass man die Band für so viel Realitätsverweigerung schütteln möchte. Genau das ist auch das Problem mit diesem Album und der Ästhetik, der sich Okta Logue darauf bedienen.
"Tales of Transit City" ist ein perfektes Album in einem Stil, der seit Dekaden still steht. Es zeigt, was maximal möglich ist. Benno Herz, Sänger und Gitarrist, äußerte in einem Interview, wie sehr er es verabscheue, wenn sich der Rock in machohaften Gesten und abgeschmackten Posen ergehe. Die Einstellung ist 1A und doch: Genau diese Merkmale, die Emphase, mit der die verlogen-selbsgerechten Männer da vorne seit Dekaden als unangepasste Lebenskünstler angehimmelt werden, ist auf's Engste verbunden mit der ganzen Psychedelic-Classic-Prog-Rock-Vergangenheit, die Okta Logue so versiert und leidenschaftlich heraufbeschwören.
Zur Distanzierung bedürfte es deutlich mehr als nur die Zurschaustellung der eigenen Verletzlichkeit, es bräuchte Brüche, Ironisierungen gegen die ganzen "Whole lotta love"-Übergriffigkeiten, die Pink Floyd, Led Zeppelin und und und schon ewig zelebrieren. Okta Logue sind da sicherlich aus völlig anderem Holz geschnitzt, und doch, sie sprechen vielerorts ohne spürbaren Willen zum Abgesang eine Sprache aus einer längst vergangen Zeit. Das funktioniert irgendwie, weil noch so viele alte Säcke diese sprechen. Es ist diesem Album zu verdanken, dass die Grenzen des Genres endgültig vor Augen geführt werden. Auf höchstem Niveau scheitert "Tales of Transit City" an der Jetztzeit. Alles ist falsch, aber es hat Qualität.
Highlights
- Transit
- Mr. Busdriver
- You
Tracklist
- Transit
- Mr. Busdriver
- Dream on
- Let go
- Chase the day
- Judith
- Cats in the alley
- Just to fall asleep
- You
Gesamtspielzeit: 43:05 min.
Referenzen
Pink Floyd; The Doors; Nick Drake; Tame Impala; Jimi Hendrix; Led Zeppelin; Portugal. The Man; The Machine; Vibravoid; My Brother The Wind; The Grateful Dead; Benno Herz; Bob Dylan; Naam; The Alan Parsons Project; Roger Waters; David Gilmour; Porcupine Tree; Marillion; Tangerine Dream; Emerson, Lake & Palmer; Yes; Blackfield; Can; Peter Gabriel; King Crimson; Porcupine Tree; Wilco
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Plattentests.de-Forum
- Okta Logue - Runway markings (15 Beiträge / Letzter am 07.08.2019 - 08:15 Uhr)