The Boxer Rebellion - Promises
Absentee / Rykodisc / Warner
VÖ: 17.05.2013
Unsere Bewertung: 4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
In einer anderen Welt
Richtig gute und auch manche richtig schlechte Platten lassen immer wieder verstehen, was diese Welt im Innersten zusammenhält. Die richtig guten können es uns sagen, die schlechten erlauben einen Blick in den Abgrund, wie aus Versehen. The Boxer Rebellion sind eine Art Zwischenfall. Wäre die Welt so, wie es ihr neues Album "Promises" suggeriert, es wäre eine Welt, in der Coldplay die größte Band dieses Planeten sind. Mit Abstand. Überall versucht "Promises" jene Herzen im Sturm zu erobern, die noch Platz lassen für einen weiteren Epigonen der allergrößten Gefühle im Jahre 2013. In jedem einzelnen Akkord, in jedem gesäuselten Falsett von Nathan Nicholson scheint Chris Martin leise mitzusummen. The Boxer Rebellion sind Fans geblieben, das Abbild des Vorbilds.
Weiterhin würden in dieser Welt OneRepublic Songs für Til-Schweiger-Filmchen schreiben, die nett anzusehen sind, aber schlussendlich jeden Ehrgeiz vermissen lassen, ohne Kompromisse etwas Schönes zu schaffen. Die Qualität der Kunst würde sich bemessen an der Anzahl der Konsumenten – und das bekrittelnde Feuilleton würde freilich nicht einmal zu den Premieren geladen. Diese Welt wäre künstlich, mit Hang zur glänzenden Oberfläche. Sie würde übertriebene Lautstärke genauso lieben wie die Wiederholung des Immergleichen, wie es "Take me back" so eindrucksvoll durchexerziert. Sie würde den einfachsten Weg von A nach B wählen, Melodien lieber recyclen als den Hörer auf unbekanntes Terrain führen, sie würde ihre Klamotten bei H&M kaufen und Kim Kardashian für stylish halten. Sie würde Platten überproduzieren und die eigenen 80er-Keyboards nicht von den Originalen kennen, sondern von Editors.
Diese Welt würde die angestaubten Klavierakkorde von "Low" für ein Anzeichen von Tiefgründigkeit halten, und sie würde den Streifen Hoffnung am Horizont von Streichern untermalen lassen. Sie würde denken, alles würde irgendwie schon wieder werden, sie würde sich am Leben halten mit Phrasen und Reimen aus "me", "see" und "she". Sie würde Shirts mit dem Aufdruck "I love New York" für ein Zeichen von Weltoffenheit deuten. Es wäre eine Welt ohne Extreme, mit lieben Menschen und kleinen Leiden. Es wäre eine Welt der großen Gesten, abgeschaut vom Hollywoodkino und von einer Interpretation des Pop-Rock, die aus beiden Genres meist nur das Langweilige zu ziehen vermag. Es wäre eine Welt, die vor allem schwer okay ist, so wie der fluffige Titeltrack. Es wäre eine Welt, die dem Leben den Stachel zieht.
Highlights
- Promises
Tracklist
- Diamonds
- Fragile
- Always
- Take me back
- Low
- Keep moving
- New York
- Safe house
- You belong to me
- Dream
- Promises
Gesamtspielzeit: 43:00 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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Dan Postings: 367 Registriert seit 12.09.2013 |
2021-09-23 12:27:55 Uhr
Wenn man bedenkt, wo Coldplay (die ja in der Rezi herangezogen werden) mittlerweile stehen und wie sie klingen, ist das Album eine richtige Wohltat für die Ohren. 4 mickrige Punkte kann ich wirklich nicht nachvollziehen. *Kopfschüttel* Gerade in den letzten Tagen wieder gehört und obwohl es nicht mein liebstes von ihnen ist, halte ich es für durchaus gelungen. |
musie Postings: 3997 Registriert seit 14.06.2013 |
2015-01-13 16:10:37 Uhr
ja diese stelle ist ein klassiker. wie auch: I feel I have no will Frankly, I'm exhausted It's not been a good day |
Frank Shankly Postings: 374 Registriert seit 26.10.2013 |
2015-01-13 12:16:25 Uhr
Wo kommt das denn ejtzt wieder her? Hab ich zufällig auch vor ein paar Tagen wieder ausgegraben, passt irgendwie zur Januar-Stimmung, dieses distanzierte Vergänglichkeits-Gefühl, wenn ich das mal so ausdrücken darf. Further than I ever was, Further than I ever was.. |
MopedTobias (Marvin) Mitglied der Plattentests.de-Schlussredaktion Postings: 20091 Registriert seit 10.09.2013 |
2015-01-10 11:32:29 Uhr
War schon ein Wahnsinnssong oder? Keine Ahnung, wie die den rausgehauen haben. Wobei das Album insgesamt auch klar ging, die 4(?), die es hier bekommen hat, fand ich auf jeden Fall nicht gerechtfertigt. |
Desare Nezitic Postings: 5406 Registriert seit 13.06.2013 |
2015-01-10 11:08:53 Uhr
Ach ja, "Diamonds"... Da beschleicht sich bei mir schon so ein "damals"-Gefühl :/ |
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Referenzen
The Temper Trap; Elbow; Tired Pony; Doves; Geneva; Coldplay; Keane; Snow Patrol; Ghosts; Morning Runner; Thirteen Senses; South; Starsailor; The Maccabees; British Sea Power; The Electric Soft Parade; Suede; The Tears; Idlewild; Strangelove; The Stills; Longview; Red Light Company; U2; Echo & The Bunnymen; Editors; The Cinematics; White Lies; Placebo; Muse; Wintersleep; Ghost Of Tom Joad; Life In Film; Seachange; The Longcut; Adorable; The Candyskins; The Seahorses; Manic Street Preachers; The Departure; Athlete; Delaware; One Night Only; Haven; I Am Kloot
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