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Watsky - Cardboard castles

Watsky- Cardboard castles

Steel Wool / Emm / Welk / Fontana / Universal
VÖ: 14.06.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Uncool ist das neue Cool

Man kann Rap und Pop auch zusammenführen, ohne sich dabei zum Panda Affen zu machen. Am besten funktioniert das, wenn man die richtigen Leute kennt: Zum Beispiel Kate Nash, die George Watsky auf seinem neuen und zweiten Studioalbum featured. Wie hat er die denn bitte rumbekommen? Watsky kommt daher wie der Stereotyp eines Studenten des Ingenieurwesens. Wie heißt es so schön: Karohemd und Samenstau – ich studier' Maschinenbau. Reichlich verklemmt und kleinbürgerlich erscheint der Junge in seiner karierten Lieblingsklamotte. Auf den ersten Blick ahnt keiner, was wirklich in ihm steckt: Der Junge ist internationaler Poetry Slam Champion und ein ziemlich versierter Rapper. "He's pale. He's bugged out. He's talented. He raps very fast. And he's got the Internet going nuts", beschreibt ihn sein Label. Damit punktet man halt bei den Frauen.

"Hey asshole" nennt sich der Titel, den Watsky und Nash gemeinsam aufgenommen haben. "Hey asshole / See the sun is shining" – Du Pisser, was ziehst Du denn so eine Fresse bei dem guten Wetter? Wetterfühligkeit im HipHop ist ja nichts Neues: So mancher Rapper fühlt sich schließlich nur im Kugelhagel und strömenden Blutregen wohl. Watsky scheißt aber eben auf Stereotypen und so ein "asshole" zwischendrin ist schon das Maximalmaß seiner Polemik, eine Pumpgun oder ähnliche Utensilien besitzt er auch nicht. Der Aufbau des Tracks erinnert an The Streets, nur dass Mike Skinners Cockney dem klaren US-Englisch Watskys weicht. Aber dafür ist ja Nash dabei, die eine dezente Spur London-Spirit ins Mikrofon haucht. Wenn Watsky in der zweiten Strophe des Titels ansetzt und sein Sprechgesang volle Fahrt aufnimmt, liegt auf der Hand, was der Junge drauf hat. Das hat etwas vom jungen Eminem, nur dass Watsky offenbar keine miese Kindheit hatte. Trotzdem ist er kein Vanilla Ice geworden. Dafür ist er wohl zu klug.

In "Ugly faces" dreht Watsky den Geschwindigkeitsregler auf Anschlag – das ist Highspeed-Rap auf Busta-Rhymes-Level, den es in dieser sympathisch dargebotenen Form selten gibt. "Back in the day / Daddy would say / That if I kept on making ugly faces / And I wasn't careful it'd stay that way" – hätte er nur mal auf Papa gehört, das bleibt jetzt so. Eine Parole wie "Kill a hipster" steht dem bübischen Style-Verweigerer ganz gut und sähe auf einer Friedrichshainer Altbauwand auch nicht so schlecht aus. "Kill a hipster / Save your hood", kombiniert er in seinem sarkastischen Mordaufruf. Die wollen doch nur spielen, aber es geht eben ums Prinzip. Mit "Sloppy seconds" wagt Watsky noch ein Experiment: Poppig inszeniert, mit anleitender Piano-Line und einer unaufdringlichen E-Gitarre zwischendurch gesteht der Kalifornier irgendwo zwischen kalter Pizza, Batik-Shirts und unerwünscht-kitschigen Augenblicken seine Liebe: "I'm fucked up just like you are / And you're fucked up just like me."

Die bewaffneteren Kollegen lachen und bezeichnen Watskys Wirken abfällig als "Comedy HipHop". Wenn man denn im Schema bleiben möchte, dann ist dieses aber viel mehr der "Dramedy" zuzuordnen, denn das tragische Element des Außenseiters trägt Watsky jederzeit mutig selbstironisch vor sich her. Dabei hat er sich von den Lachern der anderen längst freigemacht und seinen eigenen respektablen Weg eingeschlagen. "Wir sind gar nicht so cool, wie ihr denkt", rief Panda-Cro 2012 beim Berlin Festival der kreischenden Teenie-Meute entgegen. Bei George Watsky denkt das gar nicht erst einer. Cooler Typ.

(Pascal Bremmer)

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Highlights

  • Ugly faces
  • Kill a hipster
  • Hey asshole
  • Sloppy seconds

Tracklist

  1. Fireworks
  2. Strong as an oak
  3. Moral of the story
  4. Ugly faces
  5. Skit #1
  6. Kill a hipster (feat. Chinaka Hodge)
  7. Hey asshole (feat. Kate Nash)
  8. All I need is one
  9. Tiny glowing screens pt. 1
  10. Tiny glowing screens pt. 2
  11. Sloppy seconds
  12. Dedicated to Christina Li
  13. Skit #2
  14. The legend of hard head ned (feat. Dylan Saunders)
  15. Cardboard castles
  16. Send in the sun
  17. Dent in the moon (feat. Rozzi Crane) (Bonus Track)

Gesamtspielzeit: 62:04 min.

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