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Charli XCX - True romance

Charli XCX- True romance

Asylum / Warner
VÖ: 31.05.2013

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Auf den Mond verschossen

Charlotte Aitchison liebt vieles. Nicht nur die unflätigen Dinge, die sie im von ihr mitverantworteten Girl-Power-Hit "I love it" dem schwedischen Mädelsduo Icona Pop auf den Leib schrieb. Neben ihrem Freund, mit dem sie gerade frisch zusammengezogen ist, liebt Aitchison In-der-Nase-Bohren und eine große Klappe gegenüber etablierten Pop-Größen. So steckte die Britin anlässlich einer Coldplay-Supportshow Chris Martin einmal ihr kleines Spielzeugpony als Glücksbringer zu, verbunden mit der Bemerkung, er würde es nötiger brauchen als sie selbst. Ihrer Plattenfirma erklärte sie zudem die Buchstabenkombination XCX mit "x-rated cunt x-rated", damit die Bosse etwas zu knabbern hatten – wie mag also die "True romance" aussehen, um die es auf Aitchisons Debüt geht? So, na ja, wüst wie die Guteste auf dem Cover etwa?

Dazu muss man wissen, dass Charli XCX gerade einmal Anfang 20 ist und man es in diesem Alter eben schwer hat mit der Liebe: immer alles durcheinanderbringen, das meiste falsch und nur zufällig mal was richtig machen. Da heißt es erst "Take my hand" oder "You're the one" und gleich darauf "Stay away" oder "Set me free" – allesamt Songs auf diesem Album, die darauf hindeuten, dass sein Titel wohl doch ohne große Ironie zu lesen ist. Wer hier wen zum Teufel wünscht oder gerade verschossener ist als die oder der andere, ändert sich ständig: Von "You broke my heart and fucked with my head again" bis "How can I fix what I fucked up?" sind es nur ein paar Tracks. Deren Güte schwankt allerdings mitunter analog zum Gemütszustand, was "True romance" nicht immer zum Vorteil gereicht.

Zwar schreibt Aitchison seit ihrem achten Lebensjahr Songs, weiß daher, wie es geht und hat außerdem kompetentes Mischpultpersonal an ihrer Seite. Trotzdem kann sie sich nicht recht zwischen laszivem Electro-Pop, Witch-House-Spukereien für hip bemützte Kids und ansatzweisem HipHop mit Stielaugen Richtung Charts entscheiden. Doch vielleicht will sie auch gar nicht. Der vollmundig schmatzende Hedonismus-Bolzen "Nuclear seasons" gibt jedenfalls einen prächtigen Auftakt ab, "Take my hand" macht dank flinker Sequenz so viel Bewegung und Dynamik, dass der unentschlossene Wurmfortsatz am Ende nicht ins Gewicht fällt, und sogar die Single "You (ha ha ha)" samt gepitchter Stimmfetzen zwecks Hörbarmachung emotionaler Migräne kann man durchwinken, auch wenn es im Grunde nicht allzu weit damit her ist.

Mit der Zeit aber bekommt die Nachsichtigkeit zusehends Risse. Schuld sind Halbgarheiten wie das ungelenk R'n'B implementierende "Cloud aura" unter Mittun von Brooke Candy oder "Lock you up", ein Balladenspaziergang unter lediglich matt funkelndem Sternenhimmel. Gut möglich jedoch, dass solche ursprünglich als Ausfälle empfundene Stücke unter anderen Gefühlsbedingungen plötzlich ungeahnte Qualitäten entfalten – und man dann ausgerechnet das launige "Stay away", den enthusiastischen Ohrwurm "What I like" und "You're the one", das The Knifes "Heartbeats" maßvoll entschleunigt, auf keinen Fall hören mag. So gesehen kann es Charli XCX mit diesem Album einfach niemandem recht machen: Wegen irgendetwas will man sie immer auf den Mond schießen. Aber das macht sie bald bestimmt selbst. Sie will schließlich noch hoch hinaus.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Nuclear seasons
  • Take my hand
  • What I like

Tracklist

  1. Nuclear seasons
  2. You (Ha ha ha)
  3. Take my hand
  4. Stay away
  5. Set me free
  6. Grins
  7. So far away
  8. Cloud aura
  9. What I like
  10. Black roses
  11. You're the one
  12. How can I
  13. Lock you up

Gesamtspielzeit: 47:06 min.

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User Beitrag

Demon Cleaner

User und Moderator

Postings: 5646

Registriert seit 15.05.2013

2013-06-20 11:47:03 Uhr
5/10 finde ich etwas wenig. Genauso wie die Pitchfork-8.3 etwas zu viel ist. Gutes Popalbum so bei 7/10 mit einigen tollen Singles. Nicht mehr, nicht weniger.
Fünf Gramm Sommerregen
2013-04-30 13:40:42 Uhr
Gestern im Vorprogramm von Imagine Dragons in Frankfurt gesehen. Ziemlich stumpfsinniges und einfallsloses Klanggematsche und das aufgesetzte Gehabe von der guten Frau war auch ziemlich nervig. Das einzig halbwegs erträgliche war "I Love It".

Imagine Dragons hingegen war super!
Demon Cleaner
2013-04-25 14:01:01 Uhr
Hat nun auch mit "I Love It" recht wenig zu tun. Guter Sound in jedem Fall, könnte eines der Popalben des Jahres werden. Bisher hab ich aber nur die Singles gehört und bin gespannt, ob sie wirklich ein ganzes Album stemmen kann.
tuxx
2013-04-25 12:40:57 Uhr
Jo, klasse Album. Wesentlich besser als das von Icona Pop, die ja sehr ähnlich sind.
koekoe
2013-04-25 11:32:47 Uhr
Etwas dunklerer Pop, ein Haufen guter Produzenten, alles ziemlich mainstreamkompabtibel - kurzum: genau das, was ich gerade brauche.

Achja eine ziemlich gute Verwendung von Gold Panda's 'YOU' ist auch dabei.

https://soundcloud.com/charlixcx
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