Hedvig Mollestad Trio - All of them witches
Rune Grammofon / Cargo
VÖ: 10.05.2013
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
Die hohe Schule
Die Norwegische Musikhochschule liegt mitten im westlichen Teil von Oslo. Der benachbarte Stadtteil Frogner ist gespickt mit Villen, der Skulpturenpark des größten norwegischen Bildhauers Gustav Vigeland liegt nicht weit entfernt, ebenso die Uni. So richtig alternativ ist das Viertel also nicht, auch wenn das Betong, einer der besten Rockkeller, gleich um die Ecke ist. Zum Glück ist Norwegens Jazz-Szene, die sich zu einem nicht unerheblichen Teil aus Absolventen der Schule rekrutiert, weniger konservativ.
Auch Hedvig Mollestad hat an der Musikhøgskole studiert. Das hört man auf "All of them witches" noch viel mehr als auf dem ersten Album ihres Trios. Im Gegensatz zu den manchmal brachialen Rockriffs auf "Shoot!", die auch vor einem Melvins-Cover nicht zurückschreckten, geht die Gitarristin hier etwas filigraner zu Werke. Zumindest manchmal. Es gibt immer noch vom wilden Schwein gebissene Abfahrten wie "The new Judas", dessen Soli sich so wunderbar präzise aufeinanderstapeln. Aber an anderer Stelle schalten die drei Musiker öfter mal einen Gang zurück, besinnen sich darauf, der Atmosphäre ein wenig Raum zu lassen und spielen nebenbei mit vermeintlich einfacheren, unspektakulären Mitteln ganz groß auf.
Das brütende "Code of Hammurabi" ist so eine Großtat. Lupenreine Jazz-Skalen wimmern über tief dröhnenden Bassläufen, das Schlagzeug verlangsamt den Song manchmal bis ins Doomige und zerrt die Gitarre dann hinter sich her. Es folgen einige dunkel wummernde Riffs, bevor sich Mollestad aus dem Griff der Rhythmus-Fraktion befreit und wieder anfängt, auf den Saiten zu tanzen. Die zehn Stücke auf "All of them witches" sind - ganz in Jazz-Manier - weniger Songs und mehr Collagen. Mollestad und ihre Bandkollegen bleiben aber immer in ihrer Spur und gleiten niemals ins Beliebige ab. Zum einen liegt das natürlich an den angenehm kleinen Happen, zum anderen fängt die Band in jedem Stück eine andere Atmosphäre ein und hangelt sich daran entlang. Immer ist ein Hauptthema erkennbar. Da wären zum Beispiel das fast Western-artige "Ghrá rúnda", das sich selbst erklärende "Lake acid" oder das schlagzeuglastige "Indian driving". Und so wiederholt sich "All of them witches" nie, ist für ein Jazz-Album erfreulich zugänglich und für eine Rock-Platte nicht zu verkopft. Hedvig Mollestad hat viel gelernt in der Schule.
Highlights
- Sing, goddess
- Code of Hammurabi
- Ghrá rúnda
Tracklist
- Sing, goddess
- The rex
- Lake acid
- Achilles
- The new Judas
- Code of Hammurabi
- Indian driving
- Shawshank
- Ghrá rúnda
- Kathmandu
Gesamtspielzeit: 41:42 min.
Referenzen
Karma To Burn; 65daysofstatic; Steve Vai; Don Caballero; Yakuza; Joe Satriani; Earthless; Kyuss; Ten East; Yawning Man; Melvins; Dark Tooth Encounter; Earth; Fu Manchu; The Grateful Dead; Frank Zappa; Pelican; Russian Circles; The Atomic Bitchwax; Black NASA; Nebula; Year Long Disaster; Fatso Jetson; Clutch; Bakerton Group; Masters Of Reality; Ufomammut; U.S. Christmas; Gomer Pyle; Josiah; Shrinebuilder; Miles Davis; Dave Brubeck Quartet; John Coltrane; Gov't Mule; The Allman Brothers Band; YOB; OM; Ché; Red Sparowes; A Silver Mt. Zion; Godspeed You! Black Emperor; Don Caballero; Battles; Orquesta Del Desierto; Dead Meadow
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