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Emma Louise - Vs head vs heart

Emma Louise- Vs head vs heart

B1 / Universal
VÖ: 17.05.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Mit Gemütlichkeit

Abgesehen vom eigenen Erfolg übernimmt Jacob Dilßner alias Wankelmut mit seinen Veröffentlichungen gleichsam unfreiwillig die Rolle des Vermittlers. Er bietet mit seinen Remixes eine breitere Plattform für Menschen, die sich mit dem jeweiligen Künstler vermutlich nie beschäftigt hätten. So war es bei Asaf Avidan und dessem krächzenden "Reckoning song", und so ist es mit Emma Louise Lobb. Die gebürtige Australierin ist dem Ruf des Berliners Wankelmut gefolgt. Sie entschieden sich für eine Neuinterpretation von Lobbs Song "Jungle", erweiterten den Titel ein wenig, unterfütterten ihn mit Beats und formten so einen sommerlichen, technoiden Deep-House-Popper.

Der Song hängt auf Emma Louises Debütalbum "Vs head vs heart" als Bonus-Track an, ist nicht nur deshalb Fremdkörper der Platte und taugt mehr als Begleitmusik für Viva-Seher, die sich mit einem Hugo aus der Dose am See demonstrativ auf ein Handtuch neben das "Baden verboten"-Schild setzen. Kann man mal machen. Aber wenn der Fokus schon auf die junge Lobb gelegt wird, dann doch bitte auf ihr eigenes, von Remixes unberührtes Material. "Jungle" in seiner Ursprungsversion - zugleich der Durchbruch für die damals 16-Jährige, nach dem sie den Song online gestellt hatte und daraufhin entdeckt wurde - nutzt reale Drums zusätzlich zum umherkriechenden Beatwurm, und dennoch treiben beide im Dialog nicht Lobbs zarte Stimme vor sich her, wie es die Neuauflage nachhaltig versucht. Hetzen ist hier nicht, denn Gemütlichkeit war im Dschungelbuch schießlich schon immer Trumpf.

Auch der Rest von "Vs head vs heart" schreibt sich Diskretion auf die Fahnen. Der elektronische Unterbau ist subtil gestaltet und zerfrisst keine Songs. Im Mittelpunkt stehen funktionale Singer-Songwriter-Nummern, meist geführt von Akustikgitarre und Piano und jeweils ergänzt um ein Bandgerüst. "Stainache" beispielsweise, ein aus "Stained heartache" gebildeter Neologismus, erfreut sich an einer sanften Steigerung und schreit genau wie "17 hours" vor Zerrissenheit und Verletzlichkeit nach einer Wund- und Heilsalbe: "And we love then we part / And I fall at your mouth / And we love then we part." Handelt es sich dabei um den gleichen rumgammelnden, dauerrauchenden Typ wie in "Boy", steht da wohl alsbald ein klärendes Vier-Augen-Gespräch an. Vermutlich hat auch er The Nationals "Sorrow" in "Pontoon" hineingeschmuggelt und es keinem erzählt, vor allen Dingen nicht den Credits. Also lieber Themenwechsel.

In "Atlas eyes" schmoren Synthies zu einem eingespeisten Spoken-Word-Teil und dem bis dato erstmaligen Auftritt der Stromgitarre. Letztlich sind sie allesamt aber nur Lobbs Hofstaat. Ihre Stimme, ansatzweise vorstellbar als vokale Kreuzung aus geerdeteren und weniger brüchigen Versionen von Ellie Goulding und Sarah McLachlan, suggeriert mit ihrem konsequenten Wanderzug durch die Kopfnoten auf Dauer vielleicht etwas Eintönigkeit, nutzt aber schlichtweg die volle Bandbreite der durchweg entspannten Atmosphäre aus. Wenn es nicht so ein ätzendes Wort wäre, "chillig" träfe es wohl. Deshalb öffnet "Freedom" vorsorglich das Cabrioverdeck und "Braces" parkt direkt auf der Düne. Rast für den Kopf-Herz-Kampf.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Jungle
  • 17 hours
  • Stainache

Tracklist

  1. Jungle
  2. 17 hours
  3. Atlas eyes
  4. Boy
  5. Stainache
  6. Mirrors
  7. Freedom
  8. Braces
  9. Cages
  10. Pontoon
  11. To keep me warm
  12. My head is a jungle (Bonus) (Wankelmut & Emma Louise)

Gesamtspielzeit: 51:57 min.

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