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Gran Noir - Alibi

Gran Noir- Alibi

Lakedrive / Irascible
VÖ: 24.05.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Unendliche Weiten

Gran Noir, das große Schwarze – was ist hier gemeint? Das "kleine Schwarze" für Adipöse, Shaquille O'Neal oder doch ein 0,5er Köstritzer? Nichts von alledem trifft zu. Was sich aber definitiv festhalten lässt: Kurt Ebelhäuser hatte hier seine produzierenden Finger im Spiel, und dessen Band Blackmail verfügt über einen ebensolchen Schwarzbezug, sodass die Frage nach seiner Lieblingsfarbe sich wohl erübrigt hätte. Dabei sei mal vorsichtshalber dahingestellt, ob nun eine Farbe ist oder nicht. Jedenfalls haben sich Gran Noir in der Musikszene zum Geheimtipp gemausert. Bereits nach den ersten Demos verglichen sie einschlägige Medien munter mit Muse, Sludge, Queens of the Stone Age und - ach ja - Blackmail. Gefährliche Vorschusslorbeeren.

Irgendwo zwischen Peking, Zürich, deutscher Provinz und WG-Party-WC-Warteschlange entstand das Bandprojekt Gran Noir. Wie es sich für ordentliche Musiker gehört, spielte dabei – der offiziellen Pressemeldung folgend – der Alkohol eine erhebliche Rolle. Der mache wagemütig, sagt man ja. Und um den Volksmund weiter sprechen zu lassen: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Die Story ist gut, die besagten Vergleiche versprechen einiges, also: Ist "Alibi" ein Gewinneralbum oder nicht? Die Antwort lautet kurz und knapp: ja. Als "stoniger Indie-Rock mit Punk-Attitude" bezeichnet das Quintett sein eigenes Schaffen, und das trifft es ziemlich genau. Das Debüt-Album der Gruppe lebt im Wechselspiel von dicken Gitarrenwänden mit vierviertelgetaktetem Herzen und melodiös-instrumentierten Lines. Das ist durchaus spektakulär.

"We fall apart" beginnt mit dem Basslauf und einer gesungenen Einführung. Gestückelt vorgetragene Gitarren schalten sich ins Geschehen ein und leiten auch die Bridge in der zweiten Hälfte an, die nach fürchterlich heulendem Geplänkel das Ruder wieder der Leadstimme überlässt. Ein ganz anderes Stück ist die Erstauskopplung "Mirrors". Diese legt zunächst feurig los, innerhalb von Sekunden zieht die erste rauchige Wand auf, welche es dem klangvoll inszenierten Refrain zu durchstoßen gelingt. Schließlich will der Brand im zweiten Drittel gelöscht werden, bevor die Flammen abschließend noch einmal auflodern. Wunderbar kaschierte Breaks verwandeln das melodische Spektakel zum Tanz. Die Einleitung von "Panic" erinnert an "Everlong" von Foo Fighters, allzu ähnlich sind die Einsätze getimt – und das ist ein Kompliment! Fortschreitend trägt der Beat das Klagen des panischen Protagonisten voran, bis dieser am Ende in tösender Atmosphäre nichts mehr weiter als die Katastrophe vor Augen hat.

Das Weltall, unendliche Weiten, wir schreiben das Jahr 2013 - hiervon ist bei Gran Noir die Rede. Weitläufig und rätselhaft wie der kosmische Raum präsentiert sich deren Debüt. Wie ein atmosphärisch-exorbitanter Nebel in den Tiefen ragen die Songs der Truppe unüberschaubar empor. Innerhalb eines Albums und eines Genres gelingt eine solch von Diversitäten geprägte Ausarbeitung eigentlich nur den ganz Großen. Keinen anderen Anspruch, als dort eines Tages hinzugezählt zu werden, sollte daher jener von Gran Noir sein.

(Pascal Bremmer)

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Highlights

  • We fall apart
  • Mirrors
  • Panic

Tracklist

  1. A new day
  2. We fall apart
  3. Mirrors
  4. Near / far
  5. Harbour men
  6. Endless distance
  7. But future!
  8. Holiday
  9. Over forever
  10. Panic
  11. Take me over
  12. One of them

Gesamtspielzeit: 42:56 min.

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