W-H-I-T-E - III
Aagoo / Cargo
VÖ: 31.05.2013
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Je ne griäh
Nein, diese Überschrift ist nicht doof, sondern Helge-Schneider-Französisch für "Ich bereue nichts". Soll heißen, dass sich niemand schämen muss, falls ihm diese dralle Sammlung an Wohlklängen zu Ohren kommt. Auch wenn die Frühwerke "Sunna" und "Twin tigers" eher in konstruierten Kampf mit Küchengeräten ausarteten und die Deutung des Akronyms W-H-I-T-E als "White Horses In Technicolor Everywhere" eine enorm bescheuerte abgibt. Demnach steht P-L-A-T-T-E-N-T-E-S-T-S also für "Personifizierte Laien Attestieren Tausendmal Täglich Endlos Nervenden Tonträgern Eine Spürbare Tonale Seltenheit", oder wie? Vergesst es.
Cory Thomas Hanson ist ein sensibler Ex-Student aus Kalifornien, der diesmal ein heiteres Sammelsurium aus krautrockigen Handarbeiten, synthetischer Glückseligkeit und Wänden aus schönem Geräusch zur Schau stellt. Musiker, die beim Spielen zumeist auf ihre Schuhe starren, werden darüber hellauf begeistert sein. Ihre vor der Bühne rumdrucksenden, mondblassen Jünger nicht minder. Auf Neudeutsch sagt man Shoegazer zu solchen Wesen und meint damit verdorrte Jungmänner, die ihre Kindheit überwiegend im Schrank verbracht haben dürften.
"III" beginnt ganz schüchtern mit einem hallenden Wassergluckern und endet nach einer akademischen Dreiviertelstunde mit dem Quietschen einer lärmenden Maschine als gedachtem Klimax. Dazwischen spielt sich tatsächlich manches ab, jedoch immer im Rahmen der gewollten britischen Zurückhaltung bleibend. Falls zu diesem Album getanzt werden darf, dann nur in Filzpantoffeln und mit volljähriger Begleitperson, bitte.
"I wasn't afraid" klingt vorzeigbar und einnehmend; die hymnischen Flächen über dem zurückgepfiffenen Bristoler Ravebeat und der eindringlichen Falsettstimme sind bestens austariert. "Can't fight the feeling" in all seiner Opulenz, "Pretty Creatures" mit sanft untergeschobenen Rimshots oder das unbekümmerte "Demons" gesellen sich dieser duftenden Klangwolke aus Ambient, zeitgenössischem Folk, britischer 90er-Jahre-Tanzmusik und vergessener Psychedelia hinzu, ohne deren Konsistenz für den Rest der Platte aufs Geringste zu beeinflussen. Ein Ergebnis, das nach den verquasten Vorgängern gewiss nicht zu erwarten war.
Hanson wirft oft die Namen Brian Eno, Cluster und John Lennon in den Raum, wenn er von Einflüssen zu diesem Album spricht und sich zugleich Moby als imaginären Remixer wünscht. Selbst Künstler wie Engineers, Fleet Foxes und Ulrich Schnauss stünden ihm als Referenzen gut zu Gesicht. Dazu schielen die seligen This Mortal Coil durchs halboffene Fenster; auf den Schultern von Cocteau Twins sitzend und versonnen in sich hineinlächelnd. Es weht ein frisches Lüftchen im Hause W-H-I-T-E, dem man freudig Einlass gewährt. Genuss ohne Reue sozusagen.
Highlights
- I wasn't afraid
- Can't fight the feeling
- Pretty Creatures
- Demons
Tracklist
- Intro
- I wasn't afraid
- Can't fight the feeling
- Friends
- Pretty creatures
- Demons
- Deep water
- Lost
- Swim
- Wet jets
- Building on
Gesamtspielzeit: 43:23 min.
Referenzen
Engineers; Brian Eno; Cluster; Ulrich Schnauss; This Mortal Coil; Fleet Foxes; Cocteau Twins; Sigur Rós; Tangerine Dream; Band of Horses; Primal Scream; John Lennon; Moby; La Düsseldorf; The Raveonettes; Slowdive; School Of Seven Bells; Chapterhouse; Black Tape For A Blue Girl; Love Spirals Downwards; Guided By Voices; Seefeel; Dark Orange; The Beatles; Curve; Ride; Pale Saints; My Bloody Valentine; The Jesus And Mary Chain; Rialto; Sonic Youth; Galaxie 500; The Byrds; Explosions In The Sky; Lush; A Place to Bury Strangers; Honolulu Mountain Daffodils; Dead Can Dance; Beirut; Mumford & Sons; Arcade Fire; Get Well Soon; Sebastien Tellier