Andrew Stockdale - Keep moving
Universal
VÖ: 07.06.2013
Unsere Bewertung: 8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Mutter & Söhnchen
Henne oder Ei? Was interessiert das schon Andrew Stockdale. Er sei beides, behauptet er sinngemäß – und das sei er auch schon immer gewesen. Wolfmother sei ohnehin zu jeder Zeit ein Solo-Projekt gewesen. Wer den dicht-schopfigen Australier bei seinen Versen am Instrument begleitet, das sei am Ende doch egal. Mutter und Söhnchen Wolf in symbiotischer Einheit also. Freud nennt das Mutterkomplex, Stockdale Testosteron oder so. Na denn. An Selbstvertrauen hat es dem Typen jedenfalls nie gemangelt. So erscheint nun seine erste Solo-Produktion "Keep moving". Viel geändert hat sich auf den ersten Blick tatsächlich nicht. Das mag auch daran liegen, dass das letzte Line-Up von Wolfmother Stockdales Egotrip geschlossen gefolgt ist.
Zu Beginn tragen gefühlte 1.000 Gitarren Stockdales Gesang – war es jemals anders? Riff reiht sich an Riff an Riff, da wird der geschickteste Segler seekrank. Stockdale freut's, nie hat ihm etwas besser gefallen, als anderen auf den Sack zu gehen. Er ist Nervensäge, Vollproll und Inhaber besonders dicker Eier in Personalunion und das aus Prinzip. Fick Dich doch Zeitgeist, Classic Rock ist alles! Tatsächlich aber mischt sich zur Hälfte der Spielzeit plötzlich ein Song ins Arrangement, wie man ihn so gar nicht erwartet hätte. Gemeint ist "Suitcase", welches im Vergleich zu den sonstigen Rock-Tornados höchstens einen musikalischen Nieselregen aufziehen lässt. Ein einfacher, ruhig gehaltener Blues-Song, welcher dem Australier wesentlich besser zu Gesicht steht, als es bisher anzunehmen war. Wird Stockdale jetzt plötzlich doch zum Softie, hat er sein "Cosmic Egg" verloren? Von wegen. Der Track bleibt vorerst ein gut fünfminütiges Zwischenspiel, direkt im Anschluss zündet schon der nächste Sprengsatz.
"Of the Earth" beginnt mit einem schallenden Gitarrenaufreißer, zieht innerhalb weniger Sekunden den rauschenden Vorhang zu, der die Songstruktur umwebt und erhält. Eine dschungel-trommelnde Bridge wird von ätherischen Sechssaiter-Klängen verstärkt und mündet doch im reißerischen Zinnober, der Stockdales Rufen aus dem Abgrund folgt. In den letzten vier Songs der Platte verlässt Stockdale aber erneut bekannte Muster und spielt völlig unangemeldet ein paar gemütlich-ausgewogene Folksongs. "Black swans" ist einer dieser Titel, der verhältnismäßig nur so vor Freude strotzt, eine Trompete und fröhlicher Singsang zeichnen die Umrisse eines glücklichen Lebens. Ist der Rock'n'Roll nicht vielmehr der Ausdruck eines Strebens und weniger des Zustands, darf Stockdale überhaupt glücklich sein? Auch das schert ihn herzlich wenig. Er macht sich die Welt, wie sie ihm gefällt. Auch das könnte als ein Prinzip des Rock'n'Rolls ausgemacht werden.
Henne oder Ei? Die Frage stellt sich schließlich gar nicht. Das Wolfsküken ist flügge geworden und geht nunmehr eigene Wege. Das Söhnchen wagt den Spagat zwischen bekannten Modellen und ungeahnt neuartigen Wegen. Der Selbstausdruck steht dabei weiterhin im Vordergrund, wirkt aber bisweilen deutlich gesettelter. Der Titeltrack "Keep moving" ist so ein Song, der dem Klischee entspricht: Volle Kanne auf die Zwölf, ein eingängiges Riff als Leitfaden, Stockdales hallendes Gekeife. "Everyday done" hingegen sticht mit seiner vitalisierenden Mundharmonika und einer feingestreuten Brise Lebensmut heraus. Dass die Platte nicht am Kontrast derart entgegengesetzter Schaffensraster zerbricht, liegt an der feinsinnig ausgearbeiteten Dramaturgie, die Spannungen und Entspannungen auf's Wunderbarste zu koppeln versteht. Stockdale hat sich zu Herzen genommen, was er da selbst postuliert: "Keep moving" – bleib nicht stehen und sei bereit Dich zu verändern. Es ist ihm gelungen.
Highlights
- Keep moving
- Of the Earth
- Black swan
- Everyday done
Tracklist
- Long way to go
- Keep moving
- Somebody's calling
- Vicarious
- Year of the dragon
- Meridian
- Ghetto
- Suitcase
- Of the Earth
- Let it go
- Let somebody love you
- She's a motorhead
- Standing on the corner
- Country
- Black swan
- Everyday drone
- It occured to me
Gesamtspielzeit: 72:51 min.
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(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
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BVBe Postings: 802 Registriert seit 14.06.2013 |
2013-06-16 10:07:06 Uhr
Habe das Album soeben bei Amazon für 2,99 € heruntergeladen. http://www.amazon.de/gp/product/B00CW71ZU8/ref=dm_ty_trk . Es fehlt lediglich der 17. Track "It Occured To Me". |
IFart |
2013-06-13 13:09:07 Uhr
Ist das vielleicht die coolste platte des sommers? |
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Referenzen
Wolfmother; Led Zeppelin; Black Sabbath; Deep Purple; Thin Lizzy; Steppenwolf; The Subways; Hawkwind; We; Dead Meadow; The Atomic Bitchwax; Spiritual Beggars; Clutch; Mustasch; Dozer; Lowrider; Grand Funk Railroad; Cream; Kiss; Ac/dc; The Company Band; The Black Crowes; The Sword; The Answer; Saviours; Queens Of The Stone Age; The White Stripes; Kings Of Leon; The Sheepdogs; Tom Petty; Bruce Springsteen; Bob Dylan; Richard Thompson; Jackson Browne; Hank Williams; The Wallflowers; Ryan Adams; Teddy Thompson; The Band; Bonnie 'Prince' Billy; Billy Bragg; Ian Broudie; Gram Parsons; Johnny Cash; Neil Diamond; Kris Kristofferson; Lucinda Williams; Neil Halstead; Howie Beck; Lucky Jim; Pete Yorn; Steve Earle; Woody Guthrie; Kyuss; Five Horse Johnson; Soundgarden; Alice In Chains; Mother Love Bone; The Cult; Masters Of Reality; Hermano; Unida; The Doors; The Jimi Hendrix Experience; Diamond Nights; The Datsuns; Jet; The Dead Weather; Priestess; Audioslave; Eagles Of Death Metal; Black Rebel Motorcycle Club; Monster Magnet; Rose Hill Drive; Black Mountain; Year Long; Disaster; Valient Thorr
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- Andrew Stockdale - Keep moving (2 Beiträge / Letzter am 16.06.2013 - 10:07 Uhr)