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Roseaux feat. Aloe Blacc - Roseaux

Roseaux feat. Aloe Blacc- Roseaux

Tôt Ou Tard / Indigo
VÖ: 17.05.2013

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Die Farbkopierer

Die Wurzeln des französischen Bandprojekts Roseaux gehen auf das Jahr 2008 zurück. Ein ziemlich abgedrehter Radio-DJ namens Emile Omar wollte die Seiten wechseln und nunmehr als Musikschaffender sein Auskommen bestreiten. So setze er sich ans Reißbrett, holte sich drei multiversierte Instrumentalisten ins Boot und eine der ganz großen Soulstimmen unserer Zeit auf die Bühne: Aloe Blacc. Jener war zu dieser Zeit, knapp zwei Jahre vor seinem Durchbruchsalbum "Good things", noch vollkommen unbekannt. Glücklicherweise, denn ansonsten wäre diese Konstellation so wohl nie zustande gekommen. Auf deren gemeinsamen Erstwerk interpretieren Roseaux und Aloe Blacc elf Musikklassiker der verschiedensten Genres neu.

Zu Beginn versuchen sich Roseaux an "Strange things", einem nicht allzu bekannten Reggae-Klassiker von John Holt. Dabei erhalten sie den karibischen Flair des Stücks, schreiten aber eher vornehm im Salsa entlang der Strandpromenade, statt locker flockig das sandige Ufer entlang zu hopsen. Die Querflöte in der Bridge wirkt rattenfängerisch wie zu ihren besten Zeiten und zieht perfide in ihren Bann. Roseaux' Interpretation des The-Police-Klassikers "Walking on the moon" gelingt ebenso wunderbar. Während Sting weniger gefühlvoll denn euphoriegeladen-gellend intoniert, verleiht Blaccs Stimme dem Song eine äußerst stilvolle Note. Das gezupfte Cello leitet die Melodie in ihrem Fortschreiten an, bis ein klimperndes Jazz-Piano federführend übernimmt und eine dezente Posaune die Soundkulisse ferner vertieft. Wenn Blacc sich dann im letzten Refrain noch einmal zum apartgehaltenen Vibrato hinreißen lässt, ist die Neuinterpretation nahe dem Perfekten.

"We all must live together" bringt im Weiteren richtig Schwung ins Geschehen. Die zackig angeschlagene Akustikgitarre und das fabelhafte Schlagzeug mit dem auffälligen Hihat lassen dem House-Track der Gruppe Blaze sein Neugewand ganz außerordentlich gut stehen. Etwa zur Hälfte des Songs übernimmt eine – schon in ihrer Natur – leicht irre Hammond-Orgel das Ruder und lenkt das äußerst gelungene Zwischenspiel. Für Blacc gibt es kein Halten mehr, der Sänger legt all seinen Esprit in die Hookline, als stünde die Welt vor dem Untergang, und er wäre der letzte Optimist auf Erden. Auch an die ganz dicken Fische wagen Roseaux sich heran, covern Pearl Jams "Indifference" und verschieben das ohnehin schon bedrückende Stück noch tiefer ins Apokalyptische. "How much difference does ist make?", fragt sich der suizidäre Protagonist. Schauerliche Orgeltöne arrangieren das herannahende Begräbnis, und Blacc probt den bevorstehenden Nekrolog.

Alles passt zusammen: Die musikalische Ausgestaltung, Blaccs Zauberstimme, die Songauswahl. Omar hat in seiner komponierenden Funktion ganze Arbeit geleistet. Die goldrichtig platzierten Zahnräder greifen wunderbar ineinander, lassen das Detail erstrahlen und das Gesamtarrangement glänzen. Die zugrunde liegenden Stimmungsgefüge der Songvorbilder werden gelungen ins Akustisch-Jazzige transformiert, hauchen dem bisweilen leicht Angestaubten ganz neues Leben ein. Die Truppe legt ein graustufig bebildertes Blatt auf das Pauspapier und fertigt eine Farbkopie. "Es sind aber doch nur Coverversionen", könnte mancher nicht ganz zu unrecht anmerken. Aber auch das ist in diesem Fall Kunst. Und es macht Lust auf weitere Versionen desselben Machschemas, warum nicht auch mit eigenen Songs?

(Pascal Bremmer)

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Highlights

  • Strange things
  • Walking on the moon
  • We all must live together

Tracklist

  1. Strange things
  2. If you didn't love me (don't go away)
  3. Walking on the moon
  4. Girl you rock my soul
  5. We all must live together
  6. Clarao da lua
  7. Indifference
  8. More than material
  9. Try me
  10. Missing you
  11. If you didn't love me (don't go away) [Winter outro]

Gesamtspielzeit: 48:10 min.

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